Cast & Crew
- Darsteller: Luise Befort, Ludwig Simon, Michelle Barthel, Daniel Friedl, Mohamed Issa u. a.
- Ausführende Produzenten: Dennis Gansel, Peter Thorwarth und Jan Berger
- Regie: Anca Miruna Lazarescu und Mark Monheim
- Head-Autor: Jan Berger
- Produktion: Rat Pack Filmproduktion und Sony Pictures Film und Fernseh Produktions GmbH
Die bewusste Entscheidung der inhaltlich Verantwortlichen, ebendiesen Weg zu gehen, ist auch deshalb sehr begrüßenswert, weil es sich bei diesem Projekt schließlich genau genommen um ihre zweite Adaption (wobei Regisseur Dennis Gansel diesen Begriff bereits 2008 aufgrund der von ihm vorgenommenen gravierenden Änderungen als unpassend empfand) ein und desselben Werkes handelt. 1981 verfasste der US-Amerikaner Morton Rhue, der eigentlich Todd Strasser heißt, das Jugendbuch ‚The Wave‘, das wiederum auf einem veröffentlichten Bericht des Lehrers Ron Jones basiert, der tatsächlich einige Jahre zuvor mit seiner Klasse das ‚The Third Wave‘-Experiment durchgeführt hat, von dem man mittlerweile auf der ganzen Welt weiß. Insbesondere in Deutschland ist ‚Die Welle: Bericht über einen Unterrichtsversuch, der zu weit ging‘ seit vielen Jahren fest im Schulkanon verankert, weshalb eine weitere, in der damaligen Jetztzeit spielende Verfilmung im Prinzip nur eine Frage der Zeit war.
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Normalerweise wären also die idealen Voraussetzungen für ein klassisches Reboot gegeben gewesen. Aber weit gefehlt: Man setzte nicht nur auf neue Gesichter, sondern veränderte nahezu alles: Neue Rollen, neue Geschichte, neue Konflikte und eine vollkommen andere Herangehensweise. Dennoch dürften nicht wenige, die sowohl die alte als auch die neue «Welle» kennen, Parallelen ausmachen: Es wird in beiden Fällen beispielsweise sehr eindringlich erzählt. Außerdem wird gekonnt gezeigt, wie Gruppendynamiken entstehen, wie viel man als Gruppe erreichen kann, jedoch auch, wie instabil Gruppen sein können.
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Die Serie konzentriert sich auf einige wenige Schülerinnen und Schüler, die mit gezielten Aktionen gegen jene vorgehen, die für all das in der Welt stehen, was ihnen ein Dorn im Auge ist: etwa Ausländerfeindlichkeit, Umweltverschmutzung, die Waffenindustrie oder Massentierhaltung. Die Bewegung geht zwar auch hier von einem Einzelnen (dem „Neuen“) aus, aber eben von einem aus ihrer Mitte und nicht von einem Lehrer. Deswegen wäre es auch falsch, hier von einem Experiment zu sprechen, weil es nicht darum geht, neue Erkenntnisse zu gewinnen, sondern um das Einstehen für die eigenen Überzeugungen und das Setzen von Zeichen. Das Problem dabei ist nur, dass man mit jedem geglückten Coup ein wenig mehr glaubt, sich noch mehr zutrauen zu können, was auch gleichzeitig bedeutet, dass die Truppe immer häufiger gegen das Gesetz verstößt.
So gesehen findet hier eigentlich doch ein Experiment statt, jedoch eines, das nur der Außenstehende als ein ebensolches erkennen kann. Denn der Zuschauer sieht, wie die „Welle" entsteht, er weiß am meisten über ihre Mitglieder, erfährt nach und nach mehr über deren Stärken und Schwächen und wird in gewisser Weise sogar ebenfalls indirekt zum Beteiligten. Schließlich weiß sie oder er sehr genau, dass Sachbeschädigung ebenso strafbar ist wie Einbruch und trotzdem dürfte die Mehrheit mit den Teenagern sympathisieren. Dies geht so weit, dass das Publikum sich selbstverständlich irgendwann die Frage stellen (lassen) muss, wie weit es gehen würde. In welcher Figur erkennt man sich selbst am ehesten und handelt es sich dann auch um diejenige, die man selbst gern wäre? Das ist ein Grund, weshalb «Wir sind die Welle» auf einer anderen Ebene ein ähnlich Sogwirkung zu entfalten vermag wie die Vorlage.
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Auf die Darstellerinnen und Darsteller, die die Gründungsmitglieder der neuesten „Welle“ verkörpern, trifft dies in jedem Fall zu. Und weil dem so ist, kommt die Serie ungemein modern daher. Thematisch ist «Wir sind die Welle», wie bereits angedeutet, ohnehin sehr nah am Puls der Zeit und wirft Fragen auf, die viele aktuell umtreiben und wohl noch lange umtreiben werden. Dieses Quintett an unterschiedlichen Charakteren verleiht jedoch dem Dargebotenen erst die nötige Glaubhaftigkeit. Das liegt einerseits daran, wie die Rollen angelegt sind und andererseits natürlich daran, wie sie mit Leben gefüllt werden. Selten passte wohl das geflügelte Wort „Die Mischung macht’s“ so gut wie hier. Denn so sehr sich die Protagonisten auch unterscheiden, sie ergänzen sich dennoch gleichzeitig ungemein gut, und das ist stets ein Beleg dafür, dass die Caster einen tollen Job gemacht haben.
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Die Drehbücher ermöglichen Simon genau das: Er darf laut sein, er darf aber ebenso nachdenkliche Töne anschlagen. Gelegentlich darf er sich sogar von seiner verletzlichen Seite zeigen, er darf zweifeln, einfühlsam sein, lieben, mit sich ringen und manchmal auch in Ansätzen den Bezug zur Realität verlieren. Das Entscheidende dabei: Man hat nie das Gefühl, einem Schauspieler zuzusehen, der brav seinen Text abspult und dabei darauf achtet, dass die Zuschauer möglichst jede Regieanweisung erahnen können. Vielmehr vergisst man umgekehrt eher, dass man eine fiktive Person vor sich hat, und das hat primär mit seinem facettenreichen Spiel zu tun.
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Erfahren Sie auf der nächsten Seite alles über die vier weiteren Mitglieder des Hauptcasts.
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