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Wodurch sich das Format von den ebenfalls bei der RTL-Gruppe ausgestrahlten etablierten Kriminal-Dokus unterscheidet, ist wohl am ehesten mit dem Wort "Themenvielfalt" zu benennen. Statt des recht statischen Aufbaus, mehrere spektakuläre Kriminalfälle aneinanderzureihen, versucht man sich daran, übergeordnete Themenschwerpunkte zu finden - und überdies nicht starr an der Aufklärung eines bestimmten Falles zu kleben. Dies zeigt sich besonders gut in der Mitte der Folge, wo man dem Zuschauer Einblicke in die Arbeit einer Phantombild-Zeichnerin vermittelt. Statt die Geschichte eines Mordes zu erzählen, wie man es gemeinhin gewöhnt ist, liegt der Fokus eher auf diesem ungewöhnlichen und seltenen Job, was zum einen nicht uninteressant ist und der Sendung zum anderen ihre Vorhersehbarkeit nimmt.
Die beiden anderen größeren Themenkomplexe richten sich dann schon stärker auf konkrete Mordfälle, wobei jeweils auch politische und moralische Fragen mitschwingen. So bleibt es letztlich ein Stück weit auch dem Zuschauer überlassen, ob er es für legitim hält, bei einer Kindesentführung hinter dem Rücken der Behörden als Lösegeld-Übergeber und Vermittler zwischen Täter und Opfer zu fungieren, weil man nicht an die Kompetenz der Polizei glaubt. Oder wie verwerflich die Ausrichtung des deutschen Rechtssystems ist, bei einem Mordfall eher an der Festnahme und Verurteilung des Täters interessiert zu sein als an der detaillierten Aufklärung zugunsten der Angehörigen des Opfers.
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Ob es für «stern Crime» also zu einem Quotenerfolg reichen wird, darf durchaus in Frage gestellt werden. Inhaltlich ist den Machern jedoch kaum etwas vorzuwerfen, man bekommt als Zuschauer tatsächlich ziemlich genau das geliefert, was man sich im Vorfeld wohl von einer solchen Crime-Doku erwartet hatte - hinsichtlich der thematischen Vielfalt wohl sogar noch etwas mehr. Dass man das gleichnamige Printmagazin innerhalb der Beiträge sowohl durch den Sprecher erwähnt als auch von der Kamera direkt einfangen lässt, mag manch einem wohl ein wenig sauer aufstoßen, wirklich störend ist dies jedoch nicht. Und somit gibt es letztlich kaum einen Einwand gegen eine Fortsetzung dieses Projekts, das nicht mit dem noch abzuwartenden Quotenerfolg zusammenhängt. Dass jemand eine Online-Petition starten wird, um RTL im Falle eines Misserfolgs zu weiteren Folgen zu drängen, ist jedoch auch kaum anzunehmen - dafür ist das alles auch einfach nicht spektakulär genug.