«Die Eiskönigin» - Zweitmeinung (1/2)
Das Disney-Wintermärchen «Die Eiskönigin» kommt in der Tradition klassischer Trickmusicals daher und bringt mit seinen liebevollen Charakteren (Schneemann Olaf ist einer der herzlich-witzigsten Disney-Sidekicks aller Zeiten!), ausdrucksstarken Animationen, herausragendem 3D und ebenso schmissigen wie berührenden Songs so ziemlich jedes Herz zum Schmelzen. Lose nach dem Vorbild Hans Christian Andersens erzählt der Film vor wunderschönem Hintergrund eine tiefgehende Geschichte über echte Schwesternliebe. Dabei traut sich der Film mit seiner komplex-dramatischen Ausgangslage, auf anderen Wegen zu wandeln, als viele konventionelle Disneyfilme. ...Beruhend darauf erläutert die Kritikerin oder der Kritiker, inwiefern die Produktion ihr Ziel erreicht hat. Dies erfolgt, indem in der Rezension ebenso die Stärken als auch die qualitativen Rückschläge des Films genannt und eingehend beleuchtet werden. Überwiegt in einer Kritik das Lob, so darf man sie als Sehempfehlung für das betreffende Filmprojekt verstehen, nehmen die Schwachpunkte überhand, so möchte die Autorin oder der Autor normalerweise von einer Sichtung abraten.
Wenn jedoch die legendären Disney-Trickstudios pünktlich zur Adventszeit einen aufwändigen Animationsfilm in die Lichtspieltheater entlassen, darf durchaus mit einer atypischen Herangehensweise geliebäugelt werden. Insbesondere, wenn diese Produktion auf einer Geschichte basiert, an deren Adaption sich bereits der Firmengründer und meisterhafte Geschichtenerzähler Walt Disney sowie mehrere Generationen talentierter Disney-Künstler die Zähne ausgebissen haben. Nach zahlreichen Versuchen, die allesamt ins Leere führten, haben die Trickfilm-Zauberkünstler aus dem alteingesessenen Studio aber endlich Hans Christian Andersens „Die Schneekönigin“ knacken können und frei nach diesem Vorbild «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» erschaffen, einen Film, der nahezu einhellig mit Lobeshymnen bedacht wird.
«Die Eiskönigin» - Zweitmeinung (2/2)
... Er kommt ohne direkten Antagonisten aus, baut sich im Gegenzug mit einer guten Königin mit bösen Kräften eine höchst ambivalente Figur auf. Gleichwohl wirkt diese melancholische Story nie zu karg, weil sie großteils aus der Perspektive der quirligen Anna erzählt wird, die gemeinsam mit einem stimmigen, ähnlich schillernden Figurenaufgebot ins Unbekannte stapft, um wieder Bande mit ihrer Schwester zu knüpfen. Das Ergebnis ist nie zu schnell, nie zu träge, sehr frohgemut und mit beachtlichen, ernsten Zwischentönen. Kurzum: Herrlich altmodisch und märchenhaft ohne Ende.Antje Wessels
Sollte Ihnen künftig allerdings jemand begegnen, den «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» kalt lässt, so strafen Sie ihn bitte nicht mit Verachtung. Vielleicht kann Ihnen die folgende Kritik dabei helfen, seine Sie verwundernde Position nachzuvollziehen. Und wenn Sie sogar diese Person sein sollten, die in Ihrem Umfeld einzig und allein den Hype um den neusten Disney-Film nicht teilen kann, so lassen Sie sich deswegen nicht mundtot machen. Akzeptieren Sie die Kälte, die Sie für «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» verspüren, und widerstehen Sie den Bemühungen, eine herzlichere Position vorzugeben, die Sie in Wahrheit nicht teilen. Falls niemand für Ihre filmische Meinung Verständnis aufbringen möchte, so kann Ihnen diese Rezension womöglich ein paar zusätzliche Argumente an die Hand geben, wenn Sie erläutern möchten, weshalb Sie den Film nicht mögen.
Umstimmen werden Sie voraussichtlich niemanden. Aber dies sollte gar nicht Ihr Ziel sein. Stattdessen hat es darum zu gehen, Akzeptanz und Verständnis zu schaffen – was übrigens zufälligerweise auch eines der vielen Themen in «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» ist...
Eine Geschichte von zwei Prinzessinnen
Im Königreich Arendelle wachsen die Prinzessinnen Anna und Elsa trotz eines zauberhaften Geheimnisses zunächst vollkommen unbekümmert auf: Elsa, die ältere der beiden Schwestern, verfügt über wundersame Kräfte, dank derer sie mühelos Eis und Schnee herbeizaubern kann. Mit dieser Fähigkeit, die das Königshaus vor seinem bescheidenen und friedlichen Volk geheim hält, verschafft Elsa ihrer jüngeren Schwester regelmäßig spaßige Stunden im Palast. Nach einem schrecklichen Unfall verliert die quirlige Anna jedoch ihre Erinnerung an Elsas Können, darüber hinaus beschließt ihre sich schuldig fühlende große Schwester, ihre Fähigkeiten zu unterdrücken und sich zum Schutze Annas vor ihr zu verschließen. Als Elsa Jahre später zur Königin gekrönt werden soll, finden beide Schwestern für kurze Zeit wieder zueinander, nur um noch am selben Abend in einen argen Streit zu geraten.
Im Zuge dessen verliert Elsa im Beisein hoher Ballgäste jegliche Kontrolle über ihren Eiszauber, weshalb sie unter der Federführung des arroganten Herzog von Pitzbühl als Monster beschimpft und verjagt wird. Elsa gerät in Panik, das gesamte Königreich wird von einem gewaltigen Schneesturm heimgesucht und für die Bewohner sowie Handelspartner Arendelles steht fest, dass die geflohene Eishexe ausgeschaltet werden muss. Nur Anna und ihre große Liebe Prinz Hans glauben an eine friedliche Lösung. Während Hans im Königreich die Stellung hält, macht Anna sich auf, Elsa zu finden, Frieden zu schließen und so die Lage zu retten. Somit beginnt für den frohgemuten Tollpatsch ein Abenteuer, das ihn quer durch die winterliche Wildnis führt und Bekanntschaft mit dem charmant-schroffen Eishändler Kristoff, seinem treuen Rentier Sven, freundlichen Trollen und dem warmherzigen, plappernden Schneemann Olaf schließen lässt.
Bevor die Regisseure Chris Buck («Tarzan») und Jennifer Lee (Autorin von «Ralph reicht's») den Tag von Elsas Krönung, und somit den Beginn der Kernhandlung, zeichnen können, müssen sie, wie die obige Plotbeschreibung erahnen lässt, allerhand Vorgeschichte abwickeln. Der Prolog zu «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» geriet dabei tonal uneinheitlich und zwingt diesem abenteuerlich-komödiantischen Märchenmusical einen stockenden Anfang auf: Ausführlich und voller Ehrfurcht zeigt das Regie-Duo in faszinierenden 3D-Bildern den Arbeitsalltag der stämmigen Eisverkäufer, zu denen auch ein noch junger, ungeschickter Kristoff gehören will. Einen Szenenwechsel später gilt es das zuckrig-knuffige Leben der Prinzessinnen Anna und Elsa zu verfolgen, die losgelöst durch die königlichen Säle toben und mit übergroßen Augen Elsas Schnee- und Eiskreationen bewundern. Danach verleihen sie der winterlich-verspielten Szenerie einen mythologischen Anstrich, indem der Hintergrund von Elsas Kräften und weitere übernatürliche Dinge rund um Arendelle gezeigt werden. Ehe sich die daraufhin angerissenen, melancholischen Zwischentöne dieser ungewöhnlichen Schwesterngeschichte entfalten können, rafft dann schon ein unauffällig-naives Liedchen die weiteren Kinderjahre der Schwestern zusammen, ohne dabei auch nur eine Gelegenheit auszulassen, Annas Sentimentalität ob ihrer sie mit der kalten Schulter strafenden Schwester visuell wie akustisch zu unterstreichen.
Bis in dieser Disney-Produktion letztendlich die gesamte Vorgeschichte aufgerollt und die fragmentarische Erzählweise abgehakt ist, so dass Raum für eine sinnige Verschmelzung des zentralen Schwesterndramas mit den umgreifenden Märchen-Abenteuerelementen entstehen kann, schneiden Lee und Buck also mehrere Tonlagen an. Dies geschieht obendrein mit einem von der elementaren Figurenkonstellation distanzierenden, mehrmaligen Tempowechsel. Lange, fast schwelgerische Sequenzen münden kurzerhand in eilige Montagen, die ebenso abrupt wieder enden. Ein flüssiger Erzählrhythmus kann sich daher erst einstellen, sobald die entfremdeten Schwestern angesichts Elsas Krönung wieder miteinander sprechen und sich auf ihren großen Tag vorbereiten. Der alsbald folgende Song, der Annas Hoffnung auf ein nun anbrechendes, sorgenfreies Leben ausdrückt, wird aber jäh von einem tosenden Gag beendet. Dieser zieht mit polterndem Slapstick die von Disney so häufig eingesetzten „Eine Prinzessin singt, während sie froh in die Welt hinausrennt“-Momente durch den Kakao. Eine Szene, die kaum symptomatischer für «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» sein könnte: Wann immer Annas und Elsas komplexe, ambivalente Beziehung zueinander zu sehr in den Fokus gerät, bricht ausgelassene Comedy jegliche Atmosphäre und forciert einen Stimmungswechsel, weg von liebevoll-dramatischer Märchenerzählung, hin zu modern-hyperaktiver Familienkomödie.
Eiskalt oder quicklebendig?
Nach dem ungelenken Einstieg haben die Regisseure das Erzähltempo endlich unter Kontrolle. Sie halten die Zügel sogar so fest in den Händen, dass nicht eine Sekunde Leerlauf entsteht, ohne dass «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» abgehetzt wirken würde. Dennoch nehmen die tonalen Probleme an dieser Stelle erst endgültig überhand. Sind die anfänglichen Stimmungswechsel zwar rapide, so ergänzen sich die einzelnen Passagen zu einem, wenngleich ungeschliffenen, so doch zusammengehörigen Ganzen. Kaum beginnen die Vorbereitungen für Elsas Krönung, geraten die Differenzen zwischen den beiden Seelen, die in der Brust dieses Films schlagen, außer Kontrolle. Sämtliche große Disney-Meisterwerke beinhalten zwar Szenen, die von traurig über spannend bis ansteckend fröhlich reichen, wohlgemerkt fügen sich all diese Gemütslagen zu einer denkwürdigen emotionalen Komposition. Die Segmente von «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» driften dagegen so weit auseinander, dass selbst die ungleichen Protagonistinnen Anna und Elsa im Vergleich wie ein Herz und Seele erscheinen.
Auf der einen Seite scheint «Die Eiskönigin» wie eine ambitionierte wehmütige, trotzdem familientaugliche Erzählung über komplizierte, geschwisterliche Liebe und die nahezu unmöglich erklärbare Notwendigkeit, sich manchmal eiskalt von seinen Geliebten distanzieren zu müssen. Diese berührende Allegorie über Selbstaufopferung, unzertrennbare emotionale Bindungen und Trennungsschmerz sowie radikale Selbstfindung (denkwürdig ausgeführt im unvergesslichen Song „Let It Go“ beziehungsweise „Lass jetzt los“, in dem Elsa ihr höchsteigenes Refugium kreiert) wird in eine ungewöhnliche, dem Thema dienliche Mythologie gepackt. Anhand von stillen, visuell prächtigen Bildern sowie in ruhigen, ausgefeilten Dialogen loten die Disney-Künstler diese außergewöhnlichen Ideen aus und schlagen dank der so gebotenen moralischen Ambivalenz ungewohnte Pfade ein.
In diesen Segmenten, in denen mit Elsa eine der facettenreichsten Disney-Figuren der Filmgeschichte im Mittelpunkt steht, wandelt «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» auf den Fußstapfen solcher Klassiker wie dem epochalen Kassenschlager «Der König der Löwen» oder dem völlig unterschätzten Gothic-Musical «Der Glöckner von Notre Dame».
Auf der anderen Seite versucht sich «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» als schwungvolle Road-Movie-Animationskomödie, die mit zeitgemäßen Wortgefechten, alterslosem Cartoon-Slapstick und einigen saftigen Seitenhieben auf einige Disney-Klischees aufwartet. Genüsslich parodieren Lee und Buck die lachhaft übereilten Disney-Romanzen früherer Tage, indem sie unverblümten Figuren wie der reifen Elsa oder dem stets direkten Kristoff pointierte Dialoge in den Mund legen, mit denen sie Annas überstürzte Liebesentscheidungen in Frage stellen. Die in Disney-Prinzessinnenfilmen nahezu obligatorische „Ich habe dich gerade erst getroffen, und weiß schon jetzt, dass wir ewiglich zusammengehören“-Gesangsnummer wird gleich mehrfach ad absurdum geführt, unter anderem durch eine überhöht-vergnügte Melodie und eine komödiantische dazugehörige Tanznummer.
Darüber hinaus gibt es nach dem «Rapunzel»-Publikumsliebing Maximus erneut ein für rasanten Slapstick sorgendes Huftier, allerhand freche Kommentare von Kristoff zu vielerlei zwischenmenschlichen Fragen sowie den unentwegt bestens gelaunten, lebenden Schneemann Olaf. Dieser stapft mit naiv-glückseligem Grinsen durch die Welt, träumt ironischerweise vom Sommer und kommentiert das Geschehen auf unbedarft-komische Art. Und gerät zusätzlich noch in einige weitere klamaukige Einlagen. Ganz davon abgesehen, dass Olaf ein eigenes Liedchen anstimmen darf, das mit seiner bewusst ausgereizten Pointe auch einen selbständigen Disney-Kurzfilm ausfüllen könnte. Zudem sei nicht zu vergessen, dass kurz vor dem Finalakt ein weiterer Comedysong den Handlungsverlauf hinauszögert. Es sind solche Sequenzen, die «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» an Disney-Trickkomödien wie den überdrehten Geheimtipp «Ein Königreich für ein Lama» oder den mit Popkultur und Metahumor gewürzten «Hercules» erinnern lassen.
Gravierend ist, dass Disney, so atmosphärisch vielschichtig ein Großteil der Meisterwerke auch sein mag, bei seinen Langfilmen üblicherweise zu einem dieser beiden Extreme tendiert. Selten waren die dramatischen Szenen so reichhaltig vertreten und derart vielschichtig wie in «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren». Gleichzeitig boten nur sehr wenige abendfüllende Disney-Animationsfilme eine so überwältigende Masse an ulkigen Figuren und so viel quicklebendige Comedy wie diese freie Hans-Christian-Andersen-Adaption. Und dieser breite Spagat, den die Disney-Studios mit ihrem 53. Meisterwerk wagen, ist entweder eine konsequente Weiterentwicklung der langlebigen Studiotradition oder ein eklatanter Verrat an einer der beiden Hälften dieses Films. Und sofern «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» vom Betrachter nicht als schlüssiger nächster Schritt in der Disney-Evolution aufgefasst wird, kann die Schizophrenie des Films rasch in ungehemmte Frustration münden.
Zwei Filme gefrieren zu einem
Denn nicht nur vereinzelte Gesichtspunkte, sondern auch sämtliche Höhepunkte der ernsteren und der froheren Seite dieses Disney-Films könnten ebenso gut aus zwei vollkommen unterschiedlichen Produktionen stammen. Elsas Powerballade „Let It Go“ (oder in der deutschen Synchro: „Lass jetzt los“) ist beispielsweise ein nahezu garantierter Gänsehautmoment. Sie erzählt in mitreißenden Klängen ebenso von Resignation wie von Mutfindung, womit Sehnsucht nach weiterführenden Szenen entsteht, die Elsas komplexe Persönlichkeit in noch mehr berückenden Bildern ausarbeiten. „Love is an Open Door“ (aka „Liebe öffnet Tür'n“) und „Fixer Upper“ (respektive „Aufpolieren“) hingegen passen besser in eine Disney-Eigenparodie wie «Verwünscht» und lassen die semi-düstere Schwesterngeschichte mit einer extrem-flippigen Persiflage auf Disney-Romanzen um wertvolle Laufzeit konkurrieren. Was schwerwiegende Folgen hat:
Reißt der Plot um Elsa auch die Problematik des Vorurteilsdenkens an, indem die Bewohner ihres Königreichs die magische Königin verachten, ist dieser Aspekt während Annas ulkiger Reise durchs Winterwunderland nahezu vergessen. Daher werden die Storyfäden dieses Films stets nur angerissen, was sie weit hinter ihren Möglichkeiten zurücklässt, und der späte Versuch, sie effektvoll zu vereinen, mündet in eine selbstbewusst inszenierte Drama-Sequenz, die allerdings völlig ohne Nachwirkung bleibt. Stattdessen bereiten wiederholte Ausformulierungen der Moral dieses Märchens auf das große Finale vor, womit der zwar hölzerne, aber löblich subtile Einstieg in den Film rückwirkend mit Füßen getreten wird. Viel mehr entsteht dadurch auf der Zielgeraden übermäßiger Platz für kitschig-niedliche Gespräche, die weder dem knalligen Humor, noch der besonnenen Dramatik des Streifens gerecht werden.
Optisch ist «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» zwar dank des abwechslungsreichen Figurendesigns sowie der mühevollen Animationen, die eine weite Palette an Gefühlen auszudrücken vermögen, sowie den imposanten Hintergründen ein würdiger Nachfolger des schwelgerisch gestalteten Märchenmusicals «Rapunzel». Doch musikalisch schlägt sich die eisige Erzählung dafür durch eine unausgegorene Palette von plätschernden Melodien, hyperaktiven Spaßnummern und bombastisch-gefühlvollen Meisterstücken, so dass fraglich ist, ob «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» mit seinem gesamten Soundtrack ins kollektive Gedächtnis eingehen wird. Oder ob nicht doch nur ein einzelner Song das Ansehen des Gesamtwerks in die Höhen schnellen lässt.
Dies dürfte zwar nur wenigen Kinogängern das Sehvergnügen verderben, trotzdem steht dieser Aspekt stellvertretend für die inhaltliche Uneinheitlichkeit des Disney-Wintervergnügens. Welche wiederum keinesfalls stören muss, jedoch ungemein ärgerlich sein kann – selbst das Geister scheidende Pixar-Schottenmärchen «Merida – Legende der Highlands» brachte all seine ihm innewohnenden Konzepte nahtloser unter einen Hut. Und sobald das Herz an eine der beiden stilistischen Hälften von «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» verloren ist, benötigt es massive Selbstbeherrschung, der anderen Seite des Films keinen alles vernichtenden Blizzard an den metaphorischen Hals zu wünschen.
Irgendetwas dürfte aber selbst erbitterte Feinde der tonalen Ungleichheit dieses Disney-Animationsfilms dahinschmelzen lassen – entweder Elsas Gänsehautsong oder der knuffige Schneemann Olaf. Und alles drumherum ist im schlimmsten Fall leider unbedacht verschenkte Leinwandzeit, in der unerhört schwache Elemente nach und nach die famosen Höhepunkte des Films verwässern.
«Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» ist ab dem 28. November 2013 in zahlreichen deutschen Kinos in 3D und 2D zu sehen.