Interview

«hochkant»: Snap' Dir Deine News

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What the funk?!: Das Funk-Format «hochkant» ist der erste Snapchat-News-Kanal für die Zielgruppe zwischen «logo!» und der «Tagesschau». Wir sprachen mit «hochkant»-Reporterin Eva Schulz.

Die Macher über das Format

«hochkant» liefert tagesaktuelle News. Auf Snapchat teilen drei ReporterInnen ihren Blick auf die Welt mit der Community – von Tagespolitik bis Popkultur, auch live vor Ort. «hochkant» liefert die wichtigsten News am Morgen und meldet sich meist am Nachmittag oder abends ausführlicher zu ausgewählten Themen.
Worum geht es in Ihrem Format und wer ist daran beteiligt?
«hochkant» ist ein Snapchat-News-Kanal. Wir machen Nachrichten für 14- bis 19-Jährige. Jeden Morgen gibt es die drei wichtigsten News zum schnellen Durchswipen, nachmittags dann in der Regel eine ausführlichere Story von mir oder meinen Reporterkollegen Salwa und Flo. Darin vertiefen wir das Thema, das an diesem Tag für unsere Zielgruppe am relevantesten ist. Neben uns dreien arbeitet noch ein vierköpfiges Redaktionsteam an «hochkant» mit.

Wie kam die Idee zum Format zustande?
Zwischen «logo!» und der «Tagesschau» klaffte eine Lücke: Bisher gab es kein öffentlich-rechtliches Nachrichtenformat, dass sich an Teenager und junge Erwachsene richtet. Wir haben überlegt, wie wir selbst gern informiert werden würden - non-linear, in persönlicher, lockerer Ansprache, ohne pädagogischen Zeigefinger, aber möglichst nah dran am Geschehen. So entstand die Idee, mit Nachrichten auf Snapchat zu experimentieren.

Die Angst vor Misserfolg und Machtverlust, der Druck durch Einschaltquoten und Medienpolitik hinderten die Verantwortlichen daran, mutige Entscheidungen zu treffen.
Eva Schulz über die Öffentlich-Rechtlichen vor Funk
Warum gehört das Format zu funk und zur Zielgruppe, die funk ansprechen will?
funk will mit seinen Inhalten Usern und Zuschauern unter 30 die Gelegenheit bieten, sich zu unterhalten, zu orientieren - und zu informieren. Da kommt «hochkant» ins Spiel. Wir informieren via Snapchat, einer App, die bei unserem jungen Publikum inzwischen beliebter ist als Facebook, Twitter und Instagram, und die uns die Möglichkeit gibt, direkt mit ihm zu kommunizieren. Dass das ankommt, merken wir an den vielen Snaps, die wir erhalten.

Eine Followerin schrieb mir neulich zum Beispiel, “dass ich es so cool finde, dass ihr alles berichtet & ihr das so toll erklärt & man viel mehr Einblicke bekommt als wie in den normalen Nachrichten!” Neben solchen Snaps erreichen uns oft auch die persönlichen Reaktionen und Fragen der Follower zum Weltgeschehen. Die häufigste Sorge am Tag nach der US-Wahl war zum Beispiel, ob es nun einen dritten Weltkrieg geben würde. Wir bemühen uns, auf jeden dieser Snaps zu antworten, und lernen so auch unsere Follower jeden Tag ein bisschen besser kennen.

Welche Vorteile bietet Ihnen persönlich die Plattform funk und wie unterscheidet sich die Arbeit mit funk von Ihrer bisherigen Arbeit?
2013 habe ich meine Abschlussarbeit über Innovationsverhinderung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen geschrieben. Das Bild, das sich mir damals bot, war geprägt von Bürokratie und komplexen Hierarchien. Die Angst vor Misserfolg und Machtverlust, der Druck durch Einschaltquoten und Medienpolitik hinderten die Verantwortlichen daran, mutige Entscheidungen zu treffen. Das ist jetzt anders: funk bietet die Freiheit, mit neuen Formaten auf neuen Plattformen neuen Journalismus auszuprobieren. Dabei lernen wir gerade alle unheimlich viel und haben großen Spaß.

Interviewreihe 'What the funk?!'

Die Interviewreihe "What the funk?!" von Quotenmeter.de befasst sich alle zwei Wochen mit der öffentlich-rechtlichen Internetplattform funk. Welche Formate sind bei funk abrufbar? Wer steckt dahinter? Und wie arbeitet es sich eigentlich beim neuen Angebot? Die Teams der funk-Formate beantworten je einen Katalog aus standardisierten und individuellen Fragen.
Wo sehen Sie das Format inhaltlich in einem Jahr?
Ich persönlich hätte in einem Jahr gern noch viel mehr Reportagen auf «hochkant», weil ich diese Form sowohl inhaltlich als auch in der Produktion besonders reizvoll finde. Darüber hinaus haben wir noch zahlreiche weitere Ideen für neue Formen von Snapchat-Storytelling. Sowieso wollen wir die nächsten Monate dazu nutzen, so viele verschiedene Dinge wie möglich auszuprobieren - stets im Dialog mit unseren Followern.
Ein Snapchat-News-Kanal bedeutet aber nicht nur inhaltliche, sondern auch organisatorische Innovation: Wie organisieren wir uns als Redaktion? Wie produzieren wir Stories in der App? Wie erreichen wir möglichst viele Leute? Wie definieren und messen wir Erfolg? All diese Fragen treiben uns gerade um. In einem Jahr haben wir hoffentlich Antworten.





Wie umfassend und nachhaltig kann man über ein so flüchtiges Medium wie Snapchat überhaupt informieren? Welche Vor- und Nachteile bietet «hochkant» durch die Nutzung Snapchats beispielsweise gegenüber den klassischen Fernsehnachrichten?
Von Kollegen, die selbst noch keine Snapchat Stories produziert haben, höre ich Beschwerden wie „Da muss man ja alles chronologisch erzählen! Und hochkant! Und in bloß zehn Sekunden! Und dann verschwindet es nach 24 Stunden wieder!“ Dass diese „Not“ auch erfinderisch machen kann, wird oft verkannt. Kein anderes Medium transportiert so direkte Nähe wie Snapchat, kein anderes verzeiht so viel, kein anderes bietet so viele Möglichkeiten für Spielerei. Wir nutzen die ganze Bandbreite der Snapchat-Gestaltungselemente - von Stickern und Emojis über Filter, Linsen und Kritzeleien - und lernen jeden Tag ein bisschen mehr darüber, wie man möglichst viele Infos und Eindrücke in kurze Snaps verpacken kann.

Kein anderes Medium transportiert so direkte Nähe wie Snapchat, kein anderes verzeiht so viel, kein anderes bietet so viele Möglichkeiten für Spielerei
Eva Schulz über Snapchat
Welche Anforderungen muss eine Snapchat-Reporterin erfüllen? War die Produktion eines News-Formats je einfacher?
In der Praxis ist es einerseits einfach - und andererseits ganz schön schwer. Einfach ist, dass ich ganz alleine und nur mit meinem Handy losziehen und live berichten kann. Was Snapchat Reportagen zur Herausforderung macht, sind die chronologische Erzählweise und die Kürze der Snaps. Interviewpartner zum Beispiel, die nicht mit der App vertraut sind, brauchen mitunter zwei oder drei Anläufe, um ihre Aussagen in zehn Sekunden zu packen. Ich kann auch nicht - wie beispielsweise viele Youtuber - mit dem Höhepunkt meiner Geschichte beginnen, um die User dabei zu halten. Weil ich meine Snaps nicht nachträglich neu ordnen kann, muss ich im Vorfeld ein möglichst gutes Bild der Geschichte haben, die ich erzählen will - obwohl ich oft noch gar nicht genau weiß, was passieren wird.

Sie begleiteten kürzlich mit «hochkant» die US-Wahlen vor Ort. Für viele kam der Erfolg Donald Trumps überraschend. Haben Sie es vor dem Wahlabend besser gewusst? Und welche Eindrücke sammelten Sie während Ihrer USA-Reise vom Land?
Auch das wäre ohne funk wohl nicht möglich gewesen: Ich bin knapp zwei Wochen an der Ostküste entlang gereist und habe auf «hochkant» fast täglich eine neue Story produziert - über Rassismus und Religion, Bildung und Waffen, den American Dream und Hillary Clintons allerletzte Rally in der Nacht vor der Wahl. Im Laufe der Reise habe ich viele Menschen getroffen, die Donald Trump aus ganz verschiedenen Gründen wählten. Für Clinton hingegen gab es - zumindest unter den Leuten, die ich sprach - nur einen Grund: Trump zu verhindern. Ehrliche Begeisterung für diese Kandidatin und ihre Pläne habe ich nicht gefunden. Trotzdem hatte ich am Wahltag selbst überhaupt kein Gefühl dafür, wer das Rennen machen würde. Was ich gelernt habe: Dass die USA deutlich komplexer sind, als sie in unseren Medien mitunter abgebildet werden. Denn sonst hätten wir den Wahlsieg von Trump alle vielleicht eher kommen sehen.

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