Die Experten

13. März 2017

von   |  7 Kommentare

Warum geht es in Deutschland bei Kinofilmen nach Besuchern und nicht nach Einspielergebnis? Kann man sagen, wie bestimmte Formate in einzelnen Bundesländern laufen? Ist ein Film anhand der O-Ton-Fassung für den deutschen Markt überhaupt zu bewerten? Sind «Alles was zählt» und «Unter uns» von Absetzung bedroht? Was wird aus der Champions League im ZDF? Björn Sülter und Christopher Schmitt beantworten wieder diese und andere Fragen.

Alexander: Ist schon absehbar, ob das ZDF ab 2018/19 weiterhin die Champions League übertragen wird?

Björn Sülter: Leider nein, da die Bieterrunde erst jetzt ins Laufen kommt. Hier ist also noch etwas Geduld gefragt. Allerdings ist das ZDF auch weiterhin an den Rechten interessiert.

Armin: Mich würde interessieren, warum in Deutschland Erfolg & Ranking eines Kinofilms anhand von Besucherzahlen und nicht (wie z. B. in den USA) nach dem Einspielergebnis in verdienten Euros ermittelt wird.

Björn Sülter: Die Frage ist inhaltlich nicht ganz korrekt gestellt, ich möchte dir das nach Rücksprache mit dem Verband der Filmverleiher e.V. aber gerne genauer erklären. Festhalten muss man zunächst, dass es auch in Deutschland nicht nur die eine Betrachtungsweise nach Besucherzahlen gibt.

Es hat jedoch in gewisser Weise fast Tradition, die Beliebtheit von Kinofilmen in der Publikumspresse (Publikationen wie Cinema, Blickpunkt Film oder TV Spielfilm) in Besucherzahlen anzugeben. Durch diese Darstellung erreicht man eine bessere Vergleichbarkeit von Filmen (auch verschiedener Genres), da Faktoren wie Aufschläge (für Überlänge, 3D etc) oder steigende Preise im Allgemeinen nicht in die Wertung einfließen. In den USA gibt es aus diesem Grund neben dem Einspielergebnis auch immer noch das inflationsbereinigte Ergebnis (adjusted for ticket price inflation).

Es ist jedoch zusätzlich ebenfalls üblich, zum Beispiel in Branchenblättern und Fachpublikationen die Filme nach Einspielergebnis zu bewerten, auch um eine internationale Vergleichbarkeit herzustellen.

Man sieht: Es gibt auch in Deutschland beide Varianten, der jeweilige Fokus entscheidet nur über die Darstellungsform.

Hartmut: Warum kehrt Christian Rach eigentlich jetzt wieder als Restauranttester zurück? Was wird aus Steffen Hennsler? Laufen die jetzt parallel?

Björn Sülter: Christian Rach ist nach seinem Gastspiel beim ZDF ja schon eine Weile wieder bei RTL. Das er nun auch sein erfolgreichstes Format wieder übernimmt, war eigentlich abzusehen. Die Einschaltqouten der Hennsler-Ausgaben waren für RTL nicht wirklich erfreulich. Nur selten erreichte man beim Gesamtpublikum den Senderschnitt, bei den Umworbenen fast gar nicht. Nun muss man jedoch wissen: Das Format schwächelte bereits in der Rach-Endphase. Somit wird es interessant zu sehen sein, ob der ehemalige Erfolgsgarant die Hennsler-Werte überhaupt dauerhaft wird toppen können. Heute Abend geht es bekanntlich um 21.15 Uhr los mit neuen Folgen - morgen sind wir also schon etwas schlauer.

Finn: Kann man etwas darüber sagen, welche TV-Formate oder auch TV-Sender in den einzelnen Bundesländern besonders beliebt sind und überdurchschnittlich hohe Einschaltquoten erreichen?

Björn Sülter: Grundsätzlich sind solche Auswertungen möglich und werden auch von Zeit zu Zeit angefordert und veröffentlicht, wenn der Kontext es hergibt. Jedoch nur von Zeit zu Zeit deswegen, weil es sich hier um kostspielige und aufwendige Sonderauswertungen handelt, die nur im konkreten Fall Sinn machen. So wurde jüngst festgestellt, dass das traditionelle Politiker-Derblecken auf dem Nockherberg im BR am 8. März nicht nur beim Gesamtpublikum mit 2,83 Millionen Zuschauern und 9,6 Prozent (bundesweit) wunderbar abschnitt, sondern eben besonders in Bayern einen Marktanteil von mehr als 40 Prozent erzielte! Sollte es Interesse an konkreten Sendungen oder Formaten geben, die man im Kontext eines bestimmten Bundeslandes betrachten könnte, sind wir für Vorschläge selbstverständlich immer offen.

Fynn: Sind die RTL-Soaps «Alles was zählt» und «Unter uns» trotz manchmal schwächelnden Quoten immer noch ein Erfolg für RTL? Wie wahrscheinlich ist es, dass RTL eine von beiden oder gar beide einstellt? Was könnte statt dessen laufen?

Björn Sülter: «Alles was zählt» ist schon sehr lange auf dem absteigenden Ast. Zuletzt verharrte man konsequent unter dem Senderschnitt beim Gesamtpublikum, was RTL natürlich nicht gefällt. In der werberelevanten Zielgruppe sieht es zwar auch oft nicht rosig aus, der Senderschnitt wird aber zumindest noch hin und wieder erreicht. Ewig wird RTL sich diese Quoten zwar sicher nicht mehr anschauen, für Panik ist es aber viel zu früh. Ein gutes Zeichen ist, dass man seit Januar den bisherigen Headautor von «Sturm der Liebe», Dr. Peter Süß, verpflichtete. Hiervon verspricht man sich bestimmt einen Aufschwung in Qualität und Beliebtheit, der sich verständlicherweise aber nicht sofort einstellen wird oder muss - RTL scheint also noch nicht aufgegeben zu haben.

Bei «Unter uns» sieht es bei Gesamtpublikum noch schlechter aus, dafür aber in der Zielgruppe sogar noch einen Tick besser. Auch hier gilt: RTL würde sicher gerne eine Steigerung der Reichweiten nehmen, aktuell sollte die Axt aber noch nicht am Fallen sein. Für Spekulationen, was stattdessen laufen könnte, ist es somit auch definitiv noch viel zu früh.

Alexander: Ist schon bekannt, wann der Fernsehfilm «Maximilian – Das Spiel von Macht und Liebe» auch in Deutschland gesendet wird?

Björn Sülter: Nach Rücksprache mit dem ZDF gibt es dazu leider bisher keine Informationen zu vermelden. Ich würde es jedoch nicht als unrealistisch einschätzen, dass dieses Jahr noch etwas passiert.

Volker: Ich habe noch eine Nachfrage zu einem Beantwortung einer Frage von euch. Ist es nicht unlogisch eine englischen O-Ton zu sehen und darüber einen Bericht zu schreiben wenn sich 95% (?) der Lesen den Film auf Deutsch ansehen? Zum Beispiel am Film «Ice Age» gut zu erkennen, wo das englische Original nicht so viel mit dem deutschen Fassung zu tun hat.

Björn Sülter: Das ist eine durchaus interessante und berechtigte Frage. Im Normalfall kann man als Kinokriker zwar schon abwägen, wie eine deutsche Fassung wohl aussehen wird, gerade im von dir angesprochenen Bereich des Humors ist dies aber auch riskant. Ich erinnere mich zum Beispiel aktuell daran, dass ich «Star Trek Beyond» zwecks Rezension vorab auf Englisch gesehen habe. Wie sich später auf Deutsch zeigte, ging der Humor der Originalfassung an vielen Stellen völlig verloren, was die Freude in der synchronisierten Fassung definitiv etwas schmälert. Wenn man jedoch weiß, wie schwer es die Synchronisation oft mit Wortspielen oder Andeutungen hat, die im Deutschen schlicht nicht zu übersetzen sind, kann man darauf auch auf die deutsche Fassung schlussfolgern und diesen Faktor einbeziehen. Optimal ist das jedoch sicher nicht, da hast du Recht. Wenn ich mir zum Beispiel vorstelle, ich müsste einen Film mit Bud Spencer und Terence Hill im italienischen Original schauen und bewerten, würden viele Leser, die nur die deutsche Fassung kennen, vermutlich verständnislos den Kopf schütteln.

Ist bekannt, ob die zweite Staffel der dänischen Serie «Die Erbschaft» ebenfalls im deutschen Fernsehen zu sehen sein wird?

Christopher Schmitt: Ebenso wie die erste Staffel im Juni 2016, wird auch Staffel Zwei auf ARTE zu sehen sein. Ein genauer Sendetermin steht noch nicht fest. Allerdings werden sich Fans der Drama-Serie mindestens bis zum Frühjahr 2018 gedulden müssen.

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Es gibt 7 Kommentare zum Artikel
Mr. Cutty
13.03.2017 11:47 Uhr 1
"Ein gutes Zeichen ist, dass man seit Januar den bisherigen Headautor von «Sturm der Liebe», Dr. Peter Süß, verpflichtete. Hiervon verspricht man sich bestimmt einen Aufschwung in Qualität und Beliebtheit"



Na klar, da bei Sturm der Liebe sich die Storys und Intrigen Jahr für Jahr gleichen.
BungaBunga
13.03.2017 14:51 Uhr 2
Es ist ja in dem Bereich nicht unüblich, dass man meist nur projektbezogen oder temporär bei Produktionen mitwirkt oder den Arbeitsplatz wechselt, Herr Süß blieb sehr lange bei der Bavaria und fungierte dort entsprechend als Headautor, dass er jetzt diesen Wechsel vollzogen hat, kann zwar schon an eventuell einem besseren Angebot liegen oder auch auf einem Wunsch nach Veränderung basieren, ich bin jedoch überzeugt, dass er ein Gespür hat und auch wahrgenommen hat welche Entwicklung sich bei Sturm der Liebe vollzieht. Dort hat man sich inhaltlich leider völlig festgefahren und entsprechend sinkt die Resonanz seit geraumer Zeit. Die Phase wo es konstant aufwärts ging und man sehr häufig neue Rekorde erzielte sind vorbei, dass wird er gemerkt haben. Aber die Produktion hat ihm natürlich viel zu verdanken, er hat ja lange Zeit entsprechend mit dem Team auch viel richtig gemacht. Bei Sturm der Liebe sollte man schnellstmöglich inhaltliche Änderungen anstreben und eventuell auch hier und da über gewisse Neuerungen in Betracht ziehen.
Mr. Cutty
13.03.2017 15:03 Uhr 3
Im ZDF läuft auch Bares für Rares als Gegenprogramm. Welches Format ist da wohl unterhaltsamer, intelligenter und abwechslungsreicher? Meiner Meinung nach Bares für Rares. Eventuell sind viele der Sturm der Liebe Zuschauer einfach nur noch angeödet von dem immer selben.
BungaBunga
13.03.2017 15:58 Uhr 4
Ja und Bares für Rares läuft dort auch nicht erst seit ein paar Tagen, das Format konnte über sehr lange Zeit hinweg Sturm der Liebe gar nicht gefährlich werden, seit einiger Zeit ist das anders. Ja die Stum der Liebe Fans stören sich konkret an einigen Geschichten dort und an einigen Figuren, dass kann man deutlich sehen. Das sich dort viele abwenden liegt tatsächlich nicht am Format oder der langen Laufzeit ansich sondern es ist scheinbar inhaltlich begründet. Da ist dann die Produktion gefordert dort entsprechende Änderungen vorzunehmen.
Sentinel2003
13.03.2017 17:10 Uhr 5
Scheisse, noch bis 2018 waren auf Staffel 2 der Erbschaft...
volker.grossmann
14.03.2017 00:19 Uhr 6
Kinoerfolg durch Besucherzahlen auszudrücken, ist eigentlich die einzig sinnvolle Methode. Man müsste dann aber der Tatsache ins Auge schauen, dass bestimmte Rekorde (GwtW in den USA, Dschungelbuch in D) nie mehr gebrochen werden könnten. Das waren halt andere Zeiten, Kino war DAS Medium und nicht eines unter vielen. Und unbrechbare Rekorde mag man vor allem in Amerika halt nicht, daher werden da die inflationsanfälligen Dollars gezählt, so kann man halt alle paar Jahre einen neuen Rekord vermelden.
eis-fuchsi
14.03.2017 20:41 Uhr 7
ja, das mit den Rekorden ist immer so ne Sache... irgendwann kann man sowas nicht mehr knacken ^^

wäre ja dafür, die Zahlen (auch im Sport) der letzten zehn Jahre zu zählen :)
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