Hinter den Kulissen
- Regie: Simon J. Smith und Eric Darnell
- Produktion: Mark Swift, Lara Breay und Tripp Hudson
- Drehbuch: John Aboud, Michael Colton und Brandon Sawyer
- Musik: Lorne Balfe
- Schnitt: Nick Kenway
Dass die «Madagascar»-Streifen zu solchen Selbstläufern wurden, ist wohl zu nicht unerheblichem Teil vier schwarz-weißen Nebenfiguren zu verdanken: Den unberechenbaren, leicht durchgeknallten Pinguinen. Schon in Teil eins wurden sie zu wahren Publikumslieblingen, in Part zwei überflügelte ihr spritziger Subplot mühelos die eigentliche Story und auch in Teil drei sorgten sie für herzliche Lacher. Kein Wunder, dass das eingespielte Team bestehend aus Skipper, Rico, Kowalski und Private bereits seit 2008 in seiner eigenen Fernsehserie zu sehen ist. Da das quirlige, mit ungeheuerlich hohem Tempo vorgehende Format «Die Pinguine aus Madagascar» bewies, dass die watschelnden Vögel auf eigenen Füßen stehen können, fiel 2011 der Startschuss für die Produktion eines Pinguin-Kinofilms. Dieser orientiert sich trotz mancher Anspielungen auf die «Madagascar»-Filme näher am Tonfall der Nickelodeon-Fernsehserie, was einige Pluspunkte mit sich bringt – aber auch den einen oder anderen, kleineren Wermutstropfen.
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Zehn Jahre später machen Truppenführer Skipper (Stimme: Tom McGrath/Michi Beck), das vermeintliche Genie Kowalski (Chris Miller/Thomas D) und der wortkarge, verfressene Rico (Conrad Vernon/And.Ypsilon) ihrem Freund Private (Stimme: Christopher Knights/Smudo) ein ungewöhnliches Geburtstagsgeschenk: Einen (mit perfekt sitzenden Filmreferenzen gespickten) Einbruch in das US-Goldlager Fort Knox. Währenddessen kommt es jedoch zu Komplikationen, die Private wiederum vor Augen führen, dass er von seinen Weggefährten nicht als gleichwertiges, unverzichtbares Mitglied dieser Teilzeit-Geheimagenteneinheit betrachtet wird.
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Der «Die Pinguine aus Madagascar»-Kinofilm hat paradoxerweise sowohl sehr viel Plot als auch sehr wenig Handlung: Zwar werden sehr viele Geschichten angeschnitten, die allesamt Auslöser für ihre ganz eigenen Gags sind, doch keiner dieser Plots wird sonderlich tief ausgelotet. Am ehesten schröpfen die Autoren John Aboud, Michael Colton und Brandon Sawyer Privates Wunsch nach Anerkennung, aber selbst dieser Handlungsfaden wird durch bewusst dick aufgetragene Zeilen von ihnen auch gelegentlich auf den Arm genommen.
Was der storytechnisch keine Überraschungen wagenden 132-Millionen-Dollar-Produktion an emotionaler Tiefe mangelt, macht sie durch ihr rasantes, an klassische «Looney Tunes»-Verrücktheiten erinnerndes Gagfeuerwerk wett. Ob origineller Wortwitz, denkwürdig alberne Dialoge (etwa die wiederholten Diskussionen der Pinguine über die Aussprache oder Bedeutung diverser Begriffe), gekonnte Popkulturreferenzen oder herrlicher Cartoon-Slapstick: In den rund 90 Filmminuten bleibt kaum ein Auge trocken, da nahezu jede Humorfarbe bedient wird.
- 20th Century Fox
Schneeeule Eva (dt. Stimme: Conchita Wurst) verdreht Pinguin Kowalski (Thomas D) den Kopf.
Durch die zahlreichen, nicht sonderlich ausgeloteten Handlungsfäden will zwar nur selten echtes Kinofeeling aufkommen, wenn das von den Pinguinen ausgelöste Chaos aber leinwandfüllende Ausmaße annimmt, dann so richtig. Ob eine halsbrecherische, urkomische Verfolgungsjagd durch Venedig, der bereits in Teilen im Trailer gezeigte Sprung der Pinguine aus einem Flugzeug oder das ungezügelte Finale: «Die Pinguine aus Madagascar» will gar nicht erst am technischen Kräftemessen zwischen Disney/Pixar und DreamWorks Animation teilhaben, sondern mit seiner Farbenfreudigkeit, Energie und Lockerheit bestechen. Was nicht heißen soll, dass die Animation in dieser Produktion völlig ambitionslos ist: Der glitschige, wendige und andauernd theatralische Posen einnehmende Superschurke Dave sollte für jeden Animationsliebhaber eine wahre Freude sein. Dass er obendrein dank einer fantastischen Sprechperformance (egal ob im Original durch einen amüsierten John Malkovich oder im Deutschen durch den begnadeten Synchronsprecher Ilja Richter) die wohl lustigste Figur im Film ist, ist bei der vitalen Animation fast schon zweitrangig.
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Fazit: Mit seiner Unverblümtheit und hohen Gagfrequenz hat es «Die Pinguine aus Madagascar» ganz versiert auf die Lachmuskeln seiner Zuschauer abgesehen. Alles andere, etwa Plot, Logik und Charakterentwicklung, ist nur Geheimsache, äh, Nebensache.
«Die Pinguine aus Madagascar» ist ab dem 27. November 2014 in vielen deutschen Kinos zu sehen – in 2D und 3D.