Cast & Crew
Vor der Kamera:Franziska Weisz als Irene
Max von Thun als Franz
August Schmölzer als Anton
Franziska Walser als Erna
Harald Schrott als Matti Kemmer
Sissy Höfferer als Ammelie Kemmer
David Christopher Roth als Georg Kemmer
Hinter der Kamera:
Produktion: Film27 Multimedia ProduktionsGmbH
Drehbuch: Konstanze Breitebner
Regie: Peter Keglevic
Kamera: Emre Erkmen
Produzent: Wolfgang Rest
Anton kommt dabei zu Gute, dass der örtliche Dorfladenbesitzer bei ihm knietief in der Kreide steht. Und des Dorfladenbesitzers Tochter Irene (Franzsika Weisz) ist gerade Bürgermeisterin der Gemeinde geworden, nachdem der eigentliche Wahlsieger bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist.
Anton verlangt von Irene, seine Wiesen in Bauland umzuwidmen, um sie zu einem überhöhten Preis an die Gemeinde verschachern zu können, bevor das Land Steiermark dort eine Umgehungsstraße hochzieht, um dem Dorf die Zumutung der vollbeladenen Laster zu ersparen, die ständig vom Steinbruch durch die Gemeinde brettern. Irene will das Spiel nicht mitspielen, schließlich wäre das eines jener krummen Geschäfte im Stil ihres Amtsvorgängers, die sie nun abstellen will.
Derweil taucht auf Einladung ihres Bruders Georg (David Christopher Roth) der in der Branche bekannte Sternekoch Paul Berger (Michael Menzel) auf, der eine stillgelegte Wirtschaft im Ort kaufen und wiederbeleben will. Dem steht allerdings Irene im Weg, die, was sie dem Rest des Dorfes und ihrer Familie lange verheimlicht, in Paul den Triebtäter wiedererkennt, der sie bei einem Dorffest vor achtzehn Jahren vergewaltigt hat.
Bei dieser Handlungsbeschreibung sollte klar sein: «Ein Geheimnis im Dorf» hat es nicht so mit der Fernsehfilm-gemäßen Verklärung des Landlebens, sondern schlägt – in der Tradition jüngerer ähnlich gelagerter Stoffe wie «Die Tote aus der Schlucht», «Das Dorf des Schweigens» und dem von Regisseur Peter Keglevic und Autorin Konstanze Breitenbrunner im selben fiktiven Ort wie dieser Film angelegte «Die Fremde und das Dorf» – die entgegengesetzte Richtung ein. Es geht um Korruption, düster-kriminelle Biographien, Korpsgeist, Ausgestoßenheit und Isolation, Inzest, Gewalt, um eine ethische Verrohung wie eine psychologische Verwahrlosung. Wenn Thomas Bernhard, anstatt negative Literatur zu schreiben, Fernsehfilme gedreht hätte: Sie hätten dieselben Themen behandelt.
Natürlich wären sie intellektuell um einiges schärfer, psychologisch ausgereifter und dialogisch kunstvoller und griffiger als «Ein Geheimnis im Dorf». Denn auch für Fernsehfilm-Verhältnisse ist das manchmal ein bisschen Viel des Klischeehaften und der überreizten Motive: Wenn der jähzornig-archaische Ex-Knacki vor der letzten Schleuse auf dem Weg in die Freiheit noch einmal bedeutungsvoll stehen bleibt. Und wenn sich am Schluss die inzestuösen Verbindungen in der Familie auftun.
«Ein Geheimnis im Dorf» ist weniger eine intellektuelle Reflexion auf überkommene ländliche Strukturen, sondern vielmehr ein Heimat-Anti-Melodram, nur dass es in einer nicht minder geballten Häufung die negativen Klischees statt die positiven erfüllt, denn an dem tiefenpsychologischen Innenleben der Charaktere besteht hier nur wenig Interesse. Durch diese Oberflächlichkeit büßt der Film viel von seinem erzählerischen Potential ein. Ein kühnerer Blick auf die rückständigen Zustände in archaischen steirischen Dorfgemeinschaften, der über ein Aneinanderreihen von stereotypen Vorstellungen hinausgegangen wäre, hätte Wunder wirken können. So gefällt «Ein Geheimnis im Dorf» eher durch das vorzügliche Spiel von Franziska Weisz und David Christopher Roth, das einen über so manche dramaturgische Fehlkonstruktion hinwegsehen lässt, aber aus diesem gehobenen Durchschnittsfilm keinen guten macht.
Das ZDF zeigt «Ein Geheimnis im Dorf – Schwester und Bruder» am Montag, den 29. August um 20.15 Uhr.
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