Kommentar zur NDR-Entscheidung
Dass man beim NDR meint, sechs Jahre nach dem Totalausfall von Alex Swings Oscar Sings! seinem Publikum wieder einen «ESC»-Teilnehmer aufzwingen zu müssen, kann man in Frage stellen. Dass man sich für den in Verruf geratenen Xavier Naidoo entscheidet, ist schon latent unglücklich. Dass man dann jedoch nach zwei Tagen der Medienschelte so tut, als sei eben jener Sturm der Entrüstung nicht zu erwarten gewesen, weckt einmal mehr ernsthafte Zweifel an der Kompetenz der deutschen Verantwortlichen für diesen Wettbewerb.Manuel Nunez Sanchez (Quotenmeter.de-Redakteur)
Einem offiziellen Statement von Thomas Schreiber, ARD-Unterhaltungskoordinator, zufolge sei man sich zwar im Klaren darüber gewesen, dass Xavier Naidoo "polarisiert, aber die Wucht der Reaktionen hat uns überrascht. Wir haben das falsch eingeschätzt." Nach Schreibers Überzeugung sei der Soul-Sänger zwar "weder Rassist noch homophob", doch die aktuellen Diskussionen über ihn könnten dem als "fröhlichen Event, bei dem die Musik und die Völkerverständigung im Mittelpunkt stehen sollen" bekannten «ESC» "ernsthaft schaden. Aus diesem Grund wird Xavier Naidoo nicht für Deutschland starten." Man wolle nun schnellstmöglich entscheiden, wie der deutsche Beitrag für den internationalen Musikwettbewerb gefunden wird.
Die Meldung vom Donnerstagmorgen, dass Xavier Naidoo von Seiten der ARD als Teilnehmer des kommenden «Eurovision Song Contest» bestimmt wurde, hatte nicht nur bei zahlreichen Aktivisten für Minderheitenrechte für heftige Kritik gesorgt, sondern kam auch bei Journalisten und auf sozialen Netzwerken alles andere als gut an. Kritisiert wurde nicht nur, dass Naidoos Teilnahme ein schlechtes Bild von der Weltoffenheit und Toleranz Deutschlands zeichne, sondern auch die Haltung des öffentlich-rechtlichen Senders, seinem Publikum einen «ESC»-Teilnehmer vorzuschreiben.