Zur Person: Christian Tews
Ex Bachelor Christian Tews (38) ist inzwischen Geschäftsführender Gesellschafter von Tyme Out GmbH und der Studio Check GmbH. Seine Frau Claudia (41), ist Geschäftsführende Gesellschafterin der Burkhard Müller Schmuck GmbH, zur Zeit aber Hausfrau.Der geht inzwischen so weit, dass nun schon zum zweiten Mal in Folge der Dienstagabend sowohl bei RTL als auch bei RTL II komplett im Zeichen dieser Programmfarbe steht und der Zielgruppen-Marktführer aus Köln in dieser Woche die bereits fünfte frische Sozialdoku innerhalb von nur vier Wochen ausstrahlt. Gleichwohl: So richtig frisch klingt das Konzept von «2 Familien 2 Welten» eigentlich nicht, denn die Idee, eine wohlhabende Familie (in diesem Fall jene von Ex-«Bachelor» und Unternehmer Christian Tews) auf eine Hartz-IV-Familie treffen zu lassen, hatte zuletzt nicht nur Sat.1, sondern im Grunde auch RTL selbst schon - immerhin läuft am späten Abend mit «Reich trifft Arm - Das Sozialexperiment» eine Sendung mit sehr ähnlich gelagertem Konzept. Zumindest gegenüber der senderinternen Alternative kommt der Pilot aber weitaus geerdeter, authentischer und letztlich auch schlichtweg sehenswerter daher.
Nervöser Beginn, spannender Kaufhaus-Besuch
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Nach der ersten gegenseitigen Besichtigung der Domizile bestehen die weiteren gezeigten Impressionen vornehmlich aus gegenseitigen Einladungen zu Aktivitäten, die zum jeweiligen Alltag der Familien gehören: Im Falle der Tews etwa zu einem Markt, an dessen Obststand man gerne auch mal sechs Euro für ein kleines Schälchen Brombeeren zahlt - im Falle der Schäfer/Freys etwa zum Sozialkaufhaus, das wiederum der Millionärsfamilie kein wirklicher Begriff ist. Und vor allem der Besuch dieses Kaufhauses führt Zuschauer wie Beteiligte vor Augen, wie sehr die Kluft zwischen Arm und Reich auch konstruiert werden kann: Während nämlich die beiden noch sehr kleinen Tews-Kinder sichtlich Spaß und keinerlei Berührungsängste in dem charmanten Second-Hand-Laden haben, bekundet der ältere Teenager-Sohn, dass man diesem Geschäft schon ansehe, dass bei "denen, die hier einkaufen, irgendwas falsch gelaufen sein muss", während Christian selbst Bedenken hat, hier Kleidung zu erwerben, weil die ja "schon jemand getragen hat".
Nach dem Aufeinandertreffen ist vor der Reflexion
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Ferner interessant: Im Laufe der Folge entwickelt sich schon eine Art Eigendynamik dahingehend, dass die Familie bzw. in erster Linie das Ehepaar Tews beginnt, in die Rolle des Lebensberaters und Almosengebers zu schlüpfen, das immer öfter Mitleid mit dem Gegenüber empfindet und meint, ihm etwas Gutes tun zu müssen. Insofern sind Aktionen wie Tews-finanzierte Umstyling-Maßnahmen und die Erteilung eines Auftrags an das nach Selbständigkeit strebende Oberhaupt der Hartz-IV-Familie schon etwas kritisch zu beurteilen, denn von einer Begegnung auf Augenhöhe ist im Laufe der Folge immer weniger zu spüren.
Fazit: Sehenswert, aber gewöhnlicher als «Zahltag!»
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Der Zweistünder fordert sein Publikum nicht in nennenswerter Weise, unterhält es aber ordentlich und verkauft es nicht für dumm. Für den deutschen Fernsehmarkt ist er somit eine kleine, feine Randnotiz, der man nicht wirklich böse sein mag, der allerdings anders als «Zahltag!» das Potenzial zum großen Hit weitgehend fehlt. Dafür ist die Grundidee schon zu angestaubt und die Umsetzung lässt vom reflexiven Element der gemeinsamen Aufarbeitung des Erlebten zu sehr innovative Elemente vermissen. Konnte man beim «Koffer voller Chancen» noch trefflich darüber streiten, ob und inwiefern die Idee, Hartz-IV-Familien ihre Brutto-Jahresbezüge von rund 30.000 Euro auf einen Schlag auszuzahlen, für die Protagonisten mehr Chancen oder Risiken birgt, beschreitet 99pro media eher schon bekannte und längst nicht mehr zu kontroversen Diskursen anregende Pfade. Das macht die Sendung nicht schlechter, aber weniger außergewöhnlich.
RTL zeigt vorerst nur eine Folge von «2 Familien 2 Welten» am Dienstagabend um 20:15 Uhr.
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