Filmfacts: «Angel Has Fallen»
- Start: 29. August 2019
- Genre: Action/Thriller
- FSK: 16
- Laufzeit: 121 Min.
- Kamera: Jules O'Loughlin
- Musik: David Buckley
- Buch: Robert Mark Kamen, Matt Cook, Ric Roman Waugh
- Regie: Ric Roman Waugh
- Darsteller: Gerard Butler, Morgan Freeman, Nick Nolte, Frederick Schmidt, Danny Huston, Piper Perabo, Ryan Oliva, Greg Orvis
- OT: Angel Has Fallen (USA 2019)
Etwa wenn plötzlich Mike Bannings verschollener Vater auftaucht, was uns vermutlich irgendwie rühren soll, oder wenn die Schreiber einen Twist nach dem anderen aus dem Ärmel zaubern, die man aber auch allesamt schon diverse Male gesehen hat. Und apropos sehen: Erneut sind die Actionszenen hier derart unästhetisch inszeniert, dass man schlichtweg irgendwann die Lust daran verliert, den hanebüchenen Geschehnissen zu folgen.
Mike war's nicht!
Immer an vorderster Front, um sein Leben für den Präsidenten zu geben: Mike Banning (Gerard Butler) ist der loyalste Mann des Secret Service. Zweimal in seiner langen Karriere hat er bereits den US-Präsidenten gerettet – Zeit, einen Gang runter zu schalten und über eine Versetzung in den Innendienst nachzudenken. Doch alles ändert sich nach einem vermeintlichen Routineeinsatz: Bei einem großangelegten Anschlag auf Präsident Trumbull (Morgan Freeman) stirbt fast das gesamte Secret Service-Team – nur Mike Banning überlebt und ist plötzlich der Hauptverdächtige. Während der Präsident schwer verletzt im Koma liegt, wird Banning von seinen Kollegen und dem FBI quer durchs Land gejagt und muss beweisen, wer die wahren Drahtzieher sind. Ein gnadenlos rasantes Katz-und-Maus-Spiel beginnt…
Kostete der Franchise-Auftakt «Olympus Has Fallen» noch 70 Millionen US-Dollar, musste die Fortsetzung «London Has Fallen» mit gerade mal 60 Millionen auskommen. Für den dritten und angeblich letzten Teil der Reihe, «Angel Has Fallen», legte das Studio wieder ein Paar Milliönchen mehr auf den Tisch. 80 Millionen Dollar flossen in die Inszenierung eines Films, der zumindest in der ersten Hälfte sichtbar davon profitiert, dass Regisseur Ric Roman Waugh hier echte Autos in die Luft jagen und Explosionen abfeuern durfte, anstatt nur einmal mehr auf Trickeffekte aus dem Computer zurückzugreifen. Die kommen zwar auch noch, spielen sich allerdings vorwiegend in der zweiten Hälfte ab. Zuvor rummst es im Kino angenehm gewaltig, wodurch insbesondere die ausschlaggebende Attentatsszene auf den Präsidenten ordentlich was her macht. Der an einem See stattfindende Drohnenangriff liefert über mehrere Minuten lang eine Detonation nach der anderen und auch wenn es im Anschluss an den Angriff ein wenig zu ordentlich um den See herum ausschaut, als dass man glauben könnte, hier habe sich gerade tatsächlich ein schlimmes Attentat abgespielt, so ist der Auftakt von «Angel Has Fallen» doch das Gelungenste am gesamten Film.
Da sieht man auch gut und gern über die kläglich scheiternden Versuche hinweg, nach zwei Filmen ohne jedwedes Interesse für die Hauptfigur Mike Banning hier auf Biegen und Brechen einen emotionalen Zugang zu ihm aufzubauen, indem man ihm körperliche Gebrechen und seelische Probleme andichtet, was allerdings nur ein paar leere Worthülsen gegenüber Ehefrau und Freunden zur Folge hat.
Nick Nolte wie aus 'nem anderen Film
Zwei Filme lang hat man sich für die Person hinter der Ein-Mann-Armee Mike Banning keinen Deut interessiert, inszenierte sie lediglich als unfehlbaren Berseker, der nur dann hier und da Schwächen zeigen durfte, wenn es die Dramaturgie der Filme verlangte. In «Angel Has Fallen» scheinen die Macher diese Versäumnisse nun aufholen zu wollen, gehen dabei aber arg unbeholfen vor. Zwar ist bereits in den ersten 15 Minuten die Rede davon, dass Banning mit dem Gedanken an einen Jobausstieg spielt und dabei auch die Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas eine Rolle spielen. Doch bei dieser einen Szene belässt es das Skript dann auch. Die folgenden eineinhalb Stunden ist Banning dann eben doch wieder der unfehlbare Schütze und Kämpfer, dem man die körperlichen Strapazen zu keiner Sekunde anmerkt. Deutlich unangenehmer fällt allerdings der Einbezug einer neuen Figur aus: Mit Mikes Vater, verkörpert von einem schockierend desinteressierten Nick Nolte («Head Full of Honey»), erhalten wir plötzlich einen ärgerlich klischeehaften Einblick in sein Privatleben, der einem im Anbetracht von so viel Kreativitätsmangel dann doch lieber erspart geblieben wäre.
- © Universum Film
Gerard Butler in seiner Paraderolle als zutiefst loyaler Secret-Service-Agent Mike Banning
Die Dialoge zwischen Mike und seinem ihn viel zu früh verlassenen Vater, der (natürlich) mittlerweile bereut, kratzen nicht nur darstellerisch am Overacting, sondern vor allem an der Glaubwürdigkeit. Und rauben «Angel Has Fallen» schließlich den letzten Rest an Eigenständigkeit, denn die Idee von Vater und Sohn, die sich wider Willen zusammenraufen müssen, um sich gegen eine böse Bedrohung zu stellen, war schon nicht mehr en vogue, als sie John Moore 2013 für den fünften Teil der «Stirb langsam»-Reihe wieder ausgrub.
Auch die Chemie zwischen Butler und Nolte stimmt nicht. Die ungelenken humoristischen Einschübe wirken in der ansonsten stets betont grimmig gehaltenen «Fallen»-Reihe deplatziert, stellenweise gar ungewollt parodistisch. Wenn der ehemalige Veteran hier in einer Szene eine Explosion nach der anderen hervorruft, um sich und seinen Sohn vor den Gegnern zu schützen, hat das – erst recht nach einem durchaus ernst gemeinten Appell gegen Krieg und Gewalt wenige Minuten zuvor – vor allem etwas Nachdichtendes. Man weiß nie, ob die Macher das Gezeigte tatsächlich ernst nehmen und schlicht kein Gespür für auflockernden Humor besitzen, oder ob sie ihren Film eher in komödiantischen Gaga-Sphären à la «Hobbs & Shaw» ansiedeln, ihnen aber einfach nicht mehr als eine Handvoll Gags eingefallen sind. Das zeigt sich insbesondere bei einer völlig absurden Post-Credit-Scene, die so wirkt, als stamme sie einfach vollständig aus einem anderen Film, wenn Mike und sein Dad sich plötzlich in einem Spa widerfinden und einander anfeinden. Da kann man gar nicht anders, als sich vor Scham im Kinosessel winden. Immerhin: Man erkennt was. Und das ist im Anbetracht der zwei Filmstunden zuvor nicht selbstverständlich.
Nach der wirklich gelungenen Attentatsszene zu Beginn verfällt Kameramann Jules O’Loughlin («Killer’s Bodyguard») nämlich in dieselben Muster wie schon seine Vorgänger. Visuell so spannende Ideen wie eine Verfolgungsjagd bei Nacht, in der man nur die Beleuchtung eines Trucks sowie das Blaulicht der Polizeiwagen sieht, werden von dem stakkato-artigen Schnitt und der wild umherfuchtelnden Kamera zunichte gemacht. Da kann der Bodycount am Ende noch so hoch sein, wenn man in diesem Mann-gegen-Mann-Getümmel permanent die Übersicht verliert, macht all das irgendwann auch keinen Spaß mehr.
Fazit
Zumindest in der ersten Hälfte kann man sich noch an der Haptik der vielen Explosionen erfreuen. Zumindest, sofern man überhaupt etwas erkennt. Denn eine übersichtliche Optik darf man nach der ansehnlich inszenierten Eröffnungsszene genauso wenig erwarten wie eine überraschende Story oder das Kunststück, dass einem die emotionalen Belange der Hauptfigur im dritten Film dann endlich mal interessieren.
«Angel Has Fallen» ist ab dem 29. August in den deutschen Kinos zu sehen.
Es gibt 5 Kommentare zum Artikel
28.08.2019 15:42 Uhr 1
28.08.2019 16:59 Uhr 2
Du bist ja auch dumm und findest solche Hühnerkacke für Blöde toll.
Der erste Teil war hervorragend, der 2. absoluter Mist, was für den 3. Teil vermutlich ebenfalls gilt.
29.08.2019 07:25 Uhr 3
29.08.2019 09:53 Uhr 4
Antje hat oft genug Filme mit einem miesen Kritikerkonsens positiv bewertet, dass der Verdacht, sie würde sich einfach aus Faulheit der Massenmeinung anschließen, doch längst im Papierkorb gelandet sein müsste ...
29.08.2019 10:45 Uhr 5
Filme, die Oscars gewinnen, sind übrigens mitnichten immer steif und nur Drama, aber das weiß man natürlich nur, wenn man auch mal über den eigenen Tellerrand schaut.