Die Kino-Kritiker

«The Darkest Minds - Die Überlebenden» - Teenie-Fantasy von der Stange

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Junge Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten – das Young-Adult-Kino ist voll davon. Doch obwohl zuletzt immer mehr Jugendfilmreihen nach nur einem Teil beendet oder sogar mittendrin abgebrochen wurden, wagt man sich mit der Verfilmung von «The Darkest Minds» ein weiteres Mal an die Kombination aus Romanze und Action für Zuschauer unter 20.

Filmfacts: «The Darkest Mind - Die Überlebenden»

  • Start: 16. August 2018
  • Genre: Action/Fantasy
  • Laufzeit: 104 Min.
  • FSK: 12
  • Kamera: Kramer Morgenthau
  • Musik: Benjamin Wallfisch
  • Buch: Chad Hodge
  • Regie: Jennifer Yuh Nelson
  • Darsteller: Amandla Stenberg, Mandy Moore, Bradley Whitford, Harris Dickinson, Miya Cech, Patrick Gibson, Skylan Brooks
  • OT: The Darkest Minds (USA 2018)
Drehbuchautor Chad Hodge («Wayward Pines») nahm sich bei seiner Arbeit zwar die Romanvorlage von Alexandra Bracken vor, dieser sonderlich viel hinzuzufügen, hat er allerdings nicht. Da das Buch wiederum diverse bekannte Themen ähnlich gelagerter Geschichten kombiniert, ist an «Darkest Minds – Die Überlebenden» nichts so richtig originell. Ein wenig «Die Tribute von Panem» hier, ein bisschen «X-Men» da – und da das Ganze im Finale dann auch noch sichtbar darauf abzielt, in mindestens einem Film weitererzählt zu werden, funktioniert «Darkest Minds» als für sich stehender Film kaum. Dabei ist die Ausgangslage eigentlich interessant: Warum tötete die Regierung gezielt Kinder? Weshalb blieben einige davon verschont und entwickelten stattdessen übernatürliche Superkräfte? Warum war man überraschend gut auf eine solche Katastrophe vorbereitet? Steckt hinter all dem möglicherweise ein konkreter Plan?

«Darkest Minds» wirft viele Fragen auf und beantwortet allerdings so wenige davon, dass man sich immer wieder fragt, inwiefern man hier von „Fragen“ oder doch eher von eklatanten Lücken sprechen muss. Die Antwort darauf liefert möglicherweise irgendwann ein Sequel, wobei wiederum fraglich ist, ob überhaupt eines zustande kommt.

Alle Kinder tot, nur wenige überlebten


Im Amerika einer nicht allzu weit entfernten Zukunft wurden fast alle Kinder im Zuge dramatischer Zwischenfälle getötet. Die Überlebenden haben plötzlich Superkräfte, was sie zur Gefahr für die sich bedroht fühlende Obrigkeit macht. Die Regierung stuft sie ihren Fähigkeiten entsprechend ein und pfercht sie in riesigen Gefängnissen zusammen. Unter ihnen ist auch Ruby (Amandla Stenberg). Unter ständiger Gewaltandrohung muss die Sechzehnjährige, genauso wie die anderen Inhaftierten, in einem Arbeitslager schuften, bis ihr endlich die Flucht gelingt. Auf ihrem Weg nach Hause trifft sie andere Jugendlichen, denen sie sich anschließt, um endlich dahinter zu kommen, was sie du die Anderen so gefährlich macht.

Regisseurin Jennifer Yuh Nelson («Kung Fu Panda 2 und 3») setzt gewissenhaft Haken um Haken hinter alles, was sich für eine jugendaffine Fantasyproduktion von heute gehört. Da darf natürlich auch das obligatorische Liebesdreieck nicht fehlen, genauso wie die Andeutung einer anschwellenden Rebellion der Jugendlichen gegenüber der Regierung. Das wirkt nicht zuletzt aufgrund des schmucken Produktionsdesigns alles recht hochwertig und auch die Computereffekte integrieren sich gut ins Setting, doch so etwas wie einen Wiedererkennungswert besitzt «The Darkest Minds» nicht. Das Jugendabenteuer ist eines von vielen und genau dadurch steht es wohl (noch) in den Sternen, ob es überhaupt jemals zu einer Fortsetzung kommen wird. «Die 5. Welle», «Die Bestimmung» und «City of Bones», um nur ein paar zu nennen, wurden zumindest alle nicht zu Ende erzählt. Dabei ist das Problem gar nicht unbedingt daran festzumachen, dass man sämtliche in «The Darkest Minds» abgehandelten Themen anderswo schon gesehen hat. Filme von Superstars wie Dwayne Johnson oder Melissa McCarthy funktionieren schließlich in der Regel auch nach einer sehr ähnlichen Erfolgsformel und bleiben trotzdem (zumindest derzeit noch) ein Hitgarant.

Doch mit irgendwas müssen die Macher die Innovation eben ausgleichen. Und an dieser Stelle klafft im Falle von «The Darkest Minds» einfach ein großes Nichts, denn weder die Figuren, allesamt mit keinerlei nennenswerten Backgroundinformationen ausgestattet, noch das austauschbare Setting oder die Story an sich haben so etwas, was man als Herz, geschweige denn Charakter bezeichnen könnte.

Alles schon mal da gewesen


Das Drehbuch hält sich nicht lange an einer Einleitung auf und konfrontiert das Publikum direkt mit der Ausnahmesituation: Bereits in den ersten fünf Minuten hat ein kleines Mädchen einen heftigen Anfall und Rubys Voice-Over erklärt, dass damit alles begonnen habe. Danach starben aus unerklärlichen Gründen 98 Prozent der Kinder in ganz Amerika. Schon im nächsten Moment befinden wir uns in einer großen Militäranlage, in der die überlebenden Kids ihren übernatürlichen Fähigkeiten nach sortiert und anschließend zusammengesperrt werden, damit sie unter Aufsicht der Regierung körperliche Arbeit verrichten können. Dabei kratzen schon direkt zwei Details stark an der Glaubwürdigkeit: Dafür, dass Ruby die Ereignisse als plötzlich und unvorhergesehen beschreibt, ist man mit medizinischen Erkennungssystemen, die die Gehirne der jungen Erwachsene untersuchen, bestens auf die Vorfälle vorbereitet (etwas, was sich möglicherweise in einer Fortsetzung noch erklären ließe).

Zum anderen setzen die gefangenen Teens ihre Kräfte nie gegen ihre Aufseher ein, obwohl es dazu diverse Male die Gelegenheit gäbe. Letzteres zieht sich ohnehin wie ein roter Faden durch den Film: Immer erst dann, wenn es die Dramaturgie erfordert, kommen die Kinder auf die Idee, dann doch mal von ihren Fähigkeiten Gebrauch zu machen um sich im aller letzten Moment aus einer misslichen Lage zu befreien. Unter diesen Umständen wirken die vermeintlich bedrohlichen Szenen alles andere als bedrohlich.

Aus inszenatorischer Sicht kann «The Darkest Minds» noch am ehesten überzeugen. Es sieht schon wirklich respekteinflößend aus, wenn hier dank solider Computereffekte Autos durch die Luft fliegen oder sich im finalen Drittel schließlich eine alles entscheidende Schlacht zwischen Gut und Böse auf der Leinwand abspielt. Dahinter stecken ausgeklügelte Choreographien und eine elegante Kameraarbeit (Kramer Morgenthau, «Kiss the Cook»), die ebenso Lust auf mehr machen, wie ein sehr clever platzierter Cliffhanger. Dem gegenüber steht allerdings neben der generischen Handlung auch die Figurenzeichnung, die sich in den ansonsten eher missratenen Eindruck des Filmes fügt. Die Protagonisten definieren sich lediglich über ihre Fähigkeiten, die Antagonisten darüber, dass sie davor Angst haben und den Überlebenden somit ans Leder wollen.

Bei der Auswahl der jungen Darsteller bewiesen die Macher dafür ein sehr feines Händchen und rücken eine Schauspielerin in den Fokus, die sich bereits in Filmen wie «Die Tribute von Panem – The Hunger Games» und der süßen Teenieromanze «Du neben mir» für größere Aufgaben qualifiziert hat. Mit der Performance von Amandla Stenberg steht und fällt der Film, auch wenn sie in «The Darkest Minds» nur begrenzt zeigen kann, was darstellerisch in ihr steckt. Gemeinsam mit Harris Dickinson («Postcards from London»), Skylan Brooks («Southpaw») und Miya Cech («American Housewife») bildet sie ein in der Zusammenstellung der Figurentypen zwar altbekanntes, aber doch sympathisches Quartett, das eine stimmige Chemie an den Tag legt. Per se würde man die engagierten Zeitgenossen also schon gern wiedersehen. Im nächsten Film dann vielleicht mit einem etwas interessanteren Skript im Rücken.

Fazit


«The Darkest Minds – Die Überlebenden» ist nicht mehr als ein Sammelsurium sämtlicher Motive, die man aus dem Young-Adult-Fantasykino kennt. Dass sich die Macher davon mehr als nur einen Film erhoffen, ist mutig. Denn bei dieser uninspirierten Inszenierung ist fraglich, ob der Film an den Kinokassen überhaupt so gut ankommt, dass das Studio grünes Licht für eine Fortsetzung gibt.

«The Darkest Minds – Die Überlebenden» ist ab dem 16. August in den deutschen Kinos zu sehen.

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