Interne Zufriedenheit?
Trotz der mässigen Zahlen hat Sat.1 entschieden, «The Biggest Loser» fortzusetzen. Eine entsprechende Medienmitteilung gab es zwar noch nicht - auf der Senderhomepage aber werden schon Kandidaten für eine Staffel, die 2015 gezeigt werden soll, gesucht. Bleibt nur die Frage, auf welchem Sendeplatz die Produktion von Red Seven dann beheimatet sein wird.Zumindest das Prinzip der Show – übergewichtige Menschen werden durch Wettstreit mit anderen und mit einer Geldprämie vor Augen zum Abnehmen angehalten – scheint prächtig zu funktionieren. Die 18-jährige Kandidatin Nicole, mit 108,5 Kilogramm in die Show gestartet, speckte laut Bild.de zwischenzeitlich auf nur noch 74 Kilogramm ab, und hat noch Chancen auf das Finale. Das kommt zwar nicht ganz an den Gewichtsverlust des ersten Gewinners Enrico heran, der nach Staffel eins unglaubliche 95 Kilogramm leichter war als zu Beginn der Show. Dieser Rekord aus dem Jahr 2009, als die Sendung noch auf ProSieben lief und von Katharina Witt moderiert wurde, wurde zwar nicht mehr getoppt, aber auch eine Menge anderer Kandidaten konnten durch Willenskraft, Ernährungsplan und Sport ihr Gewicht drastisch reduzieren. Gerade mit Hilfe der Bild und deren Online-Auftritt bringt Sat.1 eine große PR-Maschinerie zum Laufen, wovon die Sendung in hohem Maße profitiert. Warum gilt die aktuelle Staffel also als Reinfall?
Seit 2012 läuft die Sendung nun in Sat.1 und lieferte sofort mit Beginn der vierten Staffel überzeugende Werte ab. In der ersten Folge sahen 2,27 Millionen Menschen dabei zu, wie Christine Theiss die Schwergewichte ins Schwitzen und in Form brachte. Der Sonntagvorabend, 17 Uhr schien der perfekte Sendeplatz für die Show zu sein, deren Zahlen durchweg zu überzeugen wussten. Nie fiel der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen unter die Elf-Prozent-Marke, und das Finale generierte sogar tolle 16,7 Prozent am Markt. Damit sendete «The Biggest Loser» ausnahmslos deutlich über dem Senderschnitt. Durchschnittlich sahen 1,78 Millionen Fernsehende den Kandidaten beim Abnehmen zu.
Staffel fünf, gezeigt im Jahr 2013, lief ebenfalls erfolgreich zur selben Zeit am selben Wochentag. Allerdings wurde das Finale an einem Mittwoch um 20:15 Uhr ausgestrahlt. Damals blieb die Show sogar konsequent über 12 Prozent Marktanteil in der jungen Zielgruppe. Der Spitzenwert wurde mit 15,5 Prozent bei den Werberelevanten nicht vom eher schwächeren Finale am Mittwochabend, sondern bei einer Sonntagsfolge aufgestellt. 2,27 Millionen Zuschauer schalteten im Schnitt ein, was noch einmal eine deutliche Steigerung zu 2012 darstellte.
Aktuell läuft die sechste Staffel auf Sat.1 und dem Spartensender Sat.1 Gold. Zwei Sender, gleich drei Ausstrahlungen zu prominenter Zeit – das heißt zwar bei jeder für sich magere Werte, nicht aber in der Summe. Zudem lässt sich im Rahmen der Abspeckshow viel mehr Werbung verkaufen, was für die Sendergruppe natürlich von Vorteil ist. Schließlich wird die Sendung rund ums Abnehmen über einen langen Zeitraum in einem Camp in Andalusien aufgezeichnet. Die zurückliegenden drei Folgen lockten als Erstausstrahlung und Wiederholung bei Sat.1 zusammen mit der Wiederholung auf Sat.1 Gold im Schnitt 3,08 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. Insgesamt ist Staffel sechs also im Schnitt bei den Fernsehenden noch erfolgreicher als die zurückliegenden Staffeln. Bei Sat.1 Gold erreichte das Format zuletzt stets recht ordentliche rund 100.000 Zuschauer zusätzlich.
Und dennoch: Unter Umständen muss man sich bei Sat.1 sehr ernsthaft fragen, ob man es nicht ein wenig übertrieben hat mit der Programmierung von «The Biggest Loser» und ob der konsequente Gang in die Primetime eine richtige Entscheidung war.