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Doch da ist noch etwas, das die beiden Filmemacher miteinander verbindet: die Auffassung von Humor. Diejenigen, die auf derselben Wellenlänge wie die beiden Filmemacher liegen, werden bei «Kokowääh», «Keinohrhasen» oder eben «What a Man» Tränen gelacht haben – der Rest nicht. Doch selbst wer bei diesen Filmen wenigstens schmunzeln konnte, wird es bei «Schlussmacher» schwer haben. Nach seinem extrem peinlichen Nackedei-Auftritt unterm Brandenburger Tor startet Schweighöfer mit seinem vorläufigen Karriere-Tiefpunkt ins neue Kinojahr.
Paul (Matthias Schweighöfer) ist Schlussmacher. Für eine Berliner Trennungsagentur übermittelt er den Trennungswunsch seiner Kunden an deren zukünftige Ex-Partner. Emotionale Ausbrüche aller Art ist Paul dadurch gewöhnt, aber privat hält er seine Freundin Natalie (Catherine de Léan) vorsichtshalber auf Abstand.
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«Schlussmacher» verpasst der Fremdscham eine neue Dimension. Maßgeblich dafür verantwortlich ist das Drehbuch von Doron Wisotzky, der schon das Skript zur Komödie «What a Man» verfasste. Nahezu jedes erdenkliche Klischee verwurstet Wisotzky in seiner Geschichte über einen Typen, dessen Hauptberuf Trennungen sind. Dazu liefert die Handlung eine Aneinanderreihung infantilen Humors, der ganz schwer zu ertragen ist – Fäkalwitze und Späße auf Kosten von Dicken oder Homosexuellen inbegriffen.
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Eine Charakterzeichnung, mit der sich der Zuschauer identifizieren könnte, wurde dafür vernachlässigt. Milan Peschels Stimmorgan stellt sich zudem schnell als furchtbar nervig heraus. Sowieso gönnt man dem verlassenen Psycho, der seine Pflanzen überall mit hin schleppen muss, keine ruhige Minute. Er brüllt und heult, das Mitgefühl vom Zuschauer wird er für sein Overacting kaum ernten. Und wenn ein Furzwitz gebraucht wird, macht der Nervtöter Yoga gegen irgendeine Allergie. Dagegen mimt Schweighöfer den Geschäftsmann mit der harten Schale, der im tiefen Innern aber einen gaaaaanz weichen Kern hat. Til Schweiger lässt grüßen.
4,2 Millionen Euro soll «Schlussmacher» angeblich gekostet haben. Für das Drehbuch blieb scheinbar recht wenig Geld übrig. Stattdessen darf das Nerv-Duo mit einem Mercedes über eine Mauer in die Tiefe stürzen und auf Stromleitungen hängen bleiben. Woher das Geld für solche Manöver stammt, bleibt dem Zuschauer nicht verborgen. Zufällig diskutieren Paul und Toto gleich mehrere Male vor dem Werbeplakat eines Datingportals, telefonieren über ein rotes Telekommunikationsunternehmen oder essen Keksriegel mit Schokoladenfüllung bei einer Dose Energydrink. Ob sich der Film bei seiner späteren Fernsehausstrahlung den Stempel „Dauerwerbesendung“ abholen darf, bleibt abzuwarten.
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«Schlussmacher» ist zweistündiger Klamauk auf niedrigstem Niveau. Wenn man hoffnungslos denkt, dass die Geschmacklosigkeiten und Qualen endlich vorbei sind, geht es noch schlimmer weiter. Am Ende bleibt nichts als Ärger über so viel filmischen Dünnschiss.
«Schlussmacher» startet am 10. Januar in den deutschen Kinos.