Filmfacts: «Im Rausch der Sterne»
- Regie: John Wells
- Drehbuch: Steven Knight
- Produktion: Stacey Sher, Erwin Stoff, John Wells
- Musik: Rob Simonsen
- Kamera: Adriano Goldman
- Schnitt: Nick Moore
- Darsteller: Bradley Cooper, Sienna Miller, Daniel Brühl, Omar Sy, Lily James, Emma Thompson, Alicia Vikander, Uma Thurman
- Veröffentlichungsjahr: 2015
- Laufzeit: 101 Minuten
- FSK: 6
Der Michelinstern ist für Köche das, was die Oscar-Auszeichnung in einer der vier Hauptkategorien für Filmschaffende ist. Seit 1926 wird dieser Preis, der im Rahmen des ursprünglich als Werkstattführers für Autofahrer gestarteten Guide de Michelin vergeben wird, mittlerweile an Küchen verliehen und beschreibt sich dabei selbst wie folgt: ein Stern – „Eine sehr gute Küche, welche die Beachtung des Lesers verdient, zwei Sterne – „Eine hervorragende Küche, verdient einen Umweg“, drei Sterne – „Eine der besten Küchen, eine Reise wert“. Das ist ganz schön verniedlichend, wenn man bedenkt, dass ein Sternekoch mit dieser Auszeichnung das Non-plus-Ultra in seinem Beruf erreicht und sich zu den weltweit Besten seiner Zunft zählen darf.
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Bradley Coopers Performance trägt nicht von ungefähr einen Großteil zum inhaltlichen Gelingen von «Im Rausch der Sterne» bei. Mit seinem Agieren, das von wahnhaft über exzessiv bis hin zu resigniert und manisch reicht, verleiht er seiner Figur eine Tragik, die vom Zuschauer lange Zeit viel Gutwillen fordert. Drehbuchautor Steven Knight hat sich mit seiner Arbeit für Filme wie «No Turning Back» oder «Madame Mallory und der Duft von Curry» als Experte auf dem Gebiet der komplex-ambivalenten Figurenzeichnung bewiesen. Mit dem Charakter des äußerst wankelmütigen Adam Jones reizt er die Geduldsfäden seines Publikums nun bis zum Äußersten und zeichnet seinen tragischen Helden als äußerst wankelmütigen, über lange Zeit jedoch auch nur schwer zu ertragenden Zeitgenossen. Dass sich das Publikum trotzdem nicht in Gänze von dem Protagonisten loslösen kann, liegt an den subtilen Aussagen, die das Skript zwischen den Zeilen tätigt.
«Im Rausch der Sterne» macht aus Coopers Figur kein von vornherein unerträgliches Arschloch, sondern gibt dem Zuschauer Gründe für dessen Verwandlung zu einem solchen an die Hand. Dialogfetzen, die durchscheinen lassen, was mit Jones geschah, sagen sich von jedweden Klischees los und verzichten obendrein auf allzu unsanfte Vorschlaghammercharakterisierungen. Darüber hinaus lassen Wells und sein Team an entscheidenden Momenten Details offen. Das Gesamtbild des Charakters Adam Jones ergibt sich somit nie, wohl aber das eines Mannes, der gerade durch die einzelnen Lücken in seiner sukzessiven Wandlung vom leidenschaftlichen Meisterkoch zum verbitterten Einzelkämpfer eine Faszination entwickelt, der man sich nicht entziehen kann.
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«Im Rausch der Sterne» verzichtet wohlweislich auf eine plakative Liebesgeschichte, sondern lotet das Verhältnis zwischen den beiden in ganz andere Richtungen aus, zu denen sicher auch amouröse Avancen gehören, die jedoch zu keinem Zeitpunkt im Mittelpunkt stehen. Die in diesem Jahr einen fulminanten Karriereschub erlebende Alicia Vikander («Codename U.N.C.L.E.», «Ex_Machina») ist in ihrer Rolle von Adams Schwester leider nur in wenigen Szenen zu sehen, spielt ihre dennoch wichtige Rolle allerdings mit viel Zerbrechlichkeit und Esprit. Und dann wäre da ja noch Daniel Brühl («Ich und Kaminski»). Der deutsche Charakterkopf, der im Original ein Englisch mit französischem Akzent spricht, dass die Originalfassung mit einem nicht verkennbaren Mehrwert macht, spielt energisch und voller Elan, ohne sich allzu sehr um die Gunst des Publikums zu bemühen. Seine Figur des mit Ecken und Kanten ausgestattet, lässt sich nur schwer in eine bestimmte Form pressen und ist vor allem der Urheber einer Menge Humor. Was und zu Emma Thompson («Saving Mr. Banks») in der Rolle der Psychotherapeutin führt, die den Film mit ihrer trocken-humoristischen Art bereichert, indem sie kein Blatt vor den Mund nimmt.
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Er sieht sich nicht bloß als Koch, sondern als einen Menschen, der mit winzigen Mitteln dazu beitragen kann, sein Umfeld zu bereichern und die Welt ein wenig besser zu machen. Dass er sich in diesen Willen hineinsteigert, ist in der Leidenschaft begründet. «Im Rausch der Sterne» ist ein Film über Passion, zeigt (ein wenig sanfter als «Whiplash», aber doch sichtbar) aber auch die Schattenseiten auf, die es gibt, wenn man sich ausschließlich auf eine Sache konzentriert. Nicht umsonst beschreibt der Originaltitel «Burnt» im Deutschen nicht bloß das Adjektiv angebrannt, sondern auch den Zustand des Ausgebrannt seins, einer Folge eines zu exzessiven Einsatzes für eine Sache, bei der man irgendwann vergisst, auf sich selbst zu achten.
«Im Rausch der Sterne» ist auf DVD und Blu-ray Disc erhältlich sowie via Amazon, maxdome, iTunes, Google Play, Videobuster, Microsoft, Rakuten TV, Videoload, Videociety, Freenet TV und Chili abrufbar.
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