Im Frühjahr 2020 endet nach über 34 Jahren die «Lindenstraße». Durch den Wegfall des jahrelangen 18.50-Uhr-Programms ergeben sich neue Möglichkeiten, den Sonntagvorabend im Ersten zu bespielen. Volker Herres, Programmdirektor des Ersten, bestätigte nun am Montag in einem Pressestatement, dass es Überlegungen gäbe, die «Sportschau», die sonntags aktuell um 18 Uhr läuft, nach dem «Lindenstraße»-Ende später zu zeigen. Einen genauen Sendeslot nannte er aber nicht. Herres: „Die «Sportschau» könnte am Sonntag vor der «Tagesschau» aufgrund der Rechtesituation und des zeitlichen Ablaufs bestimmter Sportereignisse ein deutlich attraktiveres Angebot bieten als auf ihrem derzeitigen Sendeplatz.“ Konkret: Um 18 Uhr lässt sich nicht so gut über Handball und Eishockey berichten, da wesentliche Spiele des Nachmittags noch nicht oder erst sehr knapp zu Ende sind.
Der neue «Sportschau»-Slot würde zu einer Verlegung des «Weltspiegels» (aktuell um 19.20 Uhr eingeplant) führen. Dagegen hatten zuletzt mehrere Prominente, darunter auch einige Chefredakteure von ARD-Sendern, protestiert. Sie wollen, dass die Traditionssendung ihren angestammten und gelernten Sendeplatz auch künftig behalten darf. Zudem verwehrten sie sich gegen eine Verschiebung auf einen frühen Termin, etwa den Sonntag um 18.30 Uhr. Dieser Termin ist inzwischen vom Tisch, wie Herres sagte. Er komme nicht in Frage. „Wir sind uns in der ARD der Bedeutung und des Stellenwertes der Auslandsberichterstattung und unseres einzigartigen Korrespondentennetzes sehr bewusst. Deshalb wollen wir diesen Trumpf künftig noch deutlicher ausspielen“, sagte Herres und nannte die Einführung der «Weltspiegel Reportage» oder das «Weltspiegel Extra» als gelungenes Beispiel.
Die «Weltspiegel Reportage» läuft inzwischen am Samstagnachmittag – übrigens mit überschaubaren Quoten. Am Wochenende kam eine Mexiko-Ausgabe nur auf dreieinhalb Prozent Marktanteil insgesamt und sogar auf weniger als zwei Prozent bei den Jungen. Der «Weltspiegel Extra» ist unregelmäßig in der Primetime zu sehen, zuletzt anlässlich der Regenwald-Brände (1,76 Millionen Zuschauer, 8,0%).
Herres kündigte für den Haupt-«Weltspiegel» an, dass es eine zeitgemäße Weiterentwicklung des Formats geben müsse. Auch die Entwicklung eines attraktiven, vernetzten redaktionellen Angebotes für die lineare wie für die nonlineare Welt stehen offenbar auf der Agenda.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel