Filmfacts: «Black Panther»
- Regie: Ryan Coogler
- Produktion: Kevin Feige
- Drehbuch: Ryan Coogler, Joe Robert Cole; basierend auf der Comicfigur aus der Feder von Stan Lee und Jack Kirby
- Darsteller: Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupita Nyong'o, Danai Gurira, Martin Freeman, Daniel Kaluuya, Letitia Wright, Winston Duke, Angela Bassett, Forest Whitaker, Andy Serkis
- Musik: Ludwig Göransson
- Kamera: Rachel Morrison
- Schnitt: Michael P. Shawver, Claudia Castello
- Laufzeit: 134 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Aber genau dies geschieht mit «Black Panther». Gewiss, die Marvel Studios mussten sich von engagierteren Fans bereits Kritik gefallen lassen, dass es zehn Jahre und 18 Kinoabenteuer dauerte, bis eine nicht-weiße Figur im Zentrum des Filmgeschehens steht. Zweifelsohne – das hätte idealerweise schneller gehen dürfen. Doch messen wir die Marvel Studios an den Diversitätsleistungen ganz Hollywoods, steht die Hitschmiede des Produzenten Kevin Feige auf einmal in einer Vorreiterrolle dar:
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All solche Bemühungen nutzen allerdings nur bedingt etwas, solange auch ein guter Film dabei herauskommt – schließlich soll das im Kino zuvor unzulänglich vertretene Blickwinkel repräsentierende Projekt ja auch die Leute erreichen, statt aufgrund magerer Qualität unterzugehen. Dahingehend müssen sich die «Black Panther»-Schaffenden jedoch keine Sorgen machen: «Nächster Halt: Fruitvale Station»-Regisseur Ryan Coogler hat mit diesem afrofuturistischen Superheldenspektakel einen Volltreffer geliefert, der mühelos an sämtlichen Debüt-Einzelfilmen der anderen Marvel-Cinematic-Universe-Heroen vorbeirennt.
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So soll er Entscheidungen darüber fällen, ob die dank eines vor gefühlten Ewigkeiten vorgefallenen Zufalls technologisch weit fortgeschrittene Nation ihren in Not geratenen Nachbarländern helfen soll, oder ob sie zum Schutz ihrer eigenen Ressourcen weiter die Füße stillhalten soll. Außerdem wird von T'Challa verlangt, über das Schicksal des vor der Rechtsprechung Wakandas fliehenden Verbrechers Ulysses Klaue (Andy Serkis) zu richten. Das undurchsichtige Handeln dessen Komplizen Erik Stevens (Michael B. Jordan) und familiäre Konflikte erschweren T'Challas Einstand als König umso mehr …
Dramaturgische Fallhöhe
So sehr es Kenneth Branagh in seinem «Thor»-Film auch versucht haben mag: Das ist der erste Part des Marvel Cinematic Universe, bei dem das Adjektiv "shakespearisch" angebracht wäre. Denn T'Challas politische Dilemmata, das Ringen um den Thron und die interfamiliären Stolperschwellen, die in «Black Panther» ausgebreitet werden, erinnern in der gerne auch süffisant vermittelten Dramatik durchaus an die Werke des legendären englischen Barden – nur, dass sie mit Marvel-Superhelden-Action gespickt sind und in einer atemberaubend gestalteten, afrikanischen Wunderwelt geschehen. Dass Michael B. Jordans Rolle zu den raren Marvel-Filmschurken mit einer plausiblen, mehrdimensionalen Motivation gehört, spielt diesem Eindruck enorm in die Karten. Jordan brennt förmlich als verbissener, zielgerichteter Antagonist T'Challas, der sich gelegentlich ein Quäntchen Selbstverliebtheit gönnt und der nicht etwa die Zerstörung der Welt anstrebt, einfach "weil … darum".
Erik Stevens hat nachvollziehbare Beweggründe für sein Tun, sowohl was seinen rein persönlichen Antrieb angeht, als auch seine weltpolitischen Ansichten: Wie viele gute Filmschurken, wirkt dieser Bösewicht so, als hätte er eine lange, ungesehene Hintergrundgeschichte, in deren Verlauf er lange auf die Seite der Guten hätte wechseln können … Bis er sich unwiderruflich in seiner eigenen Argumentation strangulierte und die unbarmherzigen Mittel zu seinem diskutierbaren Zweck zur obersten Priorität erklärt hat.
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Zugute kommt dem das durch die Bank weg überzeugende Schauspiel: Selbst kleinere Parts wie der des «Get Out»-Stars Daniel Kaluuya als Freund T'Challas, der ihm in außenpolitischen Fragen widerspricht, sind mehr als bloße Abziehbildchen. Das engagierte Ensemble gewinnt ihnen stets mehrere Nuancen ab und haucht ihnen durch Humor und dezentes Pathos Leben ein. Der heimliche Star des Films ist aber Letitia Wright als T'Challas Schwester Shuri, eine verspielte Mischung aus Tony Stark, «Ghostbusters»-Freigeist Jillian Holtzmann, John Cleeses Version von Q und einer jungen Naomie Harris.
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