Hinter den Kulissen
- Regie: Akiva Goldsman
- Produktion: Akiva Goldsman, Marc E. Platt, Michael Tadross und Tony Allard
- Drehbuch: Akiva Goldsman
- Musik: Hans Zimmer, Rupert Gregson-Williams und KT Tunstall
- Kamera: Caleb Deschanel
- Schnitt: Wayne Wahrman und Tim Squyres
Die Geschichte beginnt 1895 mit einem irischen Auswandererpaar, das von den New Yorker Behörden abgewiesen und zur Heimreise nach Europa gezwungen wird. Um ihrem Neugeborenen ein neues Leben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu bescheren, setzen die verzweifelten Eltern kurzerhand das Baby in einem Modellboot aus. 21 Jahre später entwickelte sich dieser Säugling zu einem gutaussehenden Kleindieb namens Peter Lake (Colin Farrell), der sich seit einer Auseinandersetzung mit dem Bandenchef Pearly Soames (Russell Crowe) unentwegt in Lebensgefahr befindet. Eines Tages begegnet Peter jedoch einem magischen Pferd, das ihm dabei hilft, vor dem blutdürstigen Schurken zu fliehen. Zunächst davon überzeugt, das Ganovenleben aufgeben zu müssen, wird Peter von seinem Schimmel dazu gedrängt, einen letzten Raubzug zu begehen. Dabei trifft Peter auf die zierliche Beverly Penn (Jessica Brown Findley), die den Einbrecher mit ihrer optimistischen, freundlichen Art verzaubert. Dessen ungeachtet will Peter aus der Stadt fliehen, um Pearly endgültig abzuschütteln. Doch Beverly ist hoffnungslos an Schwindsucht erkrankt, weswegen er von seinen Plänen abrückt, um mit der Rothaarigen eine Liebesbeziehung aufzubauen. Als der dämonische Pearly davon erfährt, nimmt er sich vor, dieses junge Glück zu zerstören …
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Die kunstvolle Verknüpfung der verschiedenen Handlungsstränge oder Zeitebenen, die «Cloud Atlas» oder Helprins Roman ausmachen, fehlt in Goldsmans Kinoromanze allerdings völlig. Der Einstieg geriet dem Oscar-Preisträger überaus konfus, hinzu kommt, dass die Aufmerksamkeit, die er den beiden Teilen seiner Geschichte (die Bandbreite des vier Handlungen verbindenden Buchs wurde im Kino arg zusammengeschrumpft) zukommen lässt, dramaturgisch unausgewogen ist. Zwar lässt Goldsman der zarten, idealistischen Liebesgeschichte zwischen Peter und Beverly ausreichend Zeit, dafür hechelt er im finalen Part durch die in der Gegenwart spielenden Story. Daher wirkt sie im Vergleich zum ersten Teil emotional unterkühlt, was wiederum die Auflösung, von welchem Wunder die übernatürlichen Figuren die gesamte Laufzeit über gesprochen haben, bloß bemüht-kitschig und undurchdacht erscheinen lässt – und nicht so zauberhaft, wie es offensichtlich sein sollte.
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Generell sind die magischen Elemente die schwächsten Punkte in «Winter's Tale». Dabei stellt die fragwürdige Logik hinter den Wundern rund um Peter Lake noch das harmloseste Problem dieses modernen Märchens dar: Wann immer etwa Peters Pferd in die Lüfte emporsteigt, rauben die weit unterm heutigen Standard liegenden digitalen Effekte der Sequenz ihr Momentum, ebenso, wie die am Computer erschaffenen, Magie andeutenden Lichtbrechungen die den Film durchziehen all zu aufgesetzt sind. Im direkten Vergleich zu Russell Crowes Performance jedoch sind sie ein Meisterstück der Subtilität: Der «Gladiator»-Hauptdarsteller gibt in seiner Rolle als Gefolgsmann dunkler Mächte jegliche Zurückhaltung auf, womit er «Winter's Tale» zwar mehrmals eine nötige Dosis Energie verleiht, gleichwohl fügt er sich aufgrund seiner mimischen Entgleisungen zu keinem Zeitpunkt in die Atmosphäre des restlichen Films. In der englischsprachigen Originalfassung kommt außerdem ein inkonsistenter, dicker Akzent hinzu, mit dem sich Crowe durch skurrilere Szenen durchnuschelt, was die unfreiwillige Komik dieser Momente weiter anfeuert. Vollkommen deplatziert ist zudem der Cameo eines populären Schauspielers, der an dieser Stelle nicht verraten werden soll. Diesen Mimen in «Winter's Tale» als Crowes Vorgesetzten zu sehen erhöht zwar den Coolness-Faktor von Goldsmans Kino-Regiedebüt, gleichwohl ist es eine den Ernst der Story demontierende Fehlbesetzung, die sich erst recht durch die getroffene Kostümwahl und verwendeten Effekte wie aus einer verrückten Komödie entliehen anfühlt.
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