Das Kino ist der Ort des Lichts und des Schattens. Für zwei Stunden ist es in der Lage, Menschen zu ängstigen. Sie mit den fürchterlichsten Schreckensszenarien zu konfrontieren. Und doch dem guten Gefühl nach Hause zu schicken, dass das, was es dort auf der Leinwand zu sehen bekommen hat, nur eine Fantasie gewesen ist. Eine vielleicht dunkle Fantasie, aber eben keine Realität.
Kino ist ein Ort der Verdichtung. An einem Impfstoff für den Corona-Virus arbeiten weltweit brillante Forscherinnen und Forscher an Hochschulen und in privaten Forschungslaboratorien. Ob in Tübingen, in Israel, in Shanghai oder Tokio: Der Kampf braucht Zeit. Mit der WHO unterhalten die Vereinten Nationen eine Koordinationsbehörde für das internationale öffentliche Gesundheitswesen, die global denkt, deren Arbeit nicht an nationalen Grenzen endet. In der Realität ist der Kampf gegen eine pandemische Bedrohung der Kampf der vielen. Doch das Kino braucht eine Fokussierung. Auf den Mahner, dem niemand Glauben schenken will. Den einen Kämpfer, der sich nicht von politischen Befindlichkeiten ablenken lässt und den alleine das Wohl der Allgemeinheit interessiert.
Petersen schickt Hoffman
Wolfgang Petersen hat mit «Outbreak» 1995 genau den Film gedreht, der all diese Notwendigkeiten des virengetriebenen dystopischen Thrillers beinhaltet. Fast vergessen ist heute sein düsterer Einstieg. Die Geschichte beginnt 1967 in einem Dorf im damals Zaire genannten Kongo. Um die Verbreitung einer neuen, tödlichen Seuche zu verhindern, entschließt sich das amerikanische Militär, das Ärzte in die Region geschickt hat, zur radikalsten Form der Eindämmung: Mit einer Vakuumbombe wird das Dorf zerstört. Die Aktion wird vertuscht. Allerdings lebt die Virenerkrankung fort. Zwar sind keine Menschen betroffen, sehr wohl aber Affen. 1995 gelangt ein Affe in die USA und in der kleinen Stadt Cedar Creek in New Mexico infizieren sich Menschen an einem Virus, der eine Verwandtschaft zum Ebola-Virus aufweist.
Es ist ein Militärarzt, der einen Kampf gegen Windmühlen aufnehmen muss, um die richtigen Entscheidungen treffen zu dürfen. Wo nämlich das Militär bereits eine erneute Radikallösung anstrebt, arbeitet dieser Arzt gegen die Zeit, um sowohl den Virus einzudämmen als auch Cedar Creek zu retten. Dass er dabei ständig Befehle ignoriert, macht ihn für das Publikum natürlich sympathisch. Ein aufrechter Arzt im Kampf gegen dumpfe Militärs, die die einfachste Lösung suchen.
Petersens Film ist sicher ohne Fehl und Tadel inszeniert. Aber dass er die Kinokassen dann auch ordentlich klingeln ließ, ist mit Sicherheit auch dem Mut des Studios zu verdanken, die Hauptrolle mit Dustin Hoffman besetzt zu haben. Nach dem vom Adrenalin und Testosteron getriebenen Actionkino der 1980-er und frühen 1990-er Jahre, erschien Hoffman zunächst als eine, milde ausgedrückt, überraschende Besetzung der Hauptrolle eines durchaus auf Action und Tempo angelegten Viren-Thrillers. Beim Drehstart war er 57 Jahre alt und als Schauspieler eher auf Charakterrollen festgelegt. Aber genau das macht die Faszination seiner Figur Col. Sam Daniels aus. Der ist ein Laborarzt. Er ist kein Draufgänger und schon gar kein Rambo-Typ. Aber er ist ein Mensch, der den Ethos eines Arztes über die hierarchischen Befehlsstrukturen stellt, die er als Soldat zu beachten hat. Dieser moralische Kompass verleiht ihm etwas Heldenhaftes. Die gesamte Handlung verdichtet sich im Kampf eines Mannes gegen das System.
Nicht direkt Zombies
George A. Romero erfand 1969 mit «The Night of the Living Dead» (a.k.a. «Die Nacht der lebenden Toten») das Zombie-Genre so, wie wir es heute noch kennen. Dabei muss man natürlich konstatieren, dass es wissenschaftlich betrachtet Mumpitz ist, dass Tote wiedererwachen und sich danach – als lebende Tote – an lebendigen Artgenossen kulinarisch verlustieren. 1973 allerdings erschuf Romero auch mit «The Crazies» einen heute – jenseits von eingeschworenen Horror- und Romero-Fankreisen – etwas in Vergessenheit geratenen pandemischen Thriller. Durch den Absturz eines mit einem biologischen Kampfstoff beladenen US-Militärflugzeuges verwandeln sich in einer US-Kleinstadt anständige Bürger zu rasenden Psychopathen. Um die Pandemie an ihrer Ausbreitung zu hindern, zieht das Militär eine Grenze um die Stadt und entschließt sich zu einer Auslöschung des Städtchens, da sie anders der Pandemie nicht Herr wird.
Parallelen zu Petersen «Outbreak» sind nicht ganz von der Hand zu weisen, vor allem unter der Prämisse, dass das Militär in Petersens «Outbreak» auch nicht nur auf Schadensbegrenzung hinarbeitet, sondern ebenfalls etwas zu vertuschen sucht.
Romeros «The Crazies» ist ein Kind seiner Zeit. Mit einem Mini-Budget gedreht, geht es Romero um eine Abrechnung mit der US-Politik der Nixon-Ära, ihrer Paranoia, ihrer Verachtung gegenüber den Bürgern im eigenen Land. Das ist alles andere als subtil und wird oft mit dem Vorschlaghammer förmlich in die Schädel der Zuschauer geprügelt. Über den politischen Anspruch verliert die Inszenierung leider die Notwendigkeit aus den Augen, dem Film über den Zeitbezug hinaus eine Spannung-Note zu verleihen. Mag das Publikum 1973 die Intention Romeros verstanden haben (zumindest das Publikum, das politisch seinen Blick des Geschehens teilte), hat «The Crazies» - aus der heutigen Perspektive der Betrachtung heraus beurteilt – viel von seiner Kraft verloren. Hardcore-Romero-Fans mögen bedauern, dass Regisseur Breck Eisner in seinem Remake, «The Crazies – Fürchte deinen Nächsten» 2010 den Fokus auf die Spannungsmomente legt. Dennoch ist Eisners Film einer der seltenen Fälle, in denen das Remake dem Original vorzuziehen ist. Die gesamte Inszenierung wirkt geschlossener, die Enge, in der die Menschen um ihr Leben fürchten – bedroht von einem Feind von Innen (den Crazies) und einem Feind von Außen (dem Militär), wird in den dunklen Bildern greifbar.
Schon ein Klassiker
In gewisser Weise ist Danny Boyles inzwischen längst zu Klassiker-Ehren aufgestiegener Pandemie-Schocker «28 Days Later» viel näher an Romeros «The Crazies» als an einem typischen Zombiefilm Romero'scher Art, denn die Infizierten sind weniger ein Synonym für den lebendig gewordenen Tod als für eine unbeherrschbare Krankheit, die die Betroffenen rasend macht: Vor Schmerz, den Verstand verlierend. Und auch «Planet der Affen» ist in seiner Neuauflage ein Pandemiefilm. Dort lässt nicht nur ein an Affen getestetes Medikament diese Primaten menschliche Intelligenz entwickeln: Von den Affen geht schließlich auch ein durch die Versuche mutierter Virus aus, der die Menschheit größtenteils ausrottet. So liebt es das A-Kino möglichst groß und spektakulär, wie etwa Will Smith als letzter Mensch auf Erden in «I Am Legend» feststellen muss: Ein zur Krebsbekämpfung modifizierter Masern-Virus erzielt beim Kampf gegen Krebs zwar erstaunliche Erfolge, löst aber auch eine Pandemie aus, die apokalyptisch endet. Basierend auf Richard Mathesons Roman „Ich bin Legende“ ist dies die dritte Verfilmung nach «The Last Man on Earth» (1964) und «Der Omega-Mann» (1971). Als inoffizieller vierter Film gilt, wenn auch so weit abweichend, dass es keine Urheberrechts-Klage zu befürchten gab, «I Am Omega», der im Zuge der Verfilmung von «I Am Legend» direkt auf DVD erschien und aus dem Hause The Asylum («Sharknado») stammt.
Kleines Geld
Bevor Chris Pine als Captain Kirk zum Kino-A-Star aufstieg, bekam man ihn noch für kleines Geld. In «Carriers», 2006 unter der Regie der aus Spanien stammenden Brüder Àlex und David Pastor entstanden, beginnt die Geschichte in einer Welt, die bereits von einer Pandemie heimgesucht worden ist und auf der Kippe steht zwischen Zivilisation und Mad-Max-Szenario. Die Brüder Danny und Brian versuchen sich mit Brians Freundin Bobby und der schüchternen Danny an die Westküste der USA durchzuschlagen. Dort haben sie ihre Kindheit verbracht, dort hoffen sie auf einen friedlichen Ort in Zeiten eines fürchterlichen Umbruchs. Auf dem Weg lernen sie Frank kennen, der nur seine kleine Tochter zu einer Krankenstation bringen will. Obwohl Brian dagegen ist, die beiden mitzunehmen, stimmen die anderen zu.
«Carriers» ist ein kleiner Film, der in erster Linie davon lebt, auf engem Raum (auch staubige Straßen können eng sein, wenn sie keine echten Ausweichmöglichkeiten bieten) Spannung aufzubauen. Die Pandemie ist dennoch allgegenwärtig. Schon das Ziel der Reisenden, dieser Ort an der Westküste, an dem sie eine schöne Jugend verbracht haben, ist im Grunde nur eine Illusion, mit der sie die trostlose Realität um sich herum verdrängen wollen. Es gibt keine ernstzunehmenden Hinweise darauf, dass sie dort so etwas wie Schutz, Sicherheit oder gar eine Zukunft finden könnten.
Virus oder nicht Virus?
Wie auch «Carriers» hat «Children of Men» keine wirkliche Antwort auf die Frage, woher jener Virus stammt, der die Menschheit an den Rand der Auslöschung führt. Die Handlung des vom mexikanischen Ausnahmeregisseur Alfonso Cuarón inszenierten – britischen – Thrillers setzt Jahre nach dem Ausbruch einer Pandemie ein, die zur Unfruchtbarkeit der Menschheit geführt hat. Die Menschheit stirbt aus. Tatsächlich wird an keiner Stelle des Filmes gesagt, dass ein Virus für das Geschehen die Verantwortung trägt. Es ist aus diesem Grund erlaubt die Frage zu stellen: War es eine Pandemie, die zu diesem Zustand geführt hat? Oder wird dies an dieser Stelle nur in die Geschichte hineininterpretiert? Der Film gibt sich fragend.
Das aber ist eine der großen Stärken von «Children of Men»: Gerade das Nichtwissen lässt die Hoffnungslosigkeit mit Händen greifen. Gäbe es doch nur eine wirklich fassbare Erklärung, vielleicht gäbe es dann so etwas wie eine Hoffnung. So aber kreiert Cuarón eine Welt zwischen Jetztzeit und einem von Hysterie, Repression und Gewalt geprägten postdemokratischen Staatssystem, in dem Menschen nur mehr funktionieren, nicht mehr aber wirklich leben. Ohne einen klar greifbaren Schuldigen – und sei es ein Virus mit einem Namen – hat dieses System längst seinen Untergang vollzogen. Es ist sich dessen nur noch nicht wirklich bewusst. Clive Owen spielt in diesem traurigen Umfeld einen ehemaligen Regierungsagenten, der nicht mehr und nicht weniger als ein Wunder zu beschützen hat: Kee, eine illegale Einwanderin, hat ein Kind geboren. Er soll das Kind zu einem Ort bringen, an dem Wissenschaftler – aus diversen Gründen - im Verborgenen daran forschen, der Welt vielleicht doch eine zweite Chance zu gewähren.
Europa und Japan
Als in den 1970-er Jahren eine regelrechte Welle von Katastrophenfilmen die Kinos überflutete und brennende Hochhäuser («Flammendes Inferno»), untergehende Kreuzfahrtschiffe («Das Poseidon-Inferno») oder unsichere Flugreisen (mit den Filmen der «Airport»-Reihe) das Publikum in ihren Bann rissen, wollten auch europäische Filmproduzenten nicht hintenan stehen und unter der Regie des griechischen Regisseurs George Pan Cosmatos («Rambo 2», «Die City-Cobra») wurde die Pest zu neuem Leben wiedererweckt: In einem Transkontinentalzug lässt ein schwedischer Terrorist einen Pesterreger auf die Passagiere los. Um eine Katastrophe biblischen Ausmaßes abzuwenden entschließen sich die Behörden, den Zug auf eine baufällige Brücke umzuleiten, um ihn dort in die Tiefe stürzen zu lassen.
Ja, ein schwedischer Terrorist ist es hier, der eine Pandemie über die Welt bringen möchte, zu der erstaunlichen Besetzung des Filmes gehören Richard Harris, Ava Gardner, Sophia Loren und Burt Lancester, sein Titel lautet: «The Cassandra Crossing» (a.k.a «Treffpunkt Todesbrücke»). Letztlich versucht die Geschichte mit der Angst des Publikums vor künstlich erzeugten Pandemien zu spielen, er spielt allerdings mehr mit seiner Geduld, denn gut ist das alles nicht.
Wirklich gut ist auch «Overkill – Durch die Hölle zur Ewigkeit» nicht. Aber er hat seine Momente, die zumindest eine sehr unangenehme Atmosphäre erschaffen. 1980 entstanden, galt «Fukkatsu no hi», so der Originaltitel, seinerzeit als teuerster japanischer Film aller Zeiten. Beginnt die Geschichte als Thriller – ein künstlich erzeugter Virus des US-Militärs verschwindet, taucht in der DDR wieder auf, um von US-Agenten wiederbeschafft zu werden – wird die Geschichte ein apokalyptischer Pandemie-Thriller in dem Moment, in dem das Flugzeug der Agenten in der Schweiz abstürzt.
Sollte zunächst John Frankenheimer Regie führen, wurde er (angeblich aus Termingründen) durch Kinji Fukusaku ersetzt, der mit «Tora! Tora! Tora!» einen soliden internationalen Hit hatte landen können. Für die Rolle des US-Präsidenten konnte Glenn Ford gewonnen werden, weitere US-Schauspieler sind Robert Vaughn und George Kennedy, der bekannteste japanische Darsteller Actionstar Sonny Chiba. Unter dem neuen Titel «Tödlicher Virus – Das Ende der Welt», gibt es den Film kostenlos und legal bei Netzkino. Dabei handelt es sich um eine gekürzte internationale Fassung.
Es kracht in Schottland
Ein Meisterwerk ist «Doomsday – Tag der Rache» auch nicht. Er ist aber das, was etwa «The Cassandra Crossing» nicht ist: Ein verdammt spannender und krachender Actionfilm, der seine Handlung zwar auf eine solch dreiste Art und Weise bei Endzeitfilmklassikern wie «Mad Max» und «Die Klapperschlange» zusammengeklaut hat, dass man es kaum fassen kann, dass keiner der Ur-Autoren geklagt hat: Aber «Doomsday» rockt und lässt fast vergessen, dass er eben auch ein Film über eine pandemische Katastrophe ist, deren Ausgangssituation ein Virus, genannt Reaper (= Sensemann), darstellt. Dieser Virus wütet in Schottland und veranlasst die britische Regierung zu einem radikalen Schnitt: Der Hadrianswall zwischen England und Schottland wird neu errichtet, Schottland seinem Schicksal überlassen. 20 Jahre später bricht das Virus wieder aus: In London. Um eine Massenhysterie zu vermeiden, wird eine Soldatin ins vollkommen anarchistisch-anarchische Schottland geschickt, um einen Wissenschaftler zu suchen und rauszuholen.
«Hamburger Krankheit»
Dem wahren Wesen einer Pandemie und den aus ihr erwachsenen Ängsten geht überraschenderweise ein deutscher Film auf den Grund: «Die Hamburger Krankheit» von Peter Fleischmann. 1979 entstanden, entwirft Fleischmann anfangs ein unangenehmes, teils fast zu real wirkendes Szenario. Mehrere Personen sterben in kurzer Zeit und fallen im Moment des Todes in eine Art embryonale Haltung. Das Gesundheitsamt handelt schnell und stellt alle Kontaktpersonen der Verstorbenen augenblicklich unter Quarantäne. In dieser Quarantäne lernen sich so unterschiedliche Personen wie ein Arzt, ein Würstchenverkäufer und eine junge Frau, die ihren Platz in der Gesellschaft noch nicht wirklich gefunden hat, kennen. Und zusammen flüchten sie aus der Stadt Hamburg, deren Krankheit inzwischen ihren Namen trägt.
Gerade während der ersten Hälfte ist der Film überraschend nah an der Realität, er erschafft ein beklemmendes Gefühl der Enge. Ein grauer Schleier scheint sich über Hamburg zu legen. Es ist die Stille des Angriffs, der erschüttert. Die Krankheit kommt aus dem Nichts. Sie hat keine Vorgeschichte. Alles, was bekannt ist: Es handelt sich um einen Virus. Die Krankheit, ihre Folgen, das Nichtwissen, die Verzweiflung der Behörden bei der Eindämmung der sich ausbreitenden Krankheit: Das alles ist erstaunlich präzise inszeniert. Leider jedoch kann die Geschichte ihre Herkunft im Neuen Deutschen Film nicht verleugnen. Fast schon verkrampft rückt «Die Hamburger Krankheit» einen gesellschaftskritischen Aspekt in den Fokus des Geschehens und verkopft zu einem bleiernen, letzten Aufbäumen des 1979 bereits im Sterben liegenden Autorenfilms. Noch ganz von den gesellschaftlichen Verwerfungen des deutschen Herbstes 1977 gezeichnet, von den Morden der RAF und dem konsequenten Vorgehen des Staates – bis hin zu Verkehrskontrollen, bei denen mit Maschinengewehren bewaffnete Polizisten auch mal der schwäbischen Hausfrau in den Kofferraum schauten – entwirft nun auch der Film das Bild eines regressiven Staates, der nur in der totalen Kontrolle die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten versteht. Die Notlage des Geschehens wird vollkommen ausgeblendet, der Staat auf eine gesichtslose Masse von Ordnungsfetischisten reduziert. Das Problem: Das Bild des regressiven Staates wird ohne eine dramaturgische Erklärung behauptet. Der Staat muss halt böse sein, weil der Filmemacher das so will. So!
«Contagion»
Und so ist es dann doch wieder ein Amerikaner, der den Pandemiefilm schlechthin inszeniert hat: Steven Soderbergh. «Contagion» von 2011 zeichnet kühl und distanziert die globale Verbreitung eines Virus nach. Die Geschichte beginnt mit der Rückkehr von einer Dienstreise. Mitchs Ehefrau Beth kehrt von einem beruflichen Trip nach Hongkong ins heimelige Minneapolis zurück. Kaum ist sie wieder daheim, fühlt sie sich schlapp. So schlapp, dass Mitch sie ins Krankenhaus bringt. Wo sie stirbt. Todesursache zu diesem Zeitpunkt: Unbekannt. Wieder daheim findet Mitch Beths Sohn aus erster Ehe sterbend vor. Dies ist der Moment, in dem die Pandemie offiziell ihren Anfang nimmt.
Was folgt, das ist ein kühler Thriller. Soderbergh nutzt bewusst typische Spannungsmuster, um das Publikum mitzureißen. Aber: Bei aller Raffinesse bezüglich des Spannungsaufbaus, den Wendungen, den Niederschlägen – bleibt er so nah an der Realität wie nur möglich. Einen klassischen Helden im Hollywood-Sinne, den einsamen Kämpfer für die Gerechtigkeit, gibt es in seinem Film nicht. Es sind vielmehr die akribisch arbeitenden Menschen im Hintergrund, die nach und nach die Antworten finden.
Und noch viel mehr
Natürlich ist dies nur eine vergleichsweise kleine Auswahl an Filmen. Dass gerade der B- und C-Film durchaus eine Affinität zum Virus besitzt, überrascht nicht. Je aufwendiger die Kulissen und Effekte, desto teurer ein Film. Beim Virus reicht es aus zu behaupten, er sei da. Das Ergebnis sind Filme wie «Virus Outbreak – Lautlose Killer» (es gilt mal wieder einen weltweiten Killervirus zu bekämpfen), «Infected – Tödlicher Virus» (ein Serienkiller scheint seine Passion während einer Pandemie-Quarantäne erlernt zu haben) oder «Pontypool», der überraschend originell sein limitiertes Budget einsetzt: Ein Radio-Discjockey erlebt den Ausbruch einer Seuche in seiner kleinen Heimatstadt und spricht – am Mikro – quasi um sein Leben. Den Film gibt es hierzulande übrigens vollkommen legal und kostenlos über weloadtv via Youtube zu sehen.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
19.03.2020 11:30 Uhr 1
19.03.2020 11:46 Uhr 2