Hauptdarsteller
Leven Rambin als Kit "Kick" LaniganChris Noth als Frank Novak
Danny Pino als Bishop
Andy Mientus als James
FBI-Agent Frank Novak (Chris Noth) hat sie damals aus den Fesseln ihrer Kidnapper befreit. Heute will er sie, zusammen mit ihrem Kumpel James (Andy Mientus), der sich ohne große geistige Anstrengung in allerhand hermetisch gesicherte Regierungssysteme einhacken kann, rekrutieren, um verschwundene Kinder in ganz Amerika zu finden. Lanigan hat für diese Aufgabe – so zumindest Franks Logik – nämlich ideale Voraussetzungen: Sie weiß, wie es sich mit dem permanenten Versteckspiel lebt, und ihr fallen Zusammenhänge und Indizien auf, die jemand ohne ihre spezifische Biographie im Leben nicht entdecken würde.
Das lässt natürlich alte Wunden wiederaufbrechen. Und je robuster die Fassade einer physisch schlagkräftigen wie zwischenmenschlich schlagfertigen jungen Frau aussieht, desto schneller und stärker wird sie in Stoffen wie «Gone» bröselig. Die traumatischen Ereignisse habe sie nämlich noch immer nicht verarbeitet, geschweige denn verwunden, analysiert ihr der neue FBI-Kollege Bishop (Danny Pino) beim ersten Beschnuppern vor – ganz egal, wie tough sie sich gibt.
VOX hat an diesem Format ein ganz eigenes Interesse: Der Sender war zusammen mit dem französischen TF1 und anderen Partnern an der Entwicklung maßgeblich beteiligt. Das führt zu einer gewissen Zwiespältigkeit, in der ein auf ein möglichst internationales Publikum abzielendes Format sehr amerikanische Züge zeigt: Haltungsvolle Anspielungen auf die in den USA für ihren ins Reaktionäre gehenden Konservativismus berühmte Heritage Foundation wird man in Deutschland oder Frankreich kaum verstehen. Und ebenso ist die Lebensrealität von Holzhäusern und SUVs natürlich eine recht dezidiert amerikanische.
- © MG RTL D/NBC Universal
Auch narrativ oder inszenatorisch unterscheidet sich «Gone» wenig von den dutzendfach produzierten Network-Serien jenseits des Atlantiks: Kein Serial, aber auch nicht ganz Procedural, erzählt man zwar in jeder Folge abgeschlossene Entführungsfälle, die das Team mit seinen umfangreichen Ressourcen und mittlerweile zum Klischee gewordenen Photoshop-Tricks löst, will gleichzeitig aber auch stark betonen, wie die Hauptfigur in ihrer psychischen Stabilität und der Aufarbeitung ihrer Kindheitstraumata an jedem einzelnen dieser Fälle ein Stückchen weiter wächst. Doch nicht nur strukturell sitzt «Gone» zwischen allen Stühlen.
Diese Serie erzählt zwar frei von allzu großen dramaturgischen Fehlkonstruktionen, in sich logisch und stringent, schnörkellos und psychologisch nicht ganz uninteressant – aber eben auch: unauffällig, austauschbar, dutzendfach gesehen, ohne eine eigene Stimme. Sie ist spannend, aber nicht herausfordernd; strukturell ganz gut erzählt, aber nicht kunstvoll. Nah an den Figuren, aber psychologisch oberflächlich. Gerade vor dem Hintergrund der Produktionsbedingungen mit starker (den Pressetexten nach auch kreativer) Beteiligung internationaler Köpfe ist das eine Enttäuschung. Denn wozu das ganze Brimborium um internationale Stoffe, wenn sich hieraus kein besonderer Anspruch ergibt und am Schluss als Ergebnis ein Format steht, das die großen amerikanischen Studios ohnehin ohne Unterlass für den Weltmarkt produzieren?
VOX zeigt «Gone» in Doppelfolgen mittwochs ab dem 24. Januar um 20.15 Uhr.
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