Filmfacts «Sicario»
- Regie: Denis Villeneuve
- Produktion: Basil Iwanyk, Thad Luckinbill, Trent Luckinbill, Edward McDonnell, Molly Smith
- Drehbuch: Taylor Sheridan
- Darsteller: Emily Blunt, Benicio del Toro, Josh Brolin, Victor Garber, Daniel Kaluuya
- Musik: Jóhann Jóhannsson
- Kamera: Roger Deakins
- Schnitt: Joe Walker
- Laufzeit: 121 Minuten
- FSK: ab 16 Jahren
Nicht, dass der Tag einladender wäre: Gleißendes Weiß, das jedes noch so kleine Staubkorn offenbart, das sich im Wind wiegt. Giftiges Gelb-Braun, das sich in die Augen brennt und den Betrachter an Krankheit, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit denken lässt. Meister-Kameramann Roger Deakins («No Country For Old Men», «Skyfall») versteht es, die Schauplätze dieses Drogenthrillers so einzufangen, dass sie abstoßen. Dass sie schon auf dem ersten Blick einen Fluchtimpuls oder zumindest ein tief sitzendes Unbehagen auslösen. Paradoxerweise, und das macht eine Legende wie Deakins erst zur Legende, überträgt sich dieses Unwohlsein, mit dem die Szenerie behaftet ist, nicht auf den eigentlichen Film. Die Kameraarbeit geht in «Sicario» mit zu präzisem Auge und zu kunstvoller Hand vonstatten, als dass sie den Kenner nicht erstaunen lassen würde. Und selbst wenn der großartige, mehrfache Oscar-Anwärter die beste Leistung unter den «Sicario»-Verantwortlichen verantwortet, so lässt sich dieses Urteil auf praktisch alle relevanten Aspekte dieses Thrillers anwenden …
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Denn Geheimdienstler Matt Graver (Josh Brolin) hat abseits eines unentwegt zwischen einladend und selbstgefällig schwankendem Grinsen nicht viel, das er Kate bietet. Von sich aus gibt er kaum Informationen über die gemeinsame Mission, und wenn Kate nachbohrt, bleibt er zumeist sehr kryptisch. Kaum besser ist da der undurchsichtige Alejandro (Benicio Del Toro), der offenbar als Berater fungiert und eine tragische Vergangenheit hat – sowie ein dunkles Glimmern in seinen Augen. Dass Kates fähiger, aber wenig erfahrener Kollege Reggie (Daniel Kaluuya) aufgrund seiner Jurakenntnisse nicht in die Sondereinheit darf, gibt zusätzliche Rätsel auf ….
Obwohl «Sicario» angesichts der vielen offenen Fragen, die lange Zeit im Raum schweben, eingangs eine andere Vermutung nahe liegt, ist Drehbuchautor Taylor Sheridan nicht daran interessiert, einen wendungsreichen Verschwörungsthriller zu erzählen. Stattdessen zieht er «Sicario» als geradlinige Geschichte über den Kampf der US-Behörden gegen ein Kartell auf – bloß, dass Sheridan das Publikum über weite Strecken auf dem Informationsstand des Neulings Kate belässt. Die Gründe, weshalb sich niemand darum bemüht, Kate – und somit die Zuschauer – ausführlich zu informieren, sind wiederum mit dem eigentlichen Thema des Films verquickt. Denn während «Sicario» nach außen hin sehr gut als betrüblicher, aufgrund seiner dichten Atmosphäre brodelnder Thriller mit wenig, dafür schneidender Action funktioniert, referiert der Film zwischen den Zeilen über Grau-Graue-Moralität. Und darüber, dass es in der Drogenbekämpfung keine einfachen Antworten gibt.
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«Sicario» ist ab dem 1. Oktober 2015 in vielen deutschen Kinos zu sehen.