Cast & Crew
Darsteller: Jaimie Alexander, Sullivan Stapleton, Audrey Esparza, Rob Brown, Marianne Jean-Baptiste, Ukweli Roach u.v.m.Schöpfer: Martin Gero
Produktion: Berlanti Productions, Quinn's House und Warner Bros. Television
Executive Producer: Mark Pellington, Sarah Schlechter, Martin Gero, Greg Berlanti und Jayceon Dolinh
Willkommen zu einer neuen Folge von «Berlin – Tag und Nacht». Pardon, ein Scherz am Rande. So sieht natürlich der bildgewaltige Auftakt der neuen NBC-Serie «Blindspot» aus.
Der Beginn eines großen Mysteriums: Denn besagte Frau kann sich an nichts erinnern. Also an wirklich nichts. Weder weiß sie, wie sie heißt, noch woher sie kommt, noch wer der aktuelle Präsident der Vereinigten Staaten ist. Erste Blutproben ergeben, dass sie vollgepumpt mit einem Präparat ist, das in hohen Dosen zu einer permanenten Amnesie führt.
Zeitgleich im ländlichen Kentucky: FBI-Agent Kurt Weller ist gerade dabei, einen Haufen verängstigter Geiseln aus einem gruseligen Verlies zu befreien und ihren Entführer zu überwältigen, als ihn unverhofft ein Hubschrauber abholt. Er muss sofort nach New York, denn auf dem Rücken der Unbekannten vom Times Square prangt in dicken Lettern sein Name als Tattoo. Nach seinem Eintreffen folgt eine weitere Ernüchterung: Auch er hat die Frau noch nie gesehen. Eine Überprüfung aller opulenten Datenbanken liefert dasselbe Ergebnis: Nirgendwo taucht sie auf.
Doch damit nicht genug der Rätsel: Weitere Untersuchungen ergeben, dass ihre Tätowierungen maximal wenige Wochen alt sind und vermutlich Hinweise für das FBI enthalten. Zum Beispiel die ostasiatischen Schriftzeichen hinter dem Ohr der kurzerhand „Jane Doe“ getauften Namenlosen, die sie in perfektem Chinesisch vorlesen kann: Eine Adresse und ein Datum. Das heutige.
Was dann passiert, ist das erwartbare Tattoo-der-Woche-Szenario: Bomben müssen entschärft, belebte Plätze evakuiert, Terroristen überwältigt und Kollegen in letzter Sekunde gerettet werden. Das alles ist im Piloten schnell und dynamisch geschrieben, pompös und mit einer sehr ansprechenden Ästhetik umgesetzt sowieso.
In den letzten Jahren haben wir freilich viele Serienstoffe gesehen, die in ihren teuren ersten Folgen groß angelegte Mysterien anzettelten und sie anschließend mit der Salamitaktik erweiterten und (zumindest teilweise) auflösten, während sich – je nach Sichtweise – im Vorder- oder im Hintergrund der Fall der Woche abspulte. Manche, wie «The Blacklist», noch mit offenem Endergebnis, aber hoher erzählerischer Dichte, spannenden Figuren und einer packenden Umsetzung. Viele andere vom Reißbrett haben es nicht einmal zur Back-Nine geschafft und sind schon lange wieder vergessen.
«Blindspot» hätte durchaus das Zeug zu ersterer Variante, insbesondere auch wegen der sehr hohen Zuschauerzahlen der Pilotfolge. Denn obwohl sich der Network-Duktus manchmal in eher uninspirierten Dialogen („Someone likes playing games.“, oder besonders schön: „Do you ever get tired of being right?“ – „No.“) breitmacht, hat die Serie doch einen angenehm schnellen Erzählrhythmus, sodass diese Oberflächlichkeiten nicht allzu sehr auffallen. Gleiches gilt für den letzten Twist ganz am Ende des Piloten, den Zuschauer, die die dritte Staffel von «Alias» noch grob im Hinterkopf haben, recht mühelos antizipieren konnten. Sei’s drum: Spannend bleibt es trotzdem. Denn das Reservoir an ungelösten Rätseln und seltsamen Vorgängen ist groß genug, um den Zuschauer noch lange bei der Stange zu halten – vorausgesetzt, die Plots bleiben dynamisch, die Erzählgeschwindigkeit hoch, die Fälle der Woche packend.
Und nicht zuletzt hat «Blindspot» mit seiner tollen Hauptdarstellerin Jaimie Alexander noch ein Ass im Ärmel. Sie kann schockiert und verzweifelt gucken, ohne penetrant weinerlich zu wirken, kann Stärke ausstrahlen und diese mit der Verletzlichkeit ihrer Figur in Einklang bringen, und macht sich auch gut in Martial-Arts-Szenen. So muss das.