First Look

«Marvel's Hero Project» – Kinder sind die wahren Helden

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«Marvel's Hero Project» ist eine inspirierende Verbeugung vor Kindern, die ehrenamtlich mit Mitgefühl, Mut und Charakter die Welt ein klein wenig besser machen.

Vom Superhero zum Helden des Alltags


Superhelden sind seit 1939 das Kerngeschäft der Marvel Entertainment LLC. Die Prämisse der Comics rund um «Spider-Man», «Captain America», «Black Widow» und die anderen fantastischen Helden ist im Grunde immer dieselbe. Im Kern geht es um gute Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die die Menschheit beschützen und immer bereit sind, das Richtige im richtigen Augenblick zu tun. Dass es aber nur etwas Einfallsreichtums und Mut bedarf, auch im wahren Leben ganz besondere Superkräfte zu entwickeln, zeigt die erste Staffel der auf Disney+ zu sehenden Doku-Reihe «Hero Project». In achtzehn 25-minütigen Folgen stellt Marvel Kinder vor, die sich durch ein besonderes soziales Engagement auszeichnen und damit nicht nur ihren gezeichneten Idolen nacheifern, sondern zu Helden des Alltags werden.

The «Incredible Elijah»


Da ist etwa der 11-jährige Elijah, dessen Freundin ihm eines Tages erzählt, dass sie von ihren Eltern geschlagen wird. Elijah wächst in einer liebevollen Familie auf und ist so geschockt von ihrer Beichte, dass er beschließt, ihr und allen Kindern, denen täglich hinter geschlossener Tür Gewalt geschieht, zu helfen. In Anlehnung an sein großes Vorbild Martin Luther King beschließt er, von nun an in der Kirche zu predigen und das Tabu-Thema Gewalt gegen Kinder laut auszusprechen. Elijahs Reden sind so emotional und mitreißend, dass immer mehr Menschen ihn sehen wollen. Statt sich mit diesem Erfolg zufriedenzugeben, weitet der dunkelhäutige Junge es aber kontinuierlich aus. Er schart Freunde um sich, stellt in Eigenregie Spruchbänder, Schilder und T-Shirts her und plant Veranstaltungen an öffentlichen Orten. Elijahs Empathie und seine Fähigkeit, Menschen mit seinen Reden zu begeistern, ist eine wahre Superpower. Schließlich darf er sogar auf der Treppe des berühmten Lincoln Memorial sprechen und erlebt dabei die Überraschung seines Lebens.

Im Marvel-Hauptquartier ist nämlich unlängst das Hero Project gestartet, dass Kinder ehrt, die mit ihrem sozialen Engagement die Welt ein klein wenig verändern möchten. Die Auserwählten erhalten einen speziell für sie gemachten Comic und eine coole schwarze Lederjacke mit einem eigens für die Initiative kreiertem Badge, das optisch ein wenig an das der Organisation S.H.I.E.L.D. erinnert. On Top spendet der Comic-Riese im Namen der Kids noch zehntausend Dollar für ein soziales Projekt oder einen Verein. Natürlich erhalten die Kinder auch Superheldennamen, die jedem Marvel-Team zur Ehre gereichen würden. In der ersten Staffel lernen wir so „Sensational Jordan“, den „Incredible Elijah“ oder die 12-jährige „Mighty Rebekah“ kennen, die als Junge geboren wurde und mit Hilfe ihrer Eltern zu einem Mädchen werden durfte. Als die Trump-Administration die Rechte von LTGBQ-Menschen scharf angriff, wurde Rebekah zur Aktivistin und ist in den USA inzwischen ein Symbol und Vorbild für den Kampf um Gleichberechtigung in der Szene geworden.

Lobenswerte Themenvielfalt


Es ist sehr lobenswert, dass sich Marvel in einem groß angelegten Projekt den wahren kleinen Helden des Alltags widmet und damit vielleicht andere Kinder zur Nachahmung motiviert. Denn welches Kind möchte schließlich nicht gerne Teil eines Superheldenteams sein? Besonders gut gelungen ist Showrunnerin Sana Amanat, die bei Marvel unter anderem die Comicreihen «Daredevil», «Rocket Raccon» und die erste muslimische Superheldin «Ms. Marvel» betreut, die Zeiteinteilung. 17 der insgesamt 25 Minuten einer Folge widmen sich der Vorstellung der Kinder, ihrer Ideen und Taten. Nur zwei bis drei Minuten verfallen auf die Planungs-Meetings zwischen Sana Amanat, Stephen Wacker, Sarah Amos, Devin Lewis und Nick Lowe im Marvel-Headquarter. Der Rest der Screentime ist für die Überreichung einer individuellen Marvel-Box mit den oben erwähnten Goodies und einem persönlichen Brief an das neue Mitglied des Marvel Hero Projects reserviert. Es ist erfrischend, wie sehr sich die Erwachsenen in dieser Serie zurücknehmen und keinen Zweifel daran aufkommen lassen, wer die wahren Stars der Show sind. Ein weiterer Pluspunkt ist die zelebrierte Vielfalt an Themen. Marvel zeigt sich mutig genug, dem mächtigen konservativen Bible-Belt in den USA zu trotzen und nicht nur talentierte Prediger wie Elijah ins Programm zu holen, die das Herz der christlichen Mitte anrühren. Vielmehr erlaubt man sich eine große Bandbreite und macht nebenbei so auch auf viel zu selten beachtete Missstände der modernen Welt aufmerksam. Ein junges Mädchen wie Rebekah in den Ritterstand eines Superheroes zu erheben ist ein Gericht, dass manchem religiösen Fundamentalisten nicht unbedingt schmecken dürfte. Und wenn "Sensational Jordan" davon erzählt, dass sie trotz ihres angeborenen fehlenden linken Unterarms (medizinisch: Peromelie) ein ganz normales Mädchen ist, nur eben ein wenig anders, ist das rührend und inspirierend zugleich.

Fazit


Natürlich setzt «Hero Project» gezielt auf das Wecken von Emotionen beim Publikum und unterstreicht diese Ambition mit teilweise gestellten Bildern, einer geschickten Schnittführung und anrührender musikalischer Untermalung. Allerdings wirken die bisher gesichteten Folgen weder kitschig, noch abgehoben unglaubwürdig wie in anderen Reality-TV-Formaten, sondern eher motivierend und herzlich. Das ist eine gute Ausgangsposition, um Kinder mit ihren Eltern auch für weitere Staffeln vor die Bildschirme zu locken. Und vielleicht macht das Konzept ja Schule und weitet sich über die USA hinaus aus. Denn kleine Helden des Alltags gibt es überall auf der Welt – und viel mehr, als wir vielleicht denken mögen. Die Botschaft dieser sympathischen Dokureihe ist klar und deutlich zu vernehmen. Kinder sind die Zukunft.

Disney+ zeigt «Marvel's Hero Project» ab sofort.

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Quotermain
24.03.2020 15:55 Uhr 1
Wenn man den aktuellen Weg von Marvel ansieht, stösst das etwas sauer auf...siehe Snowflake und Safespace.
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