Cast & Crew
Produktion: Gary Sanchez Productions und Project ZeusSchöpfer: Jesse Armstrong
Darsteller: Hiam Abbass, Nicholas Braun, Brian Cox, Kieran Culkin, Jeremy Strong, Natalie Gold, Sarah Snook u.v.m.
Executive Producer: Ilene S. Landress, Kevin Messick, Frank Rich, Will Ferrell, Adam McKay und Jesse Armstrong
Das dachte sich vielleicht auch der britische Showrunner Jesse Armstrong, als er seine neue HBO-Serie «Succession» entwickelte. Denn die Parallelen des dort auftretenden fiktiven Roy-Clans zu den Murdochs sind frappierend: Während, sollte sich der greise Rupert doch einmal aus dem aktiven Geschäft zurückziehen, bei News Corporation seine Kinder Elisabeth, James und Lachlan Gewehr bei Fuß stehen, will der Patriarch Logan Roy (Brian Cox) des gigantischen Medienkonzerns Waystar Royko langsam den Übergang in die nächste Generation in die Wege leiten: Der offensichtlichste Kandidat für die Aufgabe wäre sein Sohn Kendall (Jeremy Strong), der gerade damit beschäftigt ist, einen Deal über viele Fantastillionen mit einem anderen Medienunternehmen einzufädeln – bis ihm die Verhandlungen zwischen den Fingern zerrinnen. Seine Zukunft als eindeutiger Nachfolger seines Vaters ist damit nicht mehr sicher.
Für seine Geschwister ist damit der Weg zum Intrigieren frei: Roman (Kieran Culkin), Shiv (Sarah Snook) und Connor (Alan Ruck), alle Teil der nächsten Generation, die im Fernsehen keinen Wachstumsmarkt sehen und (ok, zumindest die weitsichtigeren unter ihnen) ihrem Vater mit seinen nahezu faschistoiden Allmachtsfantasien im Geschäftsleben skeptisch gegenüberstehen.
- © Sky/HBO
Doch «Succession» kann sich nicht so recht entscheiden, ob es in seiner Roy-Murdoch- und Fox/Waystar-Royko-Parallelisierung lieber ein beißender (politischer) Kommentar sein will oder doch lieber ein opulent ausgeschmücktes, aber in weiten Teilen eben völlig frei erfundenes Drama, dessen Protagonisten in ihrer zur Schau gestellten Kaltschnäuzigkeit und Selbstsucht anstatt einer eiskalten politischen (!) Berechnung weniger den Murdochs, sondern vielmehr der Familie Bluth aus «Arrested Development» nachempfunden scheinen, wie bereits zahlreiche amerikanische Rezensenten tongue-in-cheek-ily kommentierten.
Das ist jedoch nicht nur eine Frage danach, was man will, sondern danach, was dieser Stoff am besten sein könnte. Anders als das bewusst über jede Maßlosigkeit hinaus überdrehte (und herrlich komische) «Arrested Development» forciert «Succession» jede Menge Murdoch-Fährten, – samt eines kaum verklausulierten Fox-News-Verschnitts – nur um es bei dieser auffälligen Parallelisierung zu belassen, anstatt von ihr ausgehend das Tatsächliche zu kommentieren: Zu verlockend schienen das leicht entspinnbare Intrigengewirr und die inhaltlich weitgehend sinnlosen, aber schneidig inszenierbaren leicht alt-herren-gerecht vulgären Konferenzszenen. Dramaturgisch ist das nicht unergiebig, aber weit unter dem Niveau dessen, was auf Basis der Ausgangslage möglich (und vielleicht auch erwartet) gewesen wäre. «Succession» entschied sich für die sichere Bank, den leichteren Weg, der nicht unbedingt ein schlechter ist, aber nicht der ideale. Und so beschleicht einen der Eindruck, dass «Arrested Development» mit Lindsay Bluths verquerem Wahlkampf in seiner neuen Staffel der reichhaltigere Medienkommentar gelungen ist als HBOs Murdoch-Verschnitt.
Succession ist in Deutschland on Demand bei Sky zu sehen.
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