Filmfacts «Die Peanuts – Der Film»
- Regie: Steve Martino
- Produktion: Craig Schulz, Bryan Schulz, Cornelius Uliano, Paul Feig, Michael J. Travers
- Drehbuch: Bryan Schulz, Craig Schulz, Cornelius Uliano
- Musik: Christophe Beck
- Kamera: Renato Falcão
- Schnitt: Randy Trager
- Laufzeit: 93 Minuten
- FSK: ab 0 Jahren
Der rund 100 Millionen Dollar teure «Peanuts»-Film beweist derweil, dass es sehr wohl möglich ist, einen distinktiven Zeichenstil in den kühlen, üblicherweise sehr akkuraten Computeranimationslook zu übertragen: Nash Dunningan (der künstlerische Leiter des Films), die leitenden Animatoren Nick Bruno und Scott Carrol sowie CG-Supervisor Rob Cavaleri und Regisseur Steve Martino legten zu Beginn der Produktion unverrückbare Grundprinzipien fest. Diese engten bewusst die Design-Entscheidungen sowie die Animationsmöglichkeiten ein, um das fertige Produkt stilistisch an die Zeitungscomics von Charles M. Schulz sowie die kultigen «Peanuts»-Fernsehspecials anzulehnen.
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- © 2015 Twentieth Century Fox
Peppermint Patty hat es mal wieder auf Charlie Brown abgesehen.
Zudem entwickelte das Team des «Horton hört ein Hu!»-Animationshauses eine neue Software, die es erlaubt, Elemente wie die Augen oder Münder der Figuren wie eine krakelige Tintenlinie über die Gesichter der Figuren gleiten zu lassen. Generell erwies sich in der Produktionsphase, dass es eine ungeheuerliche Herausforderung ist, einen Film wie «Die Peanuts – Der Film» auf einem ansprechenden Niveau dennoch so schlicht aussehen zu lassen. Beispielsweise mussten aufgrund der stilistischen Einschränkungen für jede Figur mehrere Computermodelle erstellt werden, die obendrein nur in bestimmten Kameraeinstellungen Verwendung fanden – andernfalls hätten die Charaktere entstellt ausgesehen.
Der technisch einwandfreie, mit spürbarer Liebe zur Vorlage veranstaltete Aufwand wäre aber reiner Budenzauber, würde nicht auch das Drehbuch von Cornelius Uliano sowie Bryan und Craig Schulz die Mentalität der zeitlosen «Peanuts»-Geschichten erfolgreich einfangen. So ist die Handlung der rund 90-minütigen Kinoproduktion denkbar schnell zusammengefasst: Der ewige Verlierer Charlie Brown möchte seine hübsche, neue Mitschülerin beeindrucken, und legt sich so richtig ins Zeug, um endlich einmal als Gewinner dazustehen. Was sich natürlich als Herkulesaufgabe herausstellt …
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Abseits der verwegenen Snoopy-Fantasien finden die Filmemacher wiederholt Zeit, um Charlie Browns nachdenkliche, fast schon dauerdeprimierte Seite darzustellen. An die melancholische Art der größten «Peanuts»-Klassiker reicht diese computeranimierte Komödie trotzdem nicht heran: Dafür ist Martinos Erzählweise dann doch zu optimistisch und freundlich – ohne Schulz' Weltsicht damit zu betrügen. Bei aller Passion, die der Regisseur und sein Team an den Tag legen, um dem «Peanuts»-Erbe gerecht zu werden, stoßen viel mehr die Schnitzer in der Musikauswahl auf. In dieser zeitlosen, noch Telefone mit Wählscheiben und Schreibmaschinen aufweisenden Kleinstadt-Welt, erklingt wiederholt ein sehr beliebiger Song von Meghan Trainor, der obendrein zu den am modernsten klingenden Nummern der Interpretin zählt. Und sogar Flo Rida ist mit einer laschen Dance-Nummer zu hören – viel konsequenter wäre es gewesen, durchweg auf die Archivmusik des «Peanuts»-Komponisten Vince Guaraldi sowie auf die stilistisch ähnlich gelegten, neuen Melodien von Christophe Beck zu setzen.
Fazit: «Die Peanuts – Der Film» ist ein kleines, digitaltricktechnisches Wunder mit viel Charme und zeitlosen Figuren. Wer nie etwas mit den großköpfigen Kindern anfangen konnte, wird ihre spröde Art jedoch auch hier nicht lieben lernen. Und eine Frage sei erlaubt: So beeindruckend die atypische Computeranimation auch ist, wieso ist man nicht den einfacheren Weg gegangen – als Zeichentrick wäre dieser Film noch liebenswerter!
«Die Peanuts – Der Film» ist ab dem 23. Dezember 2015 in vielen deutschen Kinos zu sehen – in 2D und 3D.