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Es tut sich immer mehr eine Kluft auf zwischen Projekten, die als 'klein' empfunden werden, und Projekten, die als 'groß' angesehen werden.
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Antoine Monot, Jr.
Das Fernsehen hat, je nach Sendeplatz, unterschiedliche Budgets. Was mir aber seit einiger Zeit auffällt, ist, dass es im Kino für Filme mit weniger als 100 Kopien immer schwerer wird, einen Eindruck beim Publikum zu hinterlassen. Um nicht zu sagen, dass es fast unmöglich geworden ist. Filme mit 25 bis 60 Kopien gehen heutzutage in der Regel völlig unter, das war vor einigen Jahren noch anders.
Wie sehen Sie vor diesem Hintergrund den Einfluss der neuen Auswertungsplattformen? Wenn in den 80ern ein Film im Kino gefloppt ist, konnte er auf VHS noch zum Erfolg werden. Ist das heute mit Netflix und Co. auch möglich?
Ich fürchte, dass dies nicht so einfach ist. Es tut sich immer mehr eine Kluft auf zwischen Projekten, die als „klein“ empfunden werden, und Projekten, die als „groß“ angesehen werden. Und basierend darauf werden sie auch platziert. Im Kino äußert sich das durch die Kopienzahl, im Fernsehen ist das entsprechende Pendant die Sendezeit. Und bei den ganzen Video-on-Demand-Plattformen ist das die Eigenwerbung und die Platzierung innerhalb des Portals.
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Ich glaube, für uns Schauspieler wird es in eine ähnliche Richtung gehen wie für Film- und Serienproduktionen als Ganzes. [...] Einige wenige werden als Individuen wahrgenommen. Die meisten Schauspieler aber werden einfach nur in diesem Beruf arbeiten und als anonyme Masse erscheinen.
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Antoine Monot, Jr.
Ich glaube, für uns Schauspieler wird es in eine ähnliche Richtung gehen wie für die gesamte Branche. Wie schon erwähnt, die Schere wird weiter auseinanderklaffen: Einige wenige werden als Individuen wahrgenommen. Die meisten Schauspieler aber werden einfach nur in diesem Beruf arbeiten und als anonyme Masse erscheinen. Wie ich dazu stehe, das ist eine ganz andere, komplexere Frage, und manchmal weiß ich die Antwort darauf selber nicht so genau. Aber ich weiß: Wenn ich es in diesem Beruf zu etwas bringen will, muss ich mich heute stärker ins Zeug legen.
Womit wir wieder beim Stichwort der eigenen Marke wären. Abgesehen von der Rollenwahl, wie lässt sich dieses Ausarbeiten des eigenen Marktwerts noch bewerkstelligen?
Die Antwort liegt in einer weiteren Neuerung der vergangenen Jahre. Als Schauspieler habe ich heutzutage immer mein eigenes Marketingtool dabei. Früher habe ich als Jugendlicher durch die 'Bravo' erfahren, was meine Idole machen. Heute habe ich als Schauspieler meine Fans selber im Gepäck. Das verändert den Markt natürlich enorm: Früher haben die Medien meine Fans zu mir gebracht. Heute bringe ich viele meiner Fans selber mit.
Wie treten Sie an Ihre Social-Media-Kanäle heran? Ist das bei Ihnen Bauchgefühl oder doch kühl rationalisiert?
Bei mir ist das eine Mischung. Was ich poste, kommt fast immer aus dem Bauch heraus. Dabei beobachte ich aber genau, wie die jeweiligen sozialen Netzwerke funktionieren. Wann poste ich etwas wo? Wie poste ich auf Facebook, Twitter und YouTube. Jedes Medium hat seine eigene Sprache.Die populärste Zeit zum Posten ist zwischen 18 und 22 Uhr. Bewegtbildmaterial funktioniert bei Facebook schlechter als statische Bilder. Gleichwohl funktioniert sämtliches Bildmaterial bei Facebook besser als reiner Text. Und so weiter. Das ist eine Mischung aus Allgemeingültigkeit und persönlicher Erfahrung.
Hat die höhere Bedeutung von Social Media Ihrer Beobachtung nach auch schon Veränderungen in den größeren Strukturen der Medienbranche bewirkt? Dass etwa jemand aufgrund hoher Fanbase beim Casting bevorzugt wird oder auch mal jemand nicht besetzt wird, weil er viel zu viel im Netz postet?
Sicherlich. Es ist kein Geheimnis, dass wir besetzt werden, wenn wir in den Medien vorkommen. Jetzt wird zusätzlich noch wahrgenommen, wie viel Potential man online mitbringt. Unsere Fanbase wird als weiterer Marketing-Kanal dabei von Sendern und Verleihern sehr stark wahrgenommen und auch eingefordert.
Sie sind ja generell sehr breit aufgestellt: Schauspieler, Werbegesicht, Filmproduzent, Autor … Nur als Regisseur sind Sie bisher nicht in Erscheinung getreten. Wird das auch noch folgen?
Ich möchte das keinesfalls ausschließen. Das hängt ganz davon ab, was für ein Projekt das wäre.. Ich habe gelernt, dass ich mich breit aufstellen kann, aber es muss zu mir und meinem Markenkern passen. Aber das Wichtigste lehrte mich meine Oma. Du darfst jede Regel brechen, du musst es nur ankündigen. Sie bezog sich dabei vor allem auf die Tischmanieren und die Etikette, aber es gilt für alles andere ebenso. Manchmal muss man auch etwas Unerwartetes machen. Wie zum Beispiel meine Moderation beim Hessischen Filmpreis dieses Jahr. Ich verlasse meine Komfortzone andauernd. Ich muss mich Situationen stellen, die mir unbekannt sind und vor denen ich Angst beziehungsweise größten Respekt habe. Das Gefühl, es dann geschafft zu haben ist großartig.
Vielen herzlichen Dank für das interessante und aufschlussreiche Gespräch.