Vergangene Woche überrasschte das manager-magazin mit einer Meldung, wonach sich die Verhandlungen zur Sublizensierung von Olympia ab 2018 durch Discovery an ARD/ZDF recht schwierig gestalten. Auch wenn man exakte Zahlen mit Vorsicht genießen muss, sollen sich die Vorstellungen von Discovery betreffend bei um die 150 Millionen Euro bewegen, während die öffentlich-rechtlichen Sender für einen Teil des Olympia-Kuchens nicht mehr als 100 Millionen Euro zahlen wollen. Geht es nach dem Chef des ZDF-Werbefernsehens, Hans-Joachim Strauch, dann sollen beide Parteien auch nicht miteinander einig werden. Olympia werde nun gnadenlos kommerzialisiert, sagte er im Gespräch mit w&v.
„Der Rechteinhaber wollte das doppelte Geld haben, und Discovery muss jetzt zusehen, das zu kapitalisieren. Ich denke, diese Entscheidung wird dem Sport richtig schaden“, sagt Strauch und sagt voraus, dass Eurosport sich bei seinen Übertragungen die Rosinen herauspicken werde. Der Rest hingegen, meint er, wird im TV nicht stattfinden. Er behauptet ungeachtet der Ankündigungen von Eurosport, Olympia breit und ausführlich und zudem auch unter Einsatz von Eurosport Player und Co. auszuwerten.
Strauch ist dennoch der Ansicht, dass Discovery nichts weiter investieren werde – „schon gar nicht in den Journalismus, das wird ein Totentanz werden“, so Strauch. Er wünscht sich, dass Discovery nun „auf die Schnauze fällt“, damit ARD und ZDF das nächste Mal wieder die Chance hätten, an die Rechte zu kommen. Punkt.
Eurosport hingegen hatte zuletzt schon betont, mehrere Möglichkeiten der Sublizensierung zu prüfen – zur Not aber auch ohne weiteren TV-Partner in die Übertragungen zu gehen. Welche Reichweitenverluste damit in der Tat einhergehen würden, ist unklar – vor allem wenn man an die Spiele 2020 oder 2022 denkt. Durch die zunehmende Fragmentierung erreichen auch kleine Spartensender bei großen Events inzwischen tolle Zuschauer – etwa Sport1 in der Europa League, die in diesem Jahr auf teilweise weit mehr als sechs Millionen Zusehende kam und den Sender somit ganz nach vorne spülte.
Es gibt 25 Kommentare zum Artikel
28.06.2016 10:09 Uhr 1
Genau, weil Eurosport ja dafür bekannt ist, nur Mainstream-Murks zu senden und man bei den Öffis immer und zu jeder Zeit umfassend über alle Sportarten informiert wurde, in denen auch mal kein Deutscher dabei ist...
28.06.2016 10:58 Uhr 2
Was hat man bei den ÖR denn gedacht? Dass man die Sub-Lizenzen zum Schnäppchenpreis von der Konkurrenz kaufen kann, und dabei selbstredend natürlich auch die ganzen Exklusivrechte der attraktivsten Events obendrauf bekommt?
Tja liebe ÖR, nächste mal einfach unsere Milliarden für Inhalte ausgeben und nicht so damit rumwirtschaften, bis der Großteil davon über undurchsichtige Wege in den eigenen Taschen verschwunden ist.
28.06.2016 14:37 Uhr 3
So wie dann unsere deutschen Sportler dann irgendwie im Fokus standen, wirds wahrscheinlich leider nicht werden, da ja ein Ami - Sender....
Viele Interview's mit Deutschen Sportlern bei einem Ami - Sender?? Kaum vorstellbar!!
28.06.2016 15:21 Uhr 4
Rechne dir mal die Netto-Sendezeit zusammen, in der die ÖR wirklich Livesport während der letzten Olympiaden auf ihren beiden Hauptkanälen gesendet haben - würde mich überraschen, wenn die über der von Eurosport liegt.
Sicherlich wird es prozentual mehr Werbung geben, aber solange man diese (wie im anderen Thread schon gesagt) so gut platziert, wie sonst meistens, habe ich damit keine Probleme.
Und das wäre genau weshalb so schlimm? Ist doch was feines, wenn man sich globaler präsentiert und nicht nur die Fähnchenschwinger bedient werden.
Eurosport ist übrigens keine Ami-Sender, sondern ein europäisches Unternehmen. Der dahinter stehende Medienkonzern Discovery hat seinen Sitz in den USA, ist jedoch ein global agierendes Unternehmen.
Lehn dich doch einfach zurück und lass es auf dich zukommen. Du wirst schon mitbekommen, wann irgendein Deutscher eine Medaille gewinnt und du das Fähnchen schwingen darfst
28.06.2016 16:38 Uhr 5
Senti hat an sich also nicht Unrecht: Die Werbezeit bei den Öffentlich-Rechtlichen Sender ist auf 20 Minuten am Tag begrenzt, alles vor 20 Uhr, auf den Spartenkanälen und am Sonntag darf gar keine Werbung gezeigt werden. Das Privatfernsehen darf aber 12 Minuten pro Stunde werben, den ganzen Tag.
Eurosport mag die Spots freundlich platzieren, zeigt aber dennoch weitaus mehr Werbung. Und es sollte auch keinen Grund geben, warum Eurosport die 12 Minuten nicht auch ausnutzen sollte. Das ist ja bares Geld.
Oder um es mit Columbos Worten drüben aus dem Sportbereich zu sagen:
28.06.2016 17:33 Uhr 6
Klar kann man auf Streams auweichen, nur ist das nunmal nicht für jeden machbar und die Qualität ist meist auch deutlich geringer, als ein sattes HD Bild in Großformat. Auf die digitalen Kanäle, hatten die ÖR übrigens zuletzt bereits verzichtet.
Und was die Werbung an sich bei den ÖR betrifft, so rechne da noch mal die unendlichen Sponsoring-Clips mit rein, denn die zählen offiziell nicht als Werbung und davon machen die ÖR natürlich kräftig Gebrauch.
Wie genau Eurosport die Werbung platzieren wird, wird man erst sehen wenn es soweit ist. Ich kann nur aus der Erfahrung sprechen und da sah es in der Regel recht gut aus - speziell im Wintersport.
Le Mans habe ich über 12h live verfolgt und übermäßig hohe Werbeanteile sind mir nicht aufgefallen.
28.06.2016 18:22 Uhr 7
Und Füllmaterial würde ich es nicht nennen. Der Punkt ist: Wenn ein Sender überträgt, kann er entweder viele Wettkämpfe komplett weglassen oder als in der Art eines Magazin mit Schalten von Wettkampf zu Wettkampf gehen. Ersteres ermöglicht einen Wettkampf komplett oder wenigstens länger zu zeigen, lässt aber viele Sportarten weg, zweiteres ermöglicht die Highlights verschiedenster Wettkämpfe zu übertragen und die Zuschauer durch den Tag zu informieren. Olympia wird dann zur Nachrichtensendung mit längeren Ausflügen.
Das wird auch bei Eurosport nicht anders gehen. Man hat genau einen Free-TV-Sender, sofern man im Free-TV übertragen will und hat den Rest im Paybereich mit den ganzen 360 Grad Sendern usw. Da kannst Du das anders nicht machen, aber inmerhin auf Nachrichten verzichten.
Man kann über die Menge der Hintergrundberichte trefflich streiten - und es hat ja was, dass Eurosport auch aus Budgetgründen darauf verzichtet -, aber ich zum Beispiel brauche sie. Nicht, weil da wertvolle, spannende Beiträge zu erwarten sind, sondern allein für die Basics. Ich kann Dir zum Beispiel zu kaum einer olympischen Disziplin das Regelwerk erklären. Bei Läufen hat das was Selbsterklärendes, aber Sumo? Curling? Fechten? Reiten? Das verfolge ich normalerweise nicht und schaue es halt bei Olympia mit. Genau dafür ist mir Hintergrund wichtig. Übrigens auch, um zu wissen, worauf und auf wen ich achten muss: Deutsche Teilnehmer der vier genannten Sportarten kann ich Dir auch spontan nicht nennen - abgesehen vom Reiten.
28.06.2016 18:36 Uhr 8
Also ich weiß ja nicht wie oft du Eurosport schaust, aber da kann ich dich beruhigen: Wenn die wollen, können die auch speziell auf die Deutschen achten. Gerade seitdem Discovery da übernommen hat, leisten die in dem Bereich tolle Arbeit. Ich verfolge immer ausgiebig die 3 Tennis-Grand-Slam-Turniere bei Eurosport und da werden immer die Deutschen gezeigt und es gibt auch massig Interviews mit Deutschen
Ansonsten stimme ich aber in allem baumarktpflanze zu. Den Studioanteil werde ich auch sehr vermissen und den kann man für mich nicht mit Werbung in einen Topf werfen. Teilweise genieße ich die Zeit aus dem Studio mehr, als den eigentlichen Livesport. Wenn zB ein langes Radrennen, Kanurennen oder ein Marathon läuft, würde ich viel lieber ins Studio schalten und ein paar Hintergrundberichte, Interviews oder Zusammenfassungen sehen, als den eigentlichen Livesport.
28.06.2016 18:51 Uhr 9
Du wurdest auch in der Vergangenheit bei Eurosport genügend über Regeln und Sportler informiert, da haben dann meist sehr fachkundig die Kommentatoren übernommen. Sehe hier die Notwendigkeit nicht wirklich, dafür ellenlange Studioschalten machen zu müssen, wo man dann zusätzlich noch zig Einspieler präsentiert bekommt - alles wertvolle Sendezeit die man dem Livesport widmen sollte.
28.06.2016 19:03 Uhr 10
Ich sehe nicht, dass in den letzten Jahren zum Beispiel in Sachen Doping irgendwas im Privat-TV recherchiert wurde. Hat Eurosport / Discovery irgendeine Enthüllung in dem Rahmen gehabt oder sich mit dem Thema ausführlich beschäftigt? Oder Sky? Die haben sogar einen eigenen Nachrichtensender, den sie 24h am Tag bespielen - nicht ganztags live, aber immerhin -, aber dieses Thema wird komplett ausgespart. Stattdessen beschränkt man sich auf Zusammenfassungen von Partien und Berichten aus dem Fußball oder anderen Sportarten, die Sky überträgt. (Sicher auch, weil man keinen programmatischen Bezug zu Olympia hat, weil einfach die Rechte fehlen.)
Die Einzigen, die in dieser Hinsicht also noch berichten und recherchieren, sind die öffentlich-rechtlichen Kanäle, insbesondere durch den WDR und private Zeitungen. Man kann ja über die Recherchen des Hajo Seppelt streiten und man kann sehr wohl auch hinterfragen, inwieweit das Thema während der letzten Olympiaübertragungen ans Tageslicht gebracht wurde - aber man hatte es eben auf dem Schirm, immer wieder. Und das ist mir ebenso wichtig.
Oder die Frage der politischen Situation in einem Land: Menschenrechte in Peking zum Beispiel. Man kann sich fragen, ob man das nicht auch stärker während der olympischen Spiele in der Liveschiene hätte thematisieren sollen, aber es wurde ausführlich davor und danach thematisiert. Im Weltspiegel, den Nachrichten, den Dokumentationen. Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendein Privatsender hier etwas ähnliches geleistet hätte oder auch nur leisten würde.
Klar: Schalten zum deutschen Bus oder Olympiaquartier, wo sich dann ein ARD- oder ZDF-Mann vor den Häusern die Beine breit steht und alle Stunde sagt, dass die Sonne immer noch scheint, brauche ich auch nicht. Ich finde schon Delling vor dem deutschen EM-Bus wahnsinnig albern und überflüssig. Und seien wir ehrlich: Die meisten Beiträge in der Liga sind nicht sonderlich gehaltvoll. Aber dann ist da eben doch der kleine Unterschied da.