Kurz kommentiert
Das Ende des «Echo» mutet zunächst einmal bitter an, bedarf es doch für eine solch große Musikindustrie wie der deutschen eines relevanten Musikpreises. Doch hatten wir einen solchen überhaupt in den vergangenen Jahrzehnten? Mehr noch als die Eklats um die Kollegahs, Farid Bangs und Frei.Wilds dieser Welt kann man das insofern in Frage stellen, dass sich der «Echo» stets damit begnügte, zu prämieren, was massenhaft gekauft wurde - ganz im Gegensatz zum fraglos relevanten Grammy, der sich wagt, nach Qualität und popkultureller Relevanz auszuzeichnen. Sollte die deutsche Musikindustrie einen solchen Schritt ebenfalls zu wagen bereit sein, kann das Ende des «Echo» also schon in wenigen Jahren auch als Geburtsstunde eines Musikpreises diskutiert werden, der für internationalen Glanz statt omnipräsenten Spott sorgt.Kommentar von Manuel Nunez Sanchez zum Ende der «Echo»-Verleihung.
In einer offiziellen Mitteilung schreibt der Verband, dass der «Echo» "ein großartiger Preis und zugleich zentrales Branchenevent mit vielen bewegenden Momenten und herausragenden Künstlerinnen und Künstlern gewesen" sei und prinzipiell für den drittgrößten Musikmarkt des Globus außer Frage stehe, dass er "weiterhin Musikpreise mit Leuchtturm-Charakter braucht". Mit deutlicher Anspielung auf die beiden Rapper, ohne sie jedoch beim Namen zu nennen, heißt es weiter, ein solcher Preis dürfe "keinesfalls als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen" werden.
Zudem bittet der BVMI-Vorstand um Verzeihung für die Geschehnisse dieses Jahres, was nicht rückgängig gemacht werden könne, sich aber in Zukunft ebenso wenig wiederholen dürfe. Televisionärer Leidtragender dieser Entscheidung ist VOX, das in diesem Jahr mit einer Rückkehr zur Live-Ausstrahlung seine Einschaltquoten deutlich hatte ausbauen können, nun allerdings den Musikpreis nicht mehr ausstrahlen darf. Bis 2016 hatte Das Erste den Preis ausgestrahlt, im Zuge des schon damals latent ramponierten Images aber von weiteren Ausstrahlungen abgesehen.
Dem Bekunden des Vorstands zufolge sollen die Kriterien der Nominierung und Preisvergabe vollständig geändert werden - zugunsten einer qualitätszentrierteren Orientierung der Preisträger, ähnlich den Ablegern «Echo Klassik» und «Echo Jazz». Für die konkrete Ausgestaltung dieser Umorientierung soll es im Juni einen Workshop geben. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass der «Echo» Reformbestrebungen bekundet, Ähnliches tat er bereits vor wenigen Jahren - allerdings ohne die Marke einzustampfen. Und bislang auch ohne evidente Auswirkungen auf die Preisträger.
Es gibt 7 Kommentare zum Artikel
25.04.2018 15:25 Uhr 1
25.04.2018 16:00 Uhr 2
Der ECHO hatte einen künstlerischen Wert wie der Bambi.
25.04.2018 16:14 Uhr 3
Die Betreiber des ECHOs vergeben einen Preis an einen Interpreten und nun beerdigen Sie den ECHO, mit der Begründung, dass solche Preise dem Ruf schaden? Das wäre ja genauso als würde VW aufgrund des Diesel-Skandals jetzt die Marke wegschmeißen und plötzlich zum Fahrradhersteller werden.
Also klar, ein Neuanfang ist wünschenswert und wichtig. Und zwar ein richtiger Neuanfang. Aber man kann doch bitte so ehrlich sein und sich eingestehen, dass das Problem hausgemacht sind. :roll:
25.04.2018 16:34 Uhr 4
25.04.2018 20:33 Uhr 5
26.04.2018 08:36 Uhr 6
26.04.2018 16:13 Uhr 7
Fohlen