Die Kino-Kritiker

«Riddick»

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Der neueste Ableger der «Riddick»-Saga besinnt sich auf den Ursprung der Reihe - und versackt im Stillstand.

Filmfacts «Riddick»

  • Kinostart: 19. September 2013
  • Genre: Science-Fiction/Action
  • Laufzeit: 118 Min.
  • FSK: 16
  • Kamera: David Eggby
  • Musik: Graeme Revell
  • Drehbuch: David Twohy
  • Regie: David Twohy
  • Darsteller: Vin Diesel, Matthew Nable, Jordi Mollà, Katee Sackhoff, Dave Bautista, Karl Urban
  • OT: Riddick (USA 2013)
Es ist durchaus interessant zu beobachten, wenn deutlich wird, wie viel einigen Hollywood-Stars tatsächlich an bestimmten, von ihnen verkörperten Figuren liegt. Dies äußert sich meist am vehementen Festhalten an spezifischen Rollen, indem auch trotz (oder zum Teil gerade wegen) eines qualitativ und/oder an den Kinokassen weniger überzeugenden Films dennoch eine Fortsetzung zu ebenjenem eigenhändig vorangetrieben wird, oftmals gar mittels aktiverer Involvierung des entsprechenden Darstellers in deren Entstehungsprozess. Dass solch eine glaubwürdige, da in der Tat in erster Linie nicht auf finanzielle Aspekte zurückzuführende Leidenschaft auch automatisch in ein wirklich sehenswertes Ergebnis mündet, ist dabei jedoch alles andere als selbstverständlich, wie in jüngerer Vergangenheit insbesondere Comicfan Nicolas Cage mit «Ghost Rider: Spirit of Vengeance» und der für seine Paraderolle nach wie vor brennende Hugh Jackman mit «Wolverine: Weg des Kriegers» demonstriert haben. Nun bemüht sich auch Action-Star Vin Diesel mit dem frischen Rückenwind, den er mittlerweile wieder durch die bemerkenswerte Renaissance der einst fast schon tot geglaubten und unaufhaltsam anwachsenden «Fast & Furious»-Reihe genießt, ein weiteres seiner Franchises wiederzubeleben.

Die Rede ist von der Science-Fiction-Saga um den stoischen Antihelden Richard B. Riddick, die im Jahr 2000 mit dem vergleichsweise günstigen B-Movie «Pitch Black» durchaus vielversprechend begann und vier Jahre später mit dem Flop des ungleich höher budgetierten und bei zahlreichen Kritikern und Zuschauern gnadenlos durchgefallenen Sequel «Riddick: Chroniken eines Kriegers» (zumindest im Kino) ihr vorläufiges Ende fand. Nicht zuletzt bestärkt durch den Erfolg zweier großartiger Videospielableger verfolgten Diesel und sein treuer Franchise-Wegbegleiter, der Regisseur und Drehbuchautor David Twohy, jedoch weiterhin den Plan, ihr entworfenes Universum noch weiter auszubauen. Nach jahrelangem Feilen und dem steten Kampf um finanzielle Mittel, für welchen Diesel angeblich gar eine Hypothek auf sein Haus aufgenommen hat, scheinen sie nun mit der schlicht als «Riddick» betitelten und somit gerade im deutschen Raum für etwas Titelwirrwarr sorgenden Fortsetzung am vorläufigen Ziel angekommen zu sein. Dabei kann ihr Zieleinlauf im Großen und Ganzen mehr überzeugen als vergleichbare Bemühungen der Herren Cage und Jackman, doch kommt auch er nicht ohne große Enttäuschungen aus.

«Riddick» nimmt das Ende seines Vorgängers «Riddick: Chroniken eines Kriegers» dabei zwar als inhaltlichen Startpunkt für die Ausgangssituation der Handlung, löst sich im weiteren Verlauf aber fast gänzlich von dessen Ausrichtung. Nachdem der titelgebende Einzelgänger (Vin Diesel) eher zufällig zum Anführer der so genannten Necromonger, eines Welten zerstörenden sektenähnlichen Kults, aufgestiegen ist, ist das langjährige Verlangen des finsteren Necromongers Vaako (Karl Urban), selbst auf dem Thron Platz zu nehmen, stärker denn je. Eine günstige Gelegenheit ausnutzend, veranlasst Vaako schließlich, dass Riddick allein auf einem trostlosen Planeten ausgesetzt und zum Sterben zurückgelassen wird. Doch damit findet sich der robuste Hüne natürlich nicht ab. Erfolgreich führt er einen Überlebenskampf gegen den Hunger und die teils äußerst aggressive einheimische Fauna bis er bei seiner Erkundung des Planeten schließlich auf einen verlassenen Söldneraußenposten stößt. Prompt setzt er von dort aus ein Notrufsignal ab, um an ein Schiff zu gelangen und so zu entkommen. Auf diesen Hilferuf reagieren schon wenig später gleich zwei Söldnergruppen, die auf der Oberfläche landen und Riddick den Kampf ansagen. Während der impulsive Santana (Jordi Mollà) allerdings ausschließlich hinter dem saftigen Kopfgeld für den Flüchtigen her ist, hat der Anführer des zweiten Trupps (Matthew Nable) eine ganz persönliche Rechnung mit Riddick offen. Und auch die hochgefährliche Tierwelt des unwirtlichen Planeten legt keine allzu lange Ruhepause ein.

In «Riddick» gehen Vin Diesel und David Twohy im Vergleich zu ihrem mit rund 105 Mio. US-Dollar Produktionsbudget fast dreimal so teuren «Riddick: Chroniken eines Kriegers» alles zwei Nummern kleiner an. Nachdem letzterer nach dem eher minimalistischen «Pitch Black» das (Film-)Universum weit öffnete und überraschend zu einer opulenteren Science-Fiction-Erzählung ausgebaut wurde, ist von einem solchen epischen Ansatz im neuen «Riddick» leider nichts mehr zu spüren. Zwar können die eklatanten Storyschwächen von «Chroniken eines Kriegers» nicht verleugnet werden, doch hatte die entsponnene eigenwillige Mythologie der gezeigten Welt durchaus ihren Reiz. Ein tieferes Eintauchen in diese hätte daher in der Tat interessant werden können. Doch findet nicht nur in dieser Hinsicht ein regelrechter Stillstand statt.

Zumindest der erste Abschnitt des Films kann aber gerade in seiner für die bisherige Reihe eher untypischen Gestaltung noch das Interesse hochhalten. Als einziges menschliches Wesen weit und breit durchstreift Riddick die karge Landschaft der Planetenoberfläche und kämpft dabei nicht immer souverän um sein Überleben. Obwohl sich dabei hier und da Vin Diesels etwas eingeschränkten darstellerischen Fähigkeiten bemerkbar machen, kann der Mime dies mit seiner schieren physischen Präsenz und seiner unvergleichlichen, wenn auch hier seltener eingesetzten Stimme wettmachen. Ergänzt durch die im Vergleich mit den ersten beiden Teilen deutlich verbesserten, wenn auch längst nicht perfekten Computereffekte sowie die angemessene Gemächlichkeit und Ruhe des Geschehens kann sich so eine einnehmende Wirkung entfalten, die ihre Stärke jedoch insbesondere aus der durch die Ausgangssituation des Verrats durch Vaako aufgebaute Erwartungshaltung bezieht. Auch wenn Riddick selbstverständlich zunächst von dem Planeten entkommen muss, böte sich seine Selbstfindung und -behauptung als Hinleitung zu etwas Größerem, im besten Fall wohl einem in einen erbitterten Rachefeldzug mündenden Showdown, an. Ein solcher bleibt jedoch komplett aus (und ist somit wohl erst für eventuelle weitere Fortsetzungen angedacht).

Die gesamte restliche Handlung dreht sich, so viel sei an dieser Stelle verraten, lediglich um Riddicks Bemühungen, ein Söldnerschiff zu kapern. Mit dem Auftritt der besagten Söldner baut der Film allerdings spürbar ab. Riddicks Vorgehen mag grundsätzlich Spannungspotential aufweisen, doch wird dieses aufgrund einiger Längen und Redundanzen nicht annähernd ausgeschöpft. Höhepunkte sucht man vergeblich. Hinzu kommen einige Logiklücken, teils äußerst holprige Dialoge und die blassen Antagonisten. Auch hier wäre der von Karl Urban («Star Trek», «Dredd») verkörperte, doch leider nur zu einem Mini-Auftritt zu Beginn verdammte Vaako eine wahre Bereicherung gewesen. Obendrein lässt bedauerlicherweise die weitere Zeichnung des unbestreitbaren Protagonisten der Reihe ebenfalls zu wünschen übrig, werden diesem doch keinerlei neuen Facetten hinzugefügt. Diesels Performance der ihm liebgewonnenen Figur kann den Charakter als Sympathieträger zwar weiterhin mühelos stemmen, doch äußert sich auch hier die generelle Ereignislosigkeit, die den Großteil des Films kennzeichnet, zumal Riddick für längere Passagen nicht direkt auftritt, sondern lediglich unsichtbar im Hintergrund agiert.

«Riddick» mag damit insgesamt noch als akzeptabel unterhaltender Science-Fiction-Streifen durchgehen, erscheint allerdings gerade angesichts der langwierigen Entwicklungsphase nicht allzu ausgereift. Einerseits beweisen Vin Diesel und David Twohy mit dem kleineren Produktionsrahmen, einem relativ unerwarteten Auftakt und dem vor allem im Vergleich zum Vorgänger «Chroniken eines Kriegers» deutlich wieder nach oben geschraubten Gewaltgrad durchaus Mut. Auf der anderen Seite gehen sie aber wiederum zu sehr auf Nummer Sicher, wenn sie «Riddick» allzu aufdringlich am sehenswerten Reihenursprung «Pitch Black» orientieren. Eine solche Rückbesinnung muss per se nichts Schlechtes sein, doch abgesehen davon, dass damit der zuvor so vielversprechend eingeführte mythologische Überbau verloren geht und gerade gegen Ende des Films der Handlungsverlauf von «Pitch Black» fast schon dreist wiederverwertet wurde, erreicht «Riddick» auch nie den (B-Movie-)Charme und das Spannungsniveau des ersten Teils. Wenn schon keine weitere merkliche Steigerung der Handlungsausmaße stattfindet, wäre zumindest ein ausgewogeneres Gleichgewicht der einzelnen bisher etablierten Elemente wünschenswert gewesen. Mal ganz abgesehen von einem fesselnden Spannungsbogen und interessanten Charakteren.

«Riddick» ist seit dem 19. September in den deutschen Kinos zu sehen.

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