Filmfacts: «Tanz ins Leben»
- Regie: Richard Loncraine
- Darsteller: Imelda Staunton, Timothy Spall, Celia Imrie, David Hayman, John Sessions, Joanna Lumley, Josie Lawrence, Indra Ové
- Drehbuch: Nick Moorcroft, Meg Leonhard
- Produktion: John Sachs, Andrew Berg, Charlotte Walls, James Spring
- Kamera: John Pardue
- Schnitt: Johnny Daukes
- Musik: Michel J. McEvoy
- Laufzeit: 111 Minuten
- FSK: ohne Altersbeschränkung
Regisseur Richard Loncraine gewann zwar einst den Silbernen Bären für seine Shakespeare-Adaption «Richard III», gemeinhin steht der Engländer jedoch für eher seichte Kost, die mit einer gewissen britischen Eleganz und einer Handvoll gewiefter Dialoge ausgestattet ist. Obwohl «Tanz ins Leben» aufgrund einiger generisch-vorhersehbarer Ausflüge ins Tragikomische nicht gerade ein besonders denkwürdiger Film ist, ist er in gewisser Hinsicht also ein sehr gutes Beispiel für Loncraines Schaffen.
Denn diese "Es ist nie zu spät, sein Leben lebenswerter zu gestalten"-Wohlfühlgeschichte ist mit einem urig-englischen Charme inszeniert und nutzt ihr erfahrenes Schauspielensemble aus dem Vereinigten Königreich, um die unvermeidlichen "Leb' dein Leben!" und "Lass dich von traurigen Momenten nicht unterkriegen!"-Sentiments mit stilvoll-trockener Launigkeit zu vermitteln.
Das neckische, dauernörgelnde und dennoch herzliche Zusammenspiel zwischen Celia Imrie und Imelda Staunton wirkt wirklich geschwisterlich und Timothy Spall weiß, einen als schüchterner Kerl, in dem ein kleiner Draugänger verborgen ist, durchaus um den Finger zu wickeln. Das wiegt trotzdem nicht auf, dass das Drehbuch von Nick Moorcroft und Meg Leonhard diesem Stoff der Marke "Der perfekte Wohlfühlfilm für einen verregneten Sonntagnachmittag" mit forcierter Dramatik eine ernste Beinote zu verleihen versuchen, die in der Umsetzung schlicht nicht aufgehen will.
Subplots um Krankheit, drohenden Tod und das Bereuen vertaner Chancen bieten sich bei einem Film über Menschen im fortgeschrittenen Alter selbstredend an, jedoch ist Sandras Wandlung in so einer modern-märchenhaften Tonalität angelegt, dass die tragischeren Zwischenschritte bei aller Ausführlichkeit noch immer flach wirken – sie sind eher gewollt als narrativ gekonnt. Dass die Dialoge in den schwereren Passagen stärker wie Merk- und Sinnsprüche anmuten als in den vergnüglicheren Szenen, vergrößert die Diskrepanz. Was dafür gefällt, ist Loncraines Blick für zeitlos-gemütliche Ecken Londons. Allerdings hat «Tanz ins Leben» nicht genügend Lokalkolorit, um dem an einer zwischenzeitlich schwammigen Erzählweise leidenden Film eine prägende Charakteristik zu verleihen, während etwa das ähnlich gelagerte «Best Exotic Marigold Hotel» mit seiner Starpower und seinem prägenden Setting sogar zwei nachhallende Elemente aufweist.
Fazit: Schnell vergessenes Wohlfühlkino: «Tanz ins Leben» hält nicht durchweg die Balance und tanzt eine teils vorhersehbare Choreografie, aber für einen lebensbejahenden, gemütlichen Ausflug auf's Parkett reicht es noch immer.
«Tanz ins Leben» ist ab dem 31. Mai 2018 in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel