Cast & Crew
Produktion: NetflixSchöpfer: Gad Elmaleh, Andrew Mogel und Jarrad Paul
Darsteller: Gad Elmaleh, Matthew Del Negro, Erinn Hayes, Scott Keiji Takeda, Jordan Ver Hoeve, Austin Fryberger, Keana Marie u.v.m.
Der will aber nichts von ihm wissen, und hat zudem ganz andere Interessen als sein seinfeldiger Erzeuger. Hobbys, Lebensinhalt und Beruf der beknackten Familie um Gads Sohn, amerikanische Ex-Frau und ihren neuen Partner lassen sich mit Bodybuilding, Modeln und Stylisch-Sein vollumfänglich zusammenfassen. Sohn will sich demnächst Silikonimplantate in die Man Boobs einsetzen lassen, um bessere Karten auf der New York Fashion Week zu haben, Ex-Frau macht beliebte Instagram-Videos davon, wie sie Gurkenwasser säuft und sich dabei fabelhaft fühlt, wenn sie nicht gerade ihren neuen Partner terrorisiert, einen ebenfalls durchtrainierten Ex-Schauspieler, der sich aus Mangel an Talent, Selbstachtung und monetären Alternativen von ihr aushalten lässt. Da sagste nix mehr.
Die berühmte Formel all der selbstreferentiellen Meta-Sitcoms um berühmte Comedians – ob «Seinfeld», «Curb your Enthusiasm» oder «Episodes» – lautet zwar: No Hugging, no Learning. Doch so douchebaggig und egomanisch wie Gads oberflächlich-narzisstische Familie kam auch das abgehobenste und selbstsüchtigste Figurenensemble noch nicht daher. Das macht es schwer, sich auf die Charaktere einzulassen, und der Umstand, dass sich der Humor dieser Serie hauptsächlich aus ziellosen Gag-Melangen statt einer stimmigen, durchdachten Haltung ergeben soll, macht es nur noch schlimmer.
Und so geraten die selbstreflektiven Episoden zur mühsamen Selbstbetrachtung, aus der sich wenig Greifbareres ergibt als die Zwecklosigkeit eben dieser Selbstreflexion. Als Inbegriff des schlechten Comedians taucht immer wieder ein Stand-uper auf, dessen Nummer ausschließlich daraus besteht, Nationalitäts- und Peniswitze miteinander zu verquicken. Der Stiefvater von Gads Sohn könnte sich allenfalls für eine Rolle in einer völlig beliebigen FOX-Sitcom vorstellen, aus seinem Schauspielerfrühruhestand zurück vor die Kamera zu treten. Gads extrem woke Nachbarin reagiert auf jeden seiner zaghaften Flirtversuche gleich mit blankem Entsetzen, im Glauben, sie würde gerade sexuell belästigt. Und Gads amerikanischer Assistent ist die Quintessenz der beliebigen Hollywood-Luftnummer, die der Hauptfigur die Unwägbarkeiten seiner Hollywood-Unbekanntheit beibringen muss.
Ungeachtet dessen, dass diese Motive allesamt keine sonderlich kreativen Variationen auf altbekannte Klischees sind: «Huge in France» unternimmt noch nicht einmal den Versuch, sie zu einer klugen Beobachtung oder einem bissigen Kommentar über die Diskrepanzen zwischen Berühmtheit und Anonymität, zwischen der insinuierten protzigen Kulturlosigkeit Amerikas und des überzogenen Selbstbewusstseins Europas, zwischen Schein und Sein zusammenzuführen. Es reicht nicht einmal zur schnöden Culture-Clash-Komödie – und irgendwie fühlt es sich an wie das televisionäre Äquivalent zu Silikonimplantaten für modellige Man Boobs.
«Huge in France» ist bei Netflix abrufbar.
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