Let's Play Defintion:
Let’s Play bezeichnet das Vorführen und Kommentieren des Spielens eines Computerspiels. Das individuelle Spielerlebnis des Spielenden steht dabei im Vordergrund. Meist wird dies aufgenommen und auf Video- oder Streaming-Portalen hochgeladen. Die Zuschauer werden dabei in Form von Kommentaren aktiv eingebunden.GIGA und Game One: Die Anfänge im deutschen Fernsehen
Bereits in den frühen 2000er Jahren probierte sich NBC Universal mit dem Programmpunkt des Videospiele-Magazins GIGA aus. Zentraler Bestandteil war schon damals die Vermittlung von Computerspiel-Inhalten für ein junges TV-Publikum. Variationen des Programms liefen im Laufe der Jahre zunächst auf verschiedenen Sendern der Mediengruppe, ehe GIGA später sogar ein eigener Fernsehsender wurde. Nachdem man sich bereits im deutschen TV erfolgreich etabliert hatte, musste man sich allerdings der Finanzkrise und den damit einhergehenden sinkenden Werbe-Einnahmen geschlagen geben. Der Sendebetrieb wurde 2009 eingestellt. Seitdem existiert das Format wieder nur noch als Computer-Magazin im Internet.
Fast gleichzeitig zum Aufstieg und Fall von GIGA spielte sich ein vergleichbares Szenario bei MTV ab. Dort wurde 2006 die Fernsehsendung Game One ins Leben gerufen. Diese bot eine ausführliche Testplattform für Videospiele und wurde oft humoristisch von den Moderatoren begleitet. Ende 2014 wurde Game One allerdings plötzlich eingestellt. Aus den Splittern der Sendung bildete sich über einen längeren Zeitraum die Medienproduktionsfirma Rocket Beans Entertainment GmbH. Mit dieser stellte man kurzerhand den Gaming-Internetsender Rocket Beans TV auf die Beine, der bis heute existiert. Hier läuft, wie im klassischen Fernsehen auch, Programm zu den verschiedensten Themen. Der Schwerpunkt liegt aber immer noch auf Gaming. Mit diesem Schritt konzentrierte man sich wieder auf die Kernplattform von Videospielen: das Internet.
Streaming von Videospielen und Esports
Der Konsum von Computerspielangeboten findet hauptsächlich im Internet statt. Das gilt auch für die Unterhaltung durch professionelle Spieler oder Influencer. Auf großen Streaming-Plattformen wie Twitch oder YouTube ist es ganz normal, dass Menschen anderen Spielern beim Zocken zu sehen und sich dadurch „entertaint“ fühlen. Die Interaktion zwischen Spieler und Zuschauer steht hierbei meist im Vordergrund. Daher sind Live-Streaming-Events, in denen man direkt das Verhalten des Gamers beeinflussen kann, auch so beliebt. Gerade die besser vorhandene Interaktions-Möglichkeit ist ein großer Vorteil des Webs gegenüber dem klassischen Fernsehen. Die Zuschauer bekommen hier die Chance den Inhalt des Programms mitzubestimmen. Sie werden in das Geschehen integriert und selbst Teil des Unterhaltungsprogramms.
Eine weitere populäre Art des Gaming-Konsums auf Streaming-Portalen ist das Verfolgen von Esports-Events. Solche Veranstaltungen werden meistens von den Spiele-Herstellern selbst organsiert. Mittlerweile haben sich aber auch große Dachmarken wie die ESL (European Sports League) gebildet. Diese halten offizielle Turniere der verschiedensten Computerspiele auf großer Bühne ab. Zwar steht hier die Interaktion nicht mehr so im Vordergrund. Allerdings lassen sich dieselben Phänomene, wie im modernen Profi-Sport wiederfinden. Die Zuschauer, die meist selbst privat zocken, interessieren sich für die Besten der Besten in ihrer jeweiligen Zunft, möchten etwas von ihnen lernen und fangen an Bindungen zu den Esportlern aufzubauen. Mannschaften und Personen werden verehrt und idealisiert, genauso wie im modernen Fußball. Genau von dort kommen deshalb Vereine wie RB Leipzig oder Hertha BSC, die schon jetzt eigene Esports-Abteilungen aufbauen und das nicht nur bei Fußballsimulationen wie FIFA 19: Schalke 04 besitzt beispielsweise auch ein League of Legends-Team. Von Anfang an wurde hier aus dem Profi-Dasein ein Unterhaltungsmedium gemacht und die Veranstaltungen laufen ähnlich wie im normalen Unterhaltungssport auf großer Bühne mit tausenden grölenden Fans ab. Große Turniere von populären Spielen wie Counterstrike, Dota oder Rocket League werden von einem Millionenpublikum konsumiert. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich so manch einer eine goldene Nase sowohl vor als auch hinter der Bühne verdient.
Esports im Fernsehen
Auf diese boomenden Esports-Events sind nun auch wieder die klassischen Fernsehsender aufmerksam geworden. Was schon im Internet funktioniert, soll sich auch im TV ansiedeln. Gerade das jüngere Publikum will man damit wieder abholen. Allerdings muss man dieses auch erstmal wieder von den Vorteilen des klassischen Fernsehens überzeugen. Denn der Großteil von ihnen ist es gewohnt die Turniere über die oben genannten Internet-Plattformen zu konsumieren, da sich diese inzwischen für die Generation der „Digital Natives“ als Medium für Gaming-Events etabliert haben. Außerdem muss für ein solches Programm der Spagat zwischen dieser jungen Internet-Generation und der gewohnten Fernsehzuschauerschaft gelingen. Ein Unterfangen, das nicht ganz einfach ist, weshalb sich auch noch keines dieser Formate mit überragenden Quoten im TV breitgemacht hat. So zum Beispiel ist der Commercial Director Europe von Twitch, Burkhard Leimbock, der Meinung, dass das Fernsehen für diesen Bereich zu spät komme. Er sagte beim eSport Business Forum: „Ich glaube der eSport wird sich im Fernsehen nicht entwickeln“. Vor allem die fehlende Interaktivität und die angesprochene Beheimatung des Esports auf Streaming-Plattformen sieht er als Hauptgründe.
Dennoch haben viele Fernsehsender das Rennen um die wachsende Videospiel-Branche noch nicht aufgegeben. Mit meist zaghaften Versuchen zu später Stunde probieren sie Esports-Programme auf die Beine zu stellen und für die breite Masse zu öffnen. So läuft momentan das Gaming-Magazin «ran eSports – Professional. Gaming. Magazine.» bei ProSieben Maxx immer in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag im TV. Zusätzlich wird es noch später in der Nacht auf Samstag beim Muttersender ProSieben ausgestrahlt. Während man bei ProSieben deutlich unter performt, kann man bei Maxx immerhin in der Nische starke Erfolge aufweisen. Mit 0,08 Millionen Zuschauern und 1,0 Prozent Marktanteil liegt man bei Maxx über dem Durchschnitt. Gerade in der Zielgruppe (14-49) sind die Werte mit 2,2 Prozent Marktanteil besonders gut. Schaut man sich nur die 14- bis 19-Jährigen an, liegt man sogar bei überragenden 16,9 Prozent. ProSieben sieht hier also ganz klar die Chance die nächste TV-Genration für sich zu gewinnen. Möchte man das Programm allerdings beim großen Publikum etablieren und ernsthaft starke Konkurrenz schaffen, muss man vielleicht etwas mehr riskieren und Große Turniere oder das Magazin zu besseren Sendezeiten ausstrahlen.
Dieses Risiko ist Sport1 jetzt bereit einzugehen. Am 24. Januar 2019 geht der neue Pay-TV-Sender eSports1 on-Air. Damit wird also seit langer Zeit wieder 24/7 über Videospiele im deutschen TV informiert. Von vielen großen Turnieren soll live berichtet werden und eigenproduzierte Magazine sollen täglich über Aktuelles aus der Spiele-Welt benachrichtigen. Bei Sport1 sieht man sich damit als das „Home of eSports“ und möchte sich langfristig als Fernsehsender Nummer 1 für Esports breitmachen. Sport1 geht damit immerhin einen gewagten Schritt, um dieses Ziel zu erreichen. Seit 2015 wird auf Sport1 über Esport-Events berichtet, nun folgt also erstmals ein eigener Sender. Für diesen weicht übrigens Sport1 US. Dessen Inhalte werden nun auf die weiteren Sport1-Sender aufgeteilt.
TV-Übertragungen der Virtuelle Bundesliga bei ProSieben Maxx
- 17.01.2019, 20:15 Uhr: SV Werder Bremen - RB Leipzig
- 24.01.2019, 20:15 Uhr: Hamburger SV - 1.FC Köln
- 31.01.2019, 20:15 Uhr: FC Schalke 04 - Eintracht Frankfurt
- 07.02.2019, 20:15 Uhr: Borussia Mönchengladbach - Hertha BSC
Weitere Termine in Planung - ran.de
Auch in Sachen Rennsport ist auf elektronischem Wege etwas geboten. Motorvision.TV ist nach eigenen Angaben der erste Sender, der SimRacing als Live-TV-Event bringt und das gleich auch mit einer eignen Serie. In 2019 sind 22 Live-Rennen im Programm vorgesehen. Vorerst beschränkt auf die D/A/CH-Region. In naher Zukunft ist aber auch eine europäische Serie möglich, wie die Sender sagt.
Wenn ProSieben und Sport1 also weiter dranbleiben, hat der Esports vielleicht doch noch die Möglichkeit sich im Fernsehen zu etablieren und Konkurrenz zur Online-Welt zu schaffen. Gleichzeitig ergibt sich ebenfalls die Hoffnung ein größeres Interesse bei den Jüngeren zu generieren. Die Themen Esports und Gaming sind jedenfalls fest in der jüngeren Generation verankert und werden daher immer wichtiger für die Unterhaltungsindustrie und damit auch fürs Fernsehen.
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