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Emily VanCamp: 'Wenn man beim Fernsehen arbeitet, bleibt man unentwegt in Übung'

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Quotenmeter.de traf «Revenge»-Hauptdarstellerin Emily VanCamp zum Interview und sprach mit ihr über ihre Rolle im Marvel-Filmuniversum und ihre Zeit beim Network-Fernsehen.

Zur Person: Emily VanCamp

  • Die Schauspielerin wurde im Mai 1986 im kanadischen Port Perry, Ontario geboren
  • Sie wuchs französisch auf und lernte, fließend Englisch und Spanisch zu sprechen
  • Nach Rollen in den Serien «Everwood» und «Brothers & Sisters» übernahm sie die Hauptrolle in der ABC-Studios-Produktion «Revenge»
  • In «The Return of the First Avenger» feierte sie ihr Debüt als Teil des 'Marvel Cinematic Universe'
  • Ihre Marvel-Rolle Sharon alias Agent 13 kehrt in «The First Avenger: Civil War» zurück
Haben Sie je damit gerechnet, Teil des 'Marvel Cinematic Universe' zu werden?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin in einer sehr kleinen, kanadischen Stadt aufgewachsen, und da war es eigentlich schon völlig absurd, nur daran zu denken, mit der Schauspielerei sein Geld zu verdienen. Mir wurde als Kind zwar beigebracht, dass ich große Träume hegen soll, dennoch war meine Heimatstadt so klein, dass mir der Gedanke einer Schauspielkarriere einfach unrealistisch schien. Dann bin aber mit elf Jahren nach Montreal gegangen, um dort Ballett zu lernen, und somit wurde meine Welt bereits etwas größer. Daraufhin habe ich Schauspielunterricht genommen und bin dem völlig verfallen, weshalb ich den Übergang gewagt habe. Wenn sich die Dinge so fügen, so ist mein Gedanke, dass man einfach das tun muss, wonach man strebt! Ich glaube, ich hatte mit meinem Werdegang eine richtige Glückssträhne, und nun bin ich in diesem gigantischen Film! Das erstaunt mich immer wieder, dass es dazu gekommen ist, und ich genieße es richtig, dabei sein zu dürfen.

Wann und wie sind Sie das erste Mal mit Marvel-Comics in Berührung gekommen?
Ich war als Kind nicht sonderlich an Comics interessiert, einfach, weil mich und meine Schwestern andere Dinge beschäftigt gehalten haben. Mit den Comics bin ich daher erst in Kontakt getreten, als ich erfahren habe, dass ich diese Rolle bekomme. Dann habe ich mich aber richtig reingesteigert, und viele Hefte verschlungen, um ein Gefühl für Sharon zu bekommen, und dafür wie sie tickt, wie ihr Verhältnis zu Steve Rogers ist, und welche unterschiedlichen Storylines und Alternativversionen es von ihr gibt. Es war ein kleiner Schock für mich, zu sehen, wie groß dieses Universum ist. Ich glaube, alles darüber zu wissen, ist nahezu unmöglich. Man bräuchte einen Lebtag lang Zeit, um all diese Comics zu lesen – aber das macht sie auch so faszinierend.

Anthony Mackie teilte neulich der Presse mit, dass er aufgrund der immens hohen Sicherheitsvorkehrungen, die Marvel trifft, um das Herausdringen von Spoilern zu verhindern, gar nicht wusste, dass Falcon am Ende von «Avengers: Age of Ultron» zu den Avengers hinzustößt. Dies habe er erst, unter großem Staunen, erfahren, als bei der Weltpremiere die entsprechende Szene über die Leinwand flimmerte. Haben Sie schon ähnliche Überraschungen erlebt?
Nein, ich glaube nicht. Die größte Überraschung war für mich bislang der Anruf, bei dem ich erfuhr, dass ich bei «The Return of the First Avenger» mitspielen darf. Das hat mich völlig umgehauen, weil ich damit gar nicht mehr gerechnet habe. Ich hatte zuvor ein Vorsprechen mit den Russos, die ich schon da richtig klasse fand, und im Anschluss daran habe ich bereits mit der Recherche für meine Figur angefangen. Es folgte auch ein Screen Test mit dem liebenswerten Chris Evans. Die Testaufnahmen verliefen richtig gut, generell schien alles super zu laufen. Doch dann sind ein paar Wochen vergangen, in denen ich nichts mehr von den Russos und Marvel gehört habe. Daher dachte ich, ich sei wohl aus dem Rennen. Umso mehr bin ich durchgedreht vor Freude, als dieser Anruf kam. Erst recht, weil ich zwar als Kind kein Comic-Fan war, aber sehr wohl großer Fan der Filme bin. Wie könnte ich es auch nicht sein? Man muss kein Comickenner sein, um zu erkennen, wie toll diese Filme sind, und darum war es wunderbar, zu wissen, dass ich an ihnen mitwirken darf.

Wann haben Sie erfahren, dass sie auch bei «The First Avenger: Civil War» dabei sind?
Ich glaube, das war während des Drehs zur letzten «Revenge»-Staffel, was bereits ein paar Jahre zurück liegt. Das war traumhaft! Gerade, weil sich die Serie schon in der vierten Staffel befand, die zwar wunderbar war, aber auch sehr schlauchend. Dann jeden Tag mit dem Wissen ans Set zu kommen, dass etwas Anderes, Großartiges auf einen wartet, machte es so viel einfacher, die Season zu beenden.

Wenn man beim Fernsehen arbeitet, bleibt man unentwegt in Übung. Genau deswegen ist Fernsehen super für einen Schauspieler, wenn man sein Handwerk lernen will. Aber ich habe auch viele Dinge aufgrund der Fernsehrollen versäumt.
Emily VanCamp
Angesichts des hohen Zeitaufwands, der damit einhergeht: Würden Sie nochmal eine Network-Serie machen?
Ich habe ja schon zwei andere Serien vor «Revenge» gemacht. Unterm Strich war ich zwölf Jahre am Stück im Network-Fernsehen. Das war aus vielerlei Gründen eine Spitzenzeit. Ich habe währenddessen so viel gelernt. Wenn man beim Fernsehen arbeitet, bleibt man unentwegt in Übung. Genau deswegen ist Fernsehen super für einen Schauspieler, wenn man sein Handwerk lernen will. Aber ich habe auch viele Dinge aufgrund der Fernsehrollen versäumt. Wegen dieser Rollen habe ich neun Monate pro Jahr für ein einziges Projekt aufgebracht, so dass ich nur hier und da Rollen in ganz kleinen Passionsprojekten reinquetschen konnte. Für mehr war einfach keine Zeit da. Jetzt in diesem Moment will ich nicht sagen, dass ich nie wieder Fernsehen machen will. Einige der besten Rollen winken einem aktuell im Fernsehen. Aber ich würde nicht mehr so schnell bei einer 22-Episoden-pro-Staffel-Serie mitmachen wollen, einfach, weil ich mir mehr Zeit für andere Projekte lassen möchte. Das hatte ich so lange nicht mehr. Manchmal ist es einfach spannend, nicht zu wissen, was als nächstes kommt. Das ist auch etwas angsteinflößend. Ich war es gewohnt, das Dreh nach Dreh nach Dreh für mich schon eingeplant ist. Nun etwas mehr Unklarheit zu haben, macht mir zwar Angst, aber es ist eine befreiende Form von Angst.

Sowohl in «Revenge» als auch im Marvel-Filmuniversum spielen Sie starke Frauen. Was zieht Sie an solchen Rollen an?
Ich liebe nun einmal Frauen, die austeilen können. Und ich mag es sehr, sie zu spielen. Vor allem haben diese Rollen, die ich übernommen habe, mehrere Facetten. So etwas macht Frauen, eigentlich jeden, um ein Vielfaches interessanter. Vor allem in «Revenge» war das gut zu erkennen: Meine Figur war sehr taff, aber dahinter verbarg sich viel Verletzlichkeit und eine große Furcht. Über den Verlauf der Serie hat man diese Figur richtig gut kennengelernt, und so etwas inspiriert mich. Ich finde es aufregend, die Schwächen einer Figur auszuloten. Man sollte nie vergessen, dass es viele Arten von taffen Frauen gibt. Das fängt bei der ungeheuerlich fähigen Singlemutter an und hört bei der Frau auf, die eine grauenvolle Kindheit hatte und die sich trotzdem dem Leben stellt. So eine Rolle habe ich in «The Girl in the Book» übernommen, sie ist auf ihre ganz eigene Weise stark, aber zugleich sehr makelbehaftet und verletzlich. Und das ist mir viel wert. Es ist eine Sache, knallhart drauf sein zu können. Aber all das ist bedeutungslos, wenn man nicht zudem die Tiefen kennenlernt, die dieser Figur innewohnen.

Ich hätte niemals gedacht, dass ich so sehr mit Tony Stark mitfühlen könnte, wie ich es in «The First Avenger: Civil War» getan habe. Aber man bekommt in diesem Film eine Ahnung davon, welche Schuldgefühle er hat und, was sein Handeln antreibt. Man lernt ihn von einer völlig neuen Seite kennen
Emily VanCamp
Was sagen Sie dazu, dass bei Marvel nun nach und nach mehr starke Frauenfiguren auftauchen und nun auch ein Solofilm einer Marvel-Superheldin ansteht?
Ich finde das klasse, und ich denke, davon sollte es noch mehr geben. Das hätte meine volle Unterstützung. Zumal die männlichen Kollegen ja auch richtig stark herausgefordert werden. Man muss sich nur mal die mitreißenden, mehrdimensionalen Performances von Robert Downey Junior oder Chris Evans in «Civil War» anschauen! Das gefällt mir so an Marvel, dass sie ihre Schauspieler so ernst nehmen und dass große, talentierte Kollegen anheuern. Denn Marvel braucht Leute vor der Kamera, die richtig gute Darbietungen liefern können. Ich hätte zum Beispiel niemals gedacht, dass ich so sehr mit Tony Stark mitfühlen könnte, wie ich es in «The First Avenger: Civil War» getan habe. Aber man bekommt in diesem Film eine Ahnung davon, welche Schuldgefühle er hat und, was sein Handeln antreibt. Man lernt ihn von einer völlig neuen Seite kennen. Das trifft auf viele Rollen zu, wieso sollte es in Zukunft nicht auch vermehrt auf Frauenrollen zutreffen?

Wie denken Sie über Kampfsequenzen? Sind die eher eine Bürde oder ein Genuss beim Drehen?
Ich liebe es, Kampfsequenzen zu drehen, und ich will unbedingt mehr davon machen. Ich liebe es, einer Figur eine Persönlichkeit zu verleihen und ihr Innerstes zum Leben zu erwecken. Trotzdem bin ich auch richtig verrückt danach, physische Arbeit zu leisten. Ich habe ja mit Ballett und Tanz angefangen, und das begleitet mich bis heute: Ich liebe es, Actionchoreographien einzustudieren und gehe richtig begeistert an das Training heran, weil ich mich darüber freue, sehr körperlich arbeiten zu dürfen.

Auf der nächsten Seite: Emily VanCamp über die Regiearbeit der Russo-Brüder und ihre Zukunft bei Marvel.

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