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Vor der Programm-PK: Wie steht es um Sat.1?

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Am Mittwoch stellt Sat.1 sein neues Programm vor. Wir blicken auf Baustellen und Chancen des zuletzt doch arg gebeutelten Senders.

Das vergangene Jahr:


MA-Entwicklung Sat.1

  • 08/09: 10,8%
  • 09/10: 11,0%
  • 10/11: 10,7%
  • 11/12: 10,6%
  • 12/13: 9,6%
Zielgruppe 14-49
…war erneut kein ganz gutes für Sat.1 – es war geprägt von zahlreichen Neustarts in der Daytime, die jedoch null Innovation boten – und einigen großen Flops wie beispielsweise «Million Dollar Shooting Star», das der damals neue Senderchef Paalzow eilig von ProSieben loseiste in der Hoffnung, noch irgendwie verhindern zu können, dass der Sendermarktanteil im Gesamtjahr erstmals in der Geschichte des Kanals auf weniger als zehn Prozent fällt. Das gelang aber nicht. Mit noch 9,6 Prozent in der Zielgruppe steht der „Bällchensender“ nun um genau einen Prozentpunkt schlechter da als vor einem Jahr.

Die Baustellen:


…sind mannigfaltig vertreten. Größter Ansatzpunkt des Kanals muss die Zeit zwischen 17.00 und 20.00 Uhr sein. RTL II, das über Jahre selbst in der Krise war, hat vorgemacht, wie wichtig eine starke Access Prime für eine ordentlich laufende Primetime ist. Sat.1 muss sich im Herbst schlichtweg von seinen langjährigen Marken «K 11» und «Niedrig & Kuhnt» trennen und am Vorabend auf neue und mutige Programmfarben setzen. 12 Prozent plus muss das Ziel sein. Zudem stellt sich auch die Frage, in welche Richtung Nicolas Paalzow mit dem Nachmittagsprogramm will. Die «Familienfälle» von filmpool sind rein wirtschaftlich betrachtet sicher ein Erfolg – die Episoden liefen teilweise schon vier oder fünf Mal. Rein aus Quotensicht ist die Scripted Reality aber kein Erfolg. Getestet werden dazu weitere 0815-Fake-Dokus wie «Helft mir! Letzter Ausweg Jugendamt» oder jetzt «Mein dunkles Geheimnis». Einzig das von filmpool kommende «Auf Streife!» sorgte für etwas Abwechslung, lief aber auch nicht überragend.

Dass am Nachmittag das in Österreich stark laufende «Messer, Gabel, Herz» überhaupt nicht funktionieren wollte, dürfte Sat.1 die vergangenen Tage nicht versüßt haben. Der Versuch inhaltlich näher an VOX zu rücken, erweist sich demnach als nicht ganz so einfaches Unterfangen.

Die Probleme in der Primetime sind hingegen nicht so groß. Der Sonntag und auch der Donnerstag sind mit erfolgreichen US-Serien belegt, freitags fährt Sat.1 mit seinen Shows größtenteils gut. Der Montag soll im Herbst dem Vernehmen nach mit Kochformaten bestückt werden, Anfang 2014 starten neue Staffeln von «Danni Lowinski» und «Der letzte Bulle». Ob mit der Platzierung von Reality-Formaten der Mittwoch als Baustelle dauerhaft geschlossen werden kann, lässt sich vermutlich erst in einigen Wochen sagen. Bleibt also eigentlich nur der Dienstag, der seit Jahren mit eigenproduzierten Filmen bespielt wird. Eine höhere Schlagzahl an neuen Produktionen und in diesen etwas mehr Mut – also weg vom Romantic-Comedy-Einheitsbrei – könnten hier schon Wunder bewirken.

Die Chancen:


Sind bei Sat.1 seit dem Amtsantritt von Nico Paalzow durchaus vorhanden. Zudem zieht mit Holger Andersen, dem Vater des Erfolgs bei RTL II, ein weiterer fähiger TV-Manager die Strippen. Die größte Chance von Sat.1 – neben schon etablierten Hits wie «The Voice» - dürfte in der kommenden Saison in der Tat «Big Brother» sein. Im Spätsommer soll die Promi-Version davon starten – und ist diese ein Erfolg (15% oder mehr), müsste eigentlich eine normale Staffel des großen Bruders am Vorabend starten. Die Engländer machen es vor – und sind damit erfolgreich. «Big Brother» hat alle Mittel, dass wenn Endemol es mit entsprechendem Budget umsetzt, gut zweistellige Quoten möglich sind.

Und auch sonst gibt es erste sehr positive Ansätze. Beruhend auf dem Erfolg von «The Biggest Loser» kann sich der Münchner Sender weiter nach Reality-Formaten umschauen – gerne auch nach welchen, die international schon erfolgreich sind. Wieso wagt sich in Deutschland nach wie vor niemand an «The Amazing Race»? Problematisch ist hier ein wenig, dass solche Reality-Formate vergleichsweise teuer sind – aber wer Erfolg will, muss eben manchmal erst investieren.

Gelingt es dann – wie geplant – das Thema Kochen in Sat.1 noch gut umzusetzen (Shows wie «In Teufels Küche» sind in Planung), dann hätte sich Nicolas Paalzow ein durchaus nettes Showangebot zusammengeschustert. Und somit wären die Sorgen in der Primetime nicht mehr so groß, denn die bestehenden Output-Deals garantieren der Sendergruppe noch über Jahre den Zugriff auf die wichtigen US-Neustarts. Es könnte also sein, dass Sat.1 in einem Jahr besser da steht als heute. Allerdings nur dann, wenn nicht wieder der Sparteufel gerufen wird. Und wenn Sat.1 den Mut hat auch Flops zu fabrizieren. Dann wird auch keiner mehr über das scheiternde Nachmittags-Projekt «Messer, Gabel, Herz» sprechen.

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