Serientäter

Nächster Hit aus Spanien: «Élite» vereint das Best-Of von Teenie-Dramen

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Mit mehreren Darstellern aus dem Hitformat «Haus des Geldes» versuchte Netflix sein Glück am nächsten Teen-Drama. Die Abrufzahlen lassen sich sehen, doch wie gut ist «Élite» wirklich?

Würde jemand daherkommen, den Netflix-Verantwortlichen die Pistole auf die Brust setzen und fordern, der Streaming-Dienst müsse sich für ein Seriengenre entscheiden, worauf würde die Wahl von Netflix wohl fallen? Ginge Netflix nach den Abrufzahlen seiner Formate, wovon auszugehen ist, dann würden in diesem fiktiven Szenario wohl bald nur noch Teen-Dramen beim On-Demand-Dienst zu sehen sein. Denn laut der Streaming-Charts bevölkern wöchentlich Formate wie «Riverdale» oder «Tote Mädchen lügen nicht» die Hitliste der beliebtesten Netflix-Formate. Eine andere Serie, die sich ebenfalls immer ganz oben tummelt: «Haus des Geldes». Die spanische Thriller-Serie entwickelte sich im Laufe des Jahres zur derzeit vielleicht beliebtesten Serie überhaupt. Und würden die erwähnten Teen-Dramen und der stark nachgefragte Spanien-Export ein Kind zeugen, dann würde wohl «Élite» dabei herausspringen.

Sex, Intrigen und Mord an der Elite-Schule


Seit dem 5. Oktober 2018 befindet sich «Élite» nun schon in der Netflix-Mediathek. Von Anfang an gehörte die Serie von Carlos Montero und Darío Madrona seither zu den Streaming-Formaten mit den höchsten Abrufzahlen in Deutschland. Dieser Erfolg war kalkulierbar, denn «Élite» versammelt die bereits skizzierten Charakteristika der bislang erfolgreichsten Netflix-Serien hierzulande. Worum geht es in der nächsten spanischen Serie, die die Herzen von Serienfans im Sturm eroberte?

«Élite» handelt von der Eliteschule Las Encinas. Die drei Schüler Samuel, Nadia und Christian besuchten zuvor die Schule San Esteban, erhalten aber ein Stipendium für Las Encinas, nachdem ihre alte Bildungsstätte zusammenbrach. Das aus sehr viel ärmeren Verhältnissen stammende Trio sieht sich mit einigen Eingewöhnungsschwierigkeiten konfrontiert und stößt auf Ablehnung von einigen der neuen Mitschüler. Samuel, dessen Bruder im Gefängnis sitzt, fühlt sich gleich zu einer neuen Mitschülerin hingezogen. Die Hijab-tragende Muslimin Nadia macht sich in ihrem Ehrgeiz um die besten Noten der Schule schnell eine Erzfeindin und Christian will einfach nur reiche Freunde finden. Ihre Geschichten in Las Encinas stehen allerdings noch in einem sehr viel düstereren Kontext, denn «Élite» spielt in zwei Zeitebenen. Die Erste begleitet die Neuankömmlinge bei ihren ersten Schritten in der neuen Schule, die Zweite inmitten von Ermittlungen zu einem Mordfall. Denn eine Schülerin wurde ermordet – und jeder Mitschüler ist verdächtig…

«Riverdale» trifft «O.C. California» trifft «Gossip Girl»


Facts zu «Élite»

  • Genre: Teen-Drama / Crime
  • Idee: Carlos Montero & Darío Madrona
  • Regie: Ramón Salazar & Dami de la Orden
  • Darsteller: Danna Paola, Miguel Herrán, María Pefraza, Itzan Escamilla u.w.
  • Musik: Lucas Vidal
  • Herkunftsland: Spanien
  • Episodenzahl: 8 (1 Staffel)
  • Laufzeit: 47 bis 56 Minuten
  • Studio: Zeta Productions
Gerade Formate, die nicht in der US-Traumfabrik entstanden, sehen sich stets rasch Vergleichen mit US-Produktionen ausgesetzt. Dass es auch «Élite» so erging, liegt aber nicht unbedingt an seiner spanischen Herkunft, sondern vor allem daran, dass die Serie tatsächlich unheimlich viele Elemente beliebter Teen-Dramen versammelt. Oberflächlich fühlen sich einige Zuschauer wohl direkt an «Riverdale» erinnert, was vor allem visuelle Gründe hat: eine bunte Farbpalette und reichlich sehr attraktive Teenager, die obendrein ihren Hormonen freien Lauf lassen und in ungemein komplizierte Beziehungen verstrickt sind. Die missgünstigen und intriganten Protagonisten wecken zudem schnell Erinnerungen an «Gossip Girl», während das Aufeinanderprallen von Jugendlichen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen Parallelen zu «O.C. California» aufweist. Die Zeitsprünge um den im Zentrum stehenden Mordfall wecken derweil Assoziationen zum Golden-Globe-prämierten «Big Little Lies». Und weil auch hier eine Schülerin zu Tode kommt, darf natürlich auch «Tote Mädchen lügen nicht» nicht unerwähnt bleiben.

Ein weiterer, rein formaler Faktor wird jedoch auch ein großes Einschalt-Argument für viele Zuschauer von «Élite» dargestellt haben. Für viele Fans gibt es nämlich ein Wiedersehen mit bereits vertrauten spanischen Darstellern aus «Haus des Geldes». Groß war das Aufsehen daher schon vorab, als Netflix Trailer zu «Élite» veröffentlichte, deren Bilder die beliebten Gesichter aus der Thriller-Serie zierten. Dabei sind María Pedraza, Jaime Lorente und Miguel Herrán. Dass «Elité» inhaltlich kaum etwas mit «Haus des Geldes» gemeinsam hat, wird für viele Zuschauer da zweitrangig sein.

Per Formel zum Erfolg


Auf dem Papier scheint Netflix es zu haben, das perfekte Rezept für den Serienhit. Viele Parallelen zu anderen Serien müssen aber per se nichts Gutes sein. Schnell kann Kritik laut werden, das besagtes Format andere dreist kopieren würde oder sich in Klischees verstrickt. Im Falle von «Élite» ist die Mixtur aus ansprechenden Elementen aus sehr vielen Erfolgsformaten allerdings ein Qualitätsmerkmal. Denn trotz aller Anleihen steht «Élite» für sich selbst. Die Serie legt ein unglaubliches Tempo vor und behandelt dabei sensible Themen wie die Schere im Leben zwischen Armen und Reichen, heimlich homosexuelle Teenager, sexuell übertragbare Krankheiten, Rassismus und die Auswirkungen Reichtum auf den Charakter Wohlhabender. Dass diese Themen nur ein Mittel sind, um die von Leidenschaft und Hass geprägten Beziehungen zwischen den Schülern weiter zu befeuern, liegt in den Eigenarten des Genres begründet, das vor allem auf hochkochende Gefühle und Wendungsreichtum basiert.

Gerade die Liebschaften in «Élite» sind so zahlreich und einnehmend, dass es einen Mordfall eigentlich gar nicht gebraucht hätte. Dass dieser Handlungsstrang dennoch mit einer zufriedenstellenden Finale endet, kann daher als Bonus für ein ohnehin sehr gut funktionierendes Teen-Drama betrachtet werden, dass alle Elemente vereint, die Fans des Genres lieben gelernt haben. Charaktere, die als wandelnde Klischees eingeführt werden, entpuppen sich mit der Zeit eher als Stellvertreter eines Menschenschlags, die mit der Zeit ein sehr viel greifbareres Innenleben erhalten. Auch das stellt einen Umstand dar, ohne den viele andere Teen-Dramen auskommen und trotzdem Erfolg haben.

Für Netflix liegt in einer Serie, die so formelhaft daherkommt, aber dennoch funktioniert, natürlich die perfekte Voraussetzung für eine zweite Staffel, die bereits bestellt wurde. So kennzeichnet «Élite» tatsächlich eine der positivsten Überraschungen eines Netflix-Jahrs, dass in Sachen neuer Serien vor allem auf Quantität und weniger auf Qualität setzte.

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