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«Baywatch Berlin»: Der Podcast mit ohne Promi-Bonus

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Klaas Heufer-Umlauf und seine Kollegen Jakob Lundt und Thomas Schmitt schwatzen seit über einem halben Jahr Woche für Woche – und verleihen dem Genre "Laber-Podcast", frei von Allüren, neuen Glanz.

Als Ende November 2019 «Baywatch Berlin» vom Stapel lief, verlieh «Late Night Berlin»-Moderator Klaas Heufer-Umlauf dem neuen Podcast eine augenzwinkernde Existenzberechtigung: Sinn und Zweck sei, dass er darin als weltfremder und viel beschäftigter Superstar von seinen bodenständigen, banalen und langweiligen Kumpels auf den Teppich der Tatsachen zurückgeholt wird. Und dass sie ihm mit Einblicken in ihr ordinäres Leben zu der Perspektive eines Normalsterblichen verhelfen.

Diese vermeintlich gewöhnlichen Kumpels, mit denen sich Heufer-Umlauf Woche für Woche zum Plausch trifft, sind jedoch keine Saufbolde aus dem Privatleben des Entertainers, sondern mit ihm befreundete Arbeitskollegen: Autor, Producer und «Late Night Berlin»-Sidekick Jakob Lundt sowie Creative Producer, Regisseur und Florida-Geschäftsführer Thomas Schmitt. Menschen, die seit vielen Jahren Teil des Joko-und-Klaas-Showuniversums sind, sich aber zumeist im Hintergrund gehalten haben. Somit sind sie mit dem TV-Arbeitsfrust bestens vertraut, wurden allerdings vom Elend der Prominenz verschont – konnten jedoch auch bloß höchst selten von den Vorteilen des Ruhms kosten.

Der von Heufer-Umlauf scherzend eingeführte Aspekt an «Baywatch Berlin» war, oberflächlich betrachtet, stets genau das: Nicht so gemeint. Nüchtern betrachtet ist «Baywatch Berlin» keine monothematische Audioanalyse, sondern schlicht ein weiterer "Laber-Podcast". Drei Männer unterhalten sich. Über dies. Und das. Und jenes. Privatleben, Tagesgeschehen, Berufsanekdoten, bunt gemischt. Dennoch entwickelte sich der Themenkomplex "Prominenz" auf faszinierende und überraschend charmante Weise zum heimlichen Kitt, der «Baywatch Berlin» zusammenhält – und von vergleichbaren Podcasts abhebt.

Zu verdanken ist das einer unnachahmlichen Mischung aus der überaus sympathischen Grundkonstellation in «Baywatch Berlin» und der Eigendynamik, die sich im Laufe der Monate zwischen Podcast, Publikum und Publikationen entwickelte. «Baywatch Berlin» profitiert generell davon, dass Heufer-Umlauf, Lundt und Schmitt eine langjährig bewährte, professionelle Beziehung zueinander haben und sich zugleich als Freunde erachten. Das führt dazu, dass das Beste aus "Kollegengespräch"-Podcasts und aus "Freunde unter sich"-Podcasts zusammenfindet:

In «Baywatch Berlin» ufern die Gespräche zwar oftmals aus: Das Trio springt assoziativ von Anekdote zu Anekdote zu Meinungsäußerung zu Gegenmeinung und zurück zu einer angeschnittenen oder aber zu einer völlig neuen Anekdote. Wie es "Laber-Podcasts" halt meistens so tun. Und doch ist «Baywatch Berlin» strukturierter, geordneter als das Geplapper, das meistens unter diesem Genre-Etikett ins Netz geschleudert wird.

Lundt, Schmitt und Heufer-Umlauf haben oft einen groben Plan, worüber sie sprechen wollen, wie kurze "Wir wollten doch dies und das ansprechen“-Verweise verraten. Im Laufe der vergangenen Monate wurde Lundt darüber hinaus zum subtilen Orchestrator des Gesprächsverlaufs, indem er Insider-Gags oder obskure Referenzen, etwa auf Medienpersönlichkeiten, für die Hörerschaft erläutert. Und alle Drei haben im Blick, wann ein Thema überreizt ist, einem im Trio ein Gag über wird oder die aus Unterhaltungsgründen angeheizte Stimmung im Podcast droht, ins unangenehm Angesäuerte umzukippen.

In solchen Momenten lässt das «Baywatch Berlin»-Team die süffisant-kumpelhafte Grundattitüde des Podcasts sein und steuert durch striktes Zusammenreißen, abrupte Themenwechsel oder komödiantisch eingeschobene Rubriken dagegen. Denn schlussendlich soll ja noch immer ein professionelles Produkt entstehen, statt Runterhör-Content. Somit spielen wir als Publikum Mäuschen bei einem launigen Kollegengespräch – nur, dass es mit einem gesunden Hauch einer "Lass die Maus da in der Ecke mal unterhalten"-Entertainment-Einstellung versehen ist, und somit nie pampig, chaotisch und ungenießbar-roh gerät.

'Bekanntheit um jeden Preis' versus 'Der Preis der Bekanntheit'


Als langjährige "Medienheinis", die charakterlich harmonieren, dennoch sehr verschieden sind, und daher ihre Karriere über in unterschiedlichen Positionen tätig waren, haben die «Baywatch Berlin»-Jungs so ihre Stammthemen gefunden. Es wird zwar über kuriose Erlebnisse aus dem Privatleben gesprochen, und über Nachrichten, die erfreuen, erstaunen oder verärgern. Aber es vergeht kaum eine Folge von «Baywatch Berlin», in der nicht Promi-Peinlichkeiten, Star-Angewohnheiten und Ruhm-Nebenwirkungen zur Sprache kommen. Dann wird über gemeinsame Erlebnisse bei Drehs, Firmenfeiern oder Medienveranstaltungen gesprochen. Und bei diesen Themen angekommen, reflektieren die Drei gerne darüber, was man sich als Prominenter erlauben kann, darf, sollte oder will.

Dadurch, dass Klaas Heufer-Umlauf über seine eigene Prominenz stets mit großer Dankbarkeit und einem ordentlichen Schuss Verwunderung spricht, ohne sein Licht aufgesetzt-bescheiden unter den Scheffel zu stellen, werden diese Dialoge (und die gelegentlichen Klaas-Heufer-Umlauf-Monologe) nie arrogant. Praktisch immer wird betont, dass es wichtigere, wertvollere Berufe gibt – in vielen herzlichen Erzählungen führt Heufer-Umlauf nicht grundlos aus, wie wichtig ihm die Zeit im Zivildienst war. In Anekdoten teilen Schmitt und Lundt derweil oft und gerne mit, wie es ist, hinter den Kulissen mit Promis arbeiten zu müssen – und nicht nur andere Stars, auch Joko und Klaas kriegen für gelegentliche Patzer und frühere Prahlereien ihr fett weg.

Doch dadurch, dass «Baywatch Berlin» den Sprung ins Fernsehen schaffte, dort über die ersten Testphase hinaus verlängert wurde, dann zumeist miese Quoten holte und letztlich wieder zum reinen Audio-Podcast wurde, kam noch ein Element hinzu: Schmitt, der sich anfangs schon über den bloßen Gedanken aufregte, eine eigene Rubrik zu erhalten, und bei den ersten TV-Folgen Hemmungen hatte, sein Gesicht zu zeigen, entwickelte so etwas wie Melancholie, als «Baywatch Berlin» das Fernsehen verließ.

Er hatte Blut geleckt, und dass er sich bei vielen Fans als Held des Podcasts herauskristallisierte, dürfte diese Freude am Rampenlicht weiter befeuert haben. Bald darauf begann seine viel thematisierte und letztlich von der Presse aufgegriffene Odyssee, bei Instagram einen blauen Haken erhalten zu wollen und somit als ebenso prominent eingeschätzt zu werden wie Lundt und Heufer-Umlauf.

Diese mit ironisch ausgedrücktem Neid begonnene Geschichte wurde zu einem riesigen Running Gag und zur Steilvorlage für Diskussionen darüber, wie man an Interviews herangeht, als Medienperson mit Rückschlägen umgeht oder welche Kritik man an sich heranlassen sollte. Auf einmal waren es Lundt und Heufer-Umlauf, die Schmitt manchmal anspornen, manchmal zügeln und manchmal dezent tadelnd aufmuntern mussten (oder durften). All das mit einem jovialen Grinsen in den Backen: Letztlich geht es in der Entertainment-Medienglitzerwelt ja doch nur um Schall und Rauch, und das wissen die Drei.

Die Blauer-Haken-Saga in «Baywatch Berlin» ist mittlerweile beendet, und seither wird in "Summer Breeze" untertitelten Urlaubsfolgen über Ferien in der Kindheit diskutiert. Lundt, Schmitt und Heufer-Umlauf scherzen zudem über Ambitionen, sich als Influencer zu verheizen. Und sie werfen sich auch abseits dessen weiterhin charmant, redselig und entspannt die Bälle zu. So soll Laber-Podcast!

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