Trotz der mäßig genialen Bilanz der balderschen Comedy-Rateshows hat Sat.1 den Mut nicht verloren. Stattdessen versuchen die Verantwortlichen weiterhin, die Fake-Ermittlerserien durch Studioshows zu ersetzen; Feel-Good-TV statt Krawall-Fernsehen lautet die Devise. Zwei neue werktägliche Formate startete der Sender an diesem Montag: Mit der von Steven Gätjen präsentierten Produktion «5 Gold Rings» und dem «Buchstaben Battle» mit Ruth Moschner werden die Verantwortlichen hoffen, Anklang beim Publikum zu finden. Doch wie gut sind beiden neuen Formate?
«Buchstaben Battle»: Innovationsloser Buchstabensalat
Den Auftakt in die Showschiene am Vorabend bildet Ruth Moschners «Buchstaben Battle», in dem zwei Kandidatenteams um bis zu 10.000 Euro gegeneinander antreten. Die Teams bestehen aus zwei Promis, die mitspielen und den Unterhaltungswert der Sendung sichern sollen, und jeweils einem Normalo, für den es um das Geld geht. Das Format basiert auf der britischen Sendung «Alphabet Game», es besteht aus vier Spielrunden und einem Finale, welches entscheidend ist und für das man sich in den Spielen vorher einen zeitlichen Vorteil erkämpfen kann.
Was sich mit einem Blick auf den Titel in der Theorie nerdig anhört, erweist sich in der konkreten Umsetzung als hochgradig uninspiriert. In einem Spiel etwa gilt es, Worte wie bei "Hangman" zu erraten, in einem anderen müssen die Kandidaten Begriffe in einem wilden Buchstabensalat identifizieren, in dem die Worte vorwärts und rückwärts stehen. Anders gesagt: Was man eher in der Grundschule oder der Rätsel-Ecke der Lokalzeitung vermuten würde, hat Sat.1 zu einer Vorabendshow zusammengeschustert. Vielleicht würden die Spiele beim «Buchstaben Battle» über ein Pult-Runde bei «Schlag den Star» tragen, mit ihnen allein lässt sich eine gesamte Sendung aber nicht füllen.
Am spannendsten fällt noch das Finale aus, das mit einer temporeichen Umsetzung zu überzeugen weiß. Und trotzdem: Da die Fragen alle relativ leicht zu beantworten sind, ergibt sich für den Zuschauer auch hier kaum ein Mehrwert. Welcher der beiden Normalo-Kandidaten gewinnt, bleibt ebenfalls weitestgehend egal, die Kontrahenten erweisen sich in der Auftaktfolge als ziemlich blass. Ob es den denkbar unstylischen Buchstabenring um die Kandidaten während des Finalspiels gebraucht hätte, sei darüber hinaus einmal dahingestellt. Angesichts dieser Schwächen hilft es letztendlich wenig, dass die Studiokulisse optisch ansprechend gestaltet ist und auch Ruth Moschner einen soliden Moderationsjob leistet. Das «Buchstaben Battle» krankt an langweiligen Spielen.
«5 Gold Rings»: Wenn die Lösung auf dem Boden liegt
Schon sehenswerter als das reichlich innovationslose «Buchstaben Battle» ist «5 Gold Rings», das fortan auf dem Sendeplatz von «Genial oder daneben?» werktags um 19 Uhr läuft. Die Sendung punktet mit einer visuell eindrucksvollen Studio-Kulisse und kann auf Steven Gätjen bauen, der den Neustart auf dem laut Sat.1 „größten Studio-LED-Boden in Quiz-Deutschland“ souverän moderiert. In dem Format, das wie das «Buchstaben Battle» auch von ITV Studios Germany produziert wird, geht es für die Kandidaten darum, richtige Antworten auf dem Studio-Boden mit den namensgebenden goldenen Ringen zu markieren. Weil die Ringe mit jeder Runde kleiner werden, wird es auch für die Kandidaten schwieriger, die korrekte Stelle zu finden. Bis zu 25.000 Euro können die Teilnehmer in der Show gewinnen, wenn sie immer richtig liegen.
Tatsächlich fallen sowohl die Idee als auch die Umsetzung von «5 Gold Rings» deutlich innovativer als beim «Buchstaben Battle» aus, was die Sendung mit Steven Gätjen eindeutig zum gelungeneren Showstart von Sat.1 macht. Wenn es für die Teilnehmer etwa darum geht, mit dem Ring auf einer Deutschlandkarte die Semperoper ausfindig zu machen (liegt in Dresden) oder im menschlichen Körper die Hypophyse zu finden (befindet sich im Gehirn), dann kann man von zu Hause aus gut mitraten. Wer sogar selbst Ringe setzen möchte, kann dafür die «5 Gold Rings»-App herunterladen und dort parallel zur TV-Ausstrahlung mitspielen. Fakt ist, dass die Fragen deutlich spannender und anspruchsvoller als im «Buchstaben Battle» sind, während sich auch die Kandidaten der Auftaktfolge als deutlich wortgewandter erweisen.
Trotz der interaktiven Komponente und dem funktionierenden Konzept bleibt fraglich, ob Sat.1 mit «5 Gold Rings» inhaltlich auch dauerhaft überzeugen können wird. Schon die Primetime-Ausgabe am vergangenen Freitag, die Sat.1 deutlich auf rund 105 Minuten netto aufgebläht hatte, offenbarte hier und da Längen. Unklar bleibt daher, wie schnell sich das Ringe-Verschieben in täglicher Dosierung am Vorabend abnutzen wird, eine gewisse Monotonie im Showablauf ist jedenfalls nicht abzustreiten. Dass ein sympathisches Quiz-Format am Vorabend allein noch keine Garantie für einen Quotenerfolg ist, hat «Genial oder daneben?» bewiesen.
Fazit
Auf das denkbar innovationslose «Buchstaben Battle» (Foto links) um 18 Uhr lässt sich inhaltlich getrost verzichten, es setzt auf altbackene Spiele und wenig kreative Fragen. Anders ist das bei «5 Gold Rings» mit Steven Gätjen, das durchaus das Potenzial zu solider Feierabend-Unterhaltung besitzt. Die Sendung funktioniert dank klassischer Quizfragen vor ansprechender Kulisse und bringt durch die Ringe einen besonderen Kniff mit sich.
Ob sich die beiden Sendungen zu einem Quoten-Erfolg für Sat.1 entwickeln werden, steht aber noch einmal auf einem anderen Blatt. Etwas Hoffnung dürften den Verantwortlichen immerhin die Quoten machen, die das Promi-Special von «5 Gold Rings» am vergangenen Freitag einfuhr. Mit 7,8 Prozent in der Zielgruppe lief dieses zumindest auf akzeptablem Niveau. Sollten solche Werte auch dauerhaft im Vorabend möglich sein, wäre das für Sat.1 schon ein großer Erfolg. Und wenn nicht, gibt es ja noch immer «K11».
Sat.1 zeigt das «Buchstaben Battle» ab sofort immer montags bis freitags um 18 Uhr, «5 Gold Rings» folgt im Anschluss um 19 Uhr.
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