Inhalt:
Mit seinem Leben hatte Daniel Holden schon abgeschlossen: Fast 20 Jahre saß er in der Todeszelle, verurteilt für den Mord an seiner Verlobten Hanna. Bis schließlich neue DNA-Spuren seine Unschuld beweisen und ihm die Freiheit bringen.
Doch an ein Leben außerhalb der Gefängnismauern muss sich Daniel erst gewöhnen, denn die Welt ist mittlerweile eine andere. Internet, DVD-Player, Mobiltelefone - alles scheint neu für ihn. Und auch seine Familie weiß nicht recht, wie sie mit der Situation umgehen soll. Mutter Janet hat mittlerweile einen neuen Mann geheiratet. Seinen jüngeren Bruder Jared hat er kaum kennengelernt. Nur seine Schwester Amantha hielt über die Jahre eisern zu ihm.
Aber die Schatten der Vergangenheit wollen nicht so schnell verschwinden: Senator Roland Foulkes, der ihn einst als Staatsanwalt hinter Gitter brachte, glaubt immer noch felsenfest, dass er der Killer ist.
Darsteller:
Aden Young («The Starter Wife») ist Daniel Holden
J. Smith-Cameron («True Blood») ist Janet
Clayne Crawford («The Glades») als Ted Jr.
Luke Kirby («Tell me you love me») ist Jon Stern
Michael O'Neill («Necessary Roughness») ist Senator Foulkes
Abigail Spencer («Suits») ist Amantha
Kritik:
Was stellt man sich in einer Serie, die die Geschichte eines eigentlich schon zum Tode verurteilten Mannes erzählt, vor? «Rectify» wird all das bieten, was man sich erwartet. Die erste Staffel des Projekts des Sundance Channels, geschaffen von Schauspieler und Produzent Ray McKinnon, bietet eine großartige Charakterstudie eines zerbrochenen Menschen: Die Geschichte von Daniel Holden, der mehr als ein halbes Leben hinter schwedischen Gardinen saß, unschuldig des Mordes verurteilt und der zu Beginn des Formats kurz vor seiner Freilassung steht. Holden ist zurückgezogen, wohl überfordert mit der Situation. Seine Mutter bricht in Tränen aus – er findet kaum Worte. Auch kurz darauf, als er eine kurze Erklärung abgibt, tut er das eher wortkarg. Wohin sein Weg geht, wie seine genauen Gefühle aussehen, lässt die Serie zunächst offen.
Will er einfach nur zurück in ein möglichst normales Leben? Sinnt er nach Rache? Selten wusste ein Hauptdarsteller mit minimalen Mitteln derart zu überzeugen wie «Rectify»-Star Aden Young. Es ist herrlich der Figur zuzusehen, wie sie das Leben zunächst aus freien Zügen genießt. Holden weiß Dinge zu schätzen, die viele von uns für ganz banal und alltäglich erachten – und damit ist nicht einmal der Blick auf den Sonnenaufgang gemeint. Jahre in Haft verändern einen Menschen – sie nehmen ihm unheimlich viel – und kaum eine Serie hat dies so eindrucksvoll dargestellt wie eben «Rectify».
Doch die Freiheit ist auch eine schwere Aufgabe: Daniel Holden muss sich in der Familie auf neue Situationen einstellen: Der neue Mann der Mutter, der Bruder, den er kaum kennt – und seine Schwester, die ihm über Jahre die Treue gehalten hat. «Rectify» aber ist mehr als eine Charakterstudie, es wird zu einem echten Drama als Roland Foulkes, der Senator, in Erscheinung tritt. Er hatte Holden einst als Staatsanwalt angeklagt und ihn hinter Gitter gebracht und er glaubt heute noch an dessen Schuld. Im Laufe der Staffel gelingt es den Autoren um die «Breaking Bad»-Macher Melissa Bernstein und Mark Johnson nicht nur Charakter-Studie zu sein, sondern einen wirklich spannenden Plot rund um Lügen und Verstrickungen zu schaffen.
Dass Akteure von «Breaking Bad» bei «Rectify» am Werke waren, sieht man der Serie deutlich an. Sie ist – wie auch die AMC-Produktion – von der Bildsprache her schlicht und einfach gehalten. Keine Kameraflüge, kein Einsatz von speziellen Farbfiltern. Die Serie nimmt das Leben und die Umgebung so, wie es ist. Trister Gefängnisalltag, saftige grüne Wiesen. Das Erzähltempo hingegen ist höher als bei «Breaking Bad» - aufgrund der mit nur sechs Folgen recht kurz ausfallenden ersten Staffel aber auch ein absolutes Muss. In Amerika beschwerten sich die Kritiker schnell, dass die Handlung zu schnell zu Ende gehe und freuen sich inzwischen über die Ankündigung, dass bald eine zehnteilige zweite Staffel kommt.
Ob das in Deutschland auch der Fall sein wird, ist fraglich. «Rectify» ist unheimlich speziell, maßgeschneidert für Regionen in Amerika, die schlicht anders ticken als wir. Ländliche Regionen, kleine katholische Gemeinden – Orte, an denen ein spezielles Verständnis für Recht und Unrecht herrscht. Falschurteile gibt es auch in Deutschland, meist aber eben nicht mit derart krassen Folgen wie mitunter in Amerika. «Recitfy» wurde in Amerika zurecht gefeiert – es ist aber zu bezweifeln, dass die Serie in Deutschland eine große Karriere vor sich hat. Schade ist’s allemal, nicht zuletzt wegen der hervorragenden Besetzung rund um Aden Young.
Sky Atlantic HD zeigt die erste Staffel von «Rectify» ab Sonntag, 17. November 2013 um 21.00 Uhr. Danach stehen die Folgen auch via Sky Go und Sky Anytime zur Verfügung.