Kein Sieg in der Show
Mit 86 Prozent "Einschaltquote" (also Zustimmung durch das Publikum) erreichte «My Idiot Friend» zwar in der zweiten «Besten Show der Welt» einen sehr guten Wert, wurde aber keineswegs zum Sieger des Abends gekürt. Gleich zwei Formatideen kamen im Studio besser an, fanden bislang aber noch keine Umsetzung in Form einer eigenen Show.Zwei reine Promi-Teams treten gegeneinander an, wobei jedes Quartett aus drei Rategästen und einem auf die Schippe genommenen Prominenten besteht - anders als noch beim Piloten fungiert als solcher nicht Joko, der stattdessen gemeinsam mit Klaas als Moderator in Erscheinung tritt. Das quizzende Trio hat die verhältnismäßig dankbare Aufgabe, sich schlichtweg den (recht umfassenden) Einspieler ihres bekannten Freundes ansehen und einschätzen zu müssen, wie sich dieser in unangenehmen Situationen verhalten haben könnte. Für jede korrekte Antwort gibt es einen Punkt für die Team-Kasse - und wer am Ende der Folge die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt. Als Produzent fungiert wie so oft bei Joko- und Klaas-Sendungen Florida TV, in diesem Falle in Co-Produktion mit der FischWillWurm Media GmbH.
Und denen ist nun wirklich nicht vorzuwerfen, einen schlechten Job gemacht zu haben: Das Studio ist ansprechend designt, die Farbgebung mag manchen ein wenig zu dunkel erscheinen, gibt der Show aber eine gewisse Atmosphäre, die Pyramiden, mit denen die Promis ihre Antworten einloggen, wirken charmant und heben sich von den plastischen Monitoren und Touchscreens deutlich ab, die im Normalfall bei Quizshows dominieren. Auch die Einspieler sind vorzüglich geschnitten und kommen so zwar naturgemäß lang - schließlich hat man ja neben den kurzen studiointernen Interaktionssequenzen nur zwei lange Clips, mit denen die Stunde Brutto-Laufzeit zu füllen ist -, aber eben nicht langweilig daher.
Die Auswahl der Promis schöpft sich zum Großteil aus dem Standard-Personal der Sendergruppe und umfasst neben den «HalliGalli»-Gesichtern Joko, Klaas, Palina und Olli Schulz die «The Voice (Kids)»-Juroren Alec und Sascha von The BossHoss und Lena Meyer-Landrut sowie die unter anderem aus «Got to Dance» bekannte Nikeata Thompson. Einzig Wolfgang Niedecken und Uwe Ochsenknecht aus dem Team Alec weichen von dieser Ausrichtung ein wenig ab. Störend ist dieses Schaulaufen der ProSiebenSat.1-Gesichter aber keineswegs, da hierdurch die Behauptung, es handle sich bei den Promi-Rategästen um Freunde der geprankten Opfer, zumindest nicht völlig ins Lächerliche abgleitet und sich die Protagonisten zahlreiche unterhaltsame bis alberne Sprüche um die Ohren werfen können, ohne in die Fettnäpfchen-Falle zu treten.
Davon einmal abgesehen kommt «My Idiot Friend» aber doch sehr bieder daher und bietet dem Zuschauer letztlich nur eine Verknüpfung zweier Unterhaltungsformen, die zum Grundgerüst des Genres gehören: Durchaus gut gemachte "Versteckte Kamera"-Streiche auf der einen und ein klassisches Multiple-Choice-Quizsystem auf der anderen Seite. Überraschend, innovativ oder gar wegweisend ist daran rein gar nichts und auch Palinas "Bestrafung" für ihre Niederlage am Ende der Show weiß zwar sehr gut zu unterhalten, hebt sich aber in keiner Form von dem ab, was uns die Manege des Wahnsinns und die diversen Abendshows von Winterscheidt und Heufer-Umlauf bereits mannigfach zuvor angeboten haben.
Das alles ist nicht wirklich schlimm, da uns von dieser Wüste Gobi bezüglich des Innovationspotenzials in ihrer finalen Umsetzung nicht die vielen trockenen, verbrauchten Stellen präsentiert werden, sondern die kleinen, aber umso fruchtbareren Oasen zwischen der tristen Einöde. Und doch bleibt «My Idiot Friend» zumindest insofern eine Fata Morgana, dass mit ihm keineswegs ein spannendes, ambitioniertes Werk geschaffen wurde, mit dem die jungen Wilden dem TV-Establishment mal wieder so richtig zeigen, wie unkonventionelles und modernes Fernsehen geht. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein weiteres Recycling altgedienter Materialien, die nur deshalb nicht allzu überdeutlich zutage treten, weil hinter deren Wiederverwertung Menschen mit viel Know-How und inzwischen auch einem gewissen Fundus an Erfahrung sitzen, wie sich ohne den ganz großen Aufwand solide Unterhaltung kreieren lässt. Damit lässt sich der Spätabend vor dem letzten Tag der Woche angenehm bestreiten, aber Anlass für Superlative jedweder Art gibt es da keineswegs.
Durchaus möglich also, dass dieses Angebot aus dem «Beste Show der Welt»-Repertoire schon kommende Woche wieder Geschichte ist, sollten nicht genügend Menschen nach «The Voice» dranbleiben. Am 24. November aber läuft die zweite Folge von «My Idiot Friend» erneut um 22:30 Uhr.
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