Am 15. Juli ist für Deutschlands Radiomacher wieder Zeugnis-Tag. Dann werden die wichtigen Media-Analyse-Zahlen aktualisiert. Schon im April gab es eine solche Erhebung, doch jeweils die zweite eines Jahres im Sommer legt die Werbepreise für das komplette nächste Jahr fest. Bis zur MA II 2020 stellt sich Quotenmeter.de jede Woche die Frage: Wie steht es eigentlich um die langfristige Entwicklung Deutscher Sender im klassischen Radio, einem Feld, dem seit Jahren schon das Aussterben nachgesagt wird. Wir haben dazu die Langzeit-Entwicklung von elf großen Stationen überprüft.
Welche Rolle spielt klassisches Radio noch bei jüngeren Bevölkerungsschichten? Hat dieses Medium in Zeiten von Spotify und Co. noch eine Chance? Wie sehr sich der Markt in der jungen Generation verändert hat, zeigt der Langzeittrend der Hörerzahlen von Deutschlands größtem Jugendprogramm, dem vom WDR kommenden Sender 1Live. Bis Anfang 2017 hatte diese eine treue Stammhörerschaft; die durchschnittliche Stunde (werktags, sechs bis 18 Uhr) wurde von mehr als einer Million Menschen gehört. Im Sommer 2016 etwa erreichte der Kanal 1,072 Millionen Menschen pro Stunde, bei den beiden Ausweisungen dafür lagen die Reichweiten bei 1,059 und 1,017 Millionen.
Doch im Sommer 2017 folgte ein Knall, von dem sich 1Live bis heute nicht ganz erholt hat. Bei der Radio MA II 2017 verlor 1Live ungewöhnlich stark, nämlich etwas mehr als 13 Prozent. Die Reichweite sank entsprechend auf 879.000 Hörer. In Folge gaben die Zahlen sogar noch weiter nach. 867.000 waren es noch bei der ersten MA im Jahr 2018, 859.000 im Sommer 2018. 2019 eröffnete 1Live mit nur noch 818.000 Zuhörern. Umso wichtiger für die 1Live-Crew war die Sommer-MA 2019, die den Trend umkehrte und auf 855.000 Hörer kam.
Dass auf diese Steigerung nun im Frühjahr 2020 ein sattes Minus stand, lässt nicht unbedingt rosiges für die in wenigen Wochen anstehende Sommer-MA in diesem Jahr erahnen. Mit einem Minus von fast 70.000 Hörern pro Stunde zählte 1Live zu den großen Verlieren. Da half es auch nur bedingt, dass Valerie Weber, die Hörfunkdirektorin des WDR; darauf verwies, dass 1Live Online und im Social Media-Bereich stärker sei denn je. Die Reichweiten des linearen Programms gingen auf 784.000 pro Durchschnittsstunde zurück.
Gerade in der für 1Live interessanten Zielgruppe zeigt sich, wie schwer es Radio hat. Binnen fünf Jahren verlor der Sender rund 26 Prozent an Reichweite in der Durchschnittsstunde. Das ist sicherlich nicht allein verschuldet. Die Zahlen folgen dem allgemeinen Markttrend – und dem zusätzlichen Angebot durch neue Dienste wie Spotify.
Es gibt 19 Kommentare zum Artikel
07.07.2020 18:00 Uhr 1
07.07.2020 19:01 Uhr 2
Liegt aber auch z. T. daran, dass ich mit der Musik von heute größtenteils nix mehr anfangen kann ...
07.07.2020 20:28 Uhr 3
Ich wills nicht verteidigen, da ichs auch schrecklich finde und auch keinen Grund sehe den Sender zu hören, wenns denn nicht gerade eine Themensendung ist, aber viel verändert hat sich über die Jahre nicht.
07.07.2020 20:57 Uhr 4
07.07.2020 21:26 Uhr 5
Ich finds weiterhin okay, nur ohne Radio vergesse ich gerne den Stream anzumachen. Für unterwegs stört mich dass die Themen meistens über Stunden gestreckt werden, ich höre dann wenn nur eine Stunde. Daher ist es nichts für mein Smartphone.
Da finde ich es aber schade dass es kein Gesetz gibt welches den Empfang von DAB+ für Smartphones verpflichtend macht. Internet kostet Strom und da wäre der Weg über funkwellen umweltfreundlicher. Und billiger. Da hat man beim Mobilfunkanbieter aber kein Interesse dran.
Die Stärke des Radios liegt wohl in der Moderation des Tagesgeschehens, den Nachrichten allgemein und es dürfte auch gerne analog zu den staumeldungen Meldungen über Störungen bei der Bahn geben. Also nix mit „5 Minuten später“ sondern mal der Hinweis wenn mal irgendwo wieder eine weiche Feierabend hat. Die 30 Sekunden darf man gerne dranhängen.
Die ganzen Lieder interessieren mich fast gar nicht, das darf dann gerne 20 Minuten pro Stunde ausmachen. Dann 20 Minuten gequatsche, 5 Minuten sind werbung, 5 Minuten Nachrichten, 2 Minuten Stau...Rest Blabla.
07.07.2020 23:09 Uhr 6
Interessanter ist die Musikauswahl manchmal in der Zeit der so genannten "Übernahme", die häufiger in der Woche irgendwann gegen 13 Uhr oder so läuft. Da können halt Hörer ihre Wünsche äußern und neben Trash-Klassikern wie "Barbie Girl" finden dann punktuell auch mal etwas abseitigere Tracks statt. Sonst ist die Musikauswahl tagsüber aber meist echt ziemlich einfältig geworden.
Wobei ja angeblich einfältige Musikauswahl oft zu höheren Hörerzahlen führt, wenn die Heavy-Hit-Rotation zehnmal täglich im Loop läuft. Yeah...
Ich fands ja annodazumal auch eher kontraproduktiv für die Identität des Senders, dass man die lange Chartshow am Samstag abgeschafft hatte für noch mehr "1Live mit...", aber mittlerweile kann man als einigermaßen seriöser Radiosender das, was einem die GfK da Woche für Woche als Charts anzubieten erdreistet, ja nicht mehr präsentieren. Und nein, damit will ich nicht ins "früher war alles besser"-Horn blasen, aber durch die Streaming-Übermacht sind die deutschen Charts nicht nur signifikant Fake-anfälliger geworden, sondern warten an der Spitze eben auch mit wöchentlich wechselnden Deutschrap-Eintagsfliegen auf, die ganz offensichtlich dem Prinzip "stream mich und vergiss mich wieder" folgen.
Aber neben den Charts fehlt ja nachts auch Domian seit einigen Jahren und ich wüsste jetzt nicht, was als identitätsstiftendes neues Element da unbedingt hinzugekommen wäre...
Die Moderatoren finde ich so weit in Ordnung, aber mir fehlen da auch Charakterköpfe wie Bimmelmann, Schorn oder Joko, die meisten aktuellen Moderatoren empfinde ich als ziemlich unspektakulär und charakterarm - und ich weiß einfach, dass es damals bei mir zumindest beim Bengelmann und Schorn anders war. Was das angeht, höre ich eigentlich lieber WDR 2, weil da mit Schorn, Heinrich und Marco Schreyl (ja, kein Witz, im Radio funktioniert der ganz gut) meiner Meinung nach die interessanteren Moderationstypen hat.
Aber da geht 1Live schon noch klar, ich empfinde die Leute da nicht als allzu übertrieben fröhlich oder sonst irgendwie schwer erträglich. Mir fehlen da eher die Ecken und Kanten.
Fohlen
07.07.2020 23:47 Uhr 7
07.07.2020 23:53 Uhr 8
Ja dann, du und ich?
07.07.2020 23:56 Uhr 9
tzz. tzz.
Als was? Und über was? Ich kenne ja noch nicht mal dein Stimmlein.
Gaul soll.
08.07.2020 00:14 Uhr 10
Gäule stinken. Ich verzichte.
Willst du etwa nicht mit mir?
Wie können über die Sozen lästern und jammern. Und unser Quotenmeter Forums geblubbel aufziehen.