Geschichten gibt’s, die gibt es gar nicht – das sagt zumindest ein Sprichwort, das sehr gut ganz konkret für «Dynasty» erfunden worden sein könnte. Seit 2017 können die Zuschauer wieder in die Welt der superreichen Carringtons eintauchen, das Soap-Duo Stephanie Savage und Josh Schwartz hat die einstige Kult-Soap, die hierzulande eher als «Der Denver-Clan» bekannt ist, wieder aufleben lassen. Seitdem sind drei Staffeln erschienen, eine vierte Runde wird für den amerikanischen TV-Sender The CW produziert, wenn die Corona-Lage es zulässt.
Mehr und mehr hat sich die Serie zum Larger than life-Produkt entwickelt. Schon in Staffel zwei war zunehmend zu merken, dass die Autoren Spaß daran finden, die sowieso schon schillernden Figuren grandios zu überzeichnen – ernst zu nehmen ist in diesem Format nur noch ganz wenig. Beim Publikum scheint dieser Mix gut anzukommen. Die Bewertungsseite RottenTomatoes zählt einen Audience-Score von 80 Prozent – ein verdammt guter Wert für das eigentlich belächelte Genre der Weekly-Soap. Zum Vergleich: Das ebenfalls von Savage/Schwartz kommende «Gossip Girl» liegt bei 77 Prozent, «Riverdale» kommt gar auf einen Wert von unter 60 Prozent. Auch «The OC», das strahlende Soap-Paradebeispiel von vor über 15 Jahren, liegt bei 77 Prozent.
Und auch in Deutschland erfreuen sich die Carringtons einer riesigen Beliebtheit. Netflix veröffentlichte vor wenigen Tagen die komplette dritte Staffel in einem Rutsch und katapultierte die Serie prompt in die Spitzenränge seiner eigenen Seriencharts. Wieder einmal zeigt sich, dass Formate für eine junge, weibliche Zielgruppe, die sich auch zum Nebenher-Gucken eignen, auf Abruf besonders populär sind. Und Netflix spielt in der «Dynasty»-Welt eine wichtige Rolle. Die linearen Zuschauerzahlen beim auftraggebenden Sender The CW sind niedrig. Keine Million Menschen schauen in den USA live zu; und dennoch herrscht seitens des Senders große Zufriedenheit mit dem Produkt. Eine weitere Staffel wurde sehr früh bestellt – genau wie bei zahlreichen anderen Produktionen des Kanals.
Es ist längst bekannt, dass die weltweiten Netflix-Deals für Serien wie eben «Riverdale» und «Dynasty» für The CW äußerst lukrativ sind. Einige Analysten berichten davon, dass allein damit die Produktionskosten wieder hereingeholt werden – Sender und Produktion machen also gute Gewinne, trotz „niedriger Zuschauerzahlen“. Der Streamingdienst ist aber auch für ein anderes Phänomen verantwortlich. Denn obwohl die Beliebtheit von diesen wöchentlichen Soaps, die es hierzulande schon in den 90ern mit «Beverly Hills, 90210» (immer am Samstagnachmittag bei RTL) gab, offenbar nicht nachgelassen hat, lassen die klassischen TV-Sender mittlerweile die Finger davon.
Weder «Dynasty» noch «Riverdale» haben es bis dato ins Privatfernsehen geschafft. Mehrere Gründe sind für dieses Phänomen verantwortlich – unter anderem, dass Netflix diese Form von Exklusivität natürlich sehr gut zu Gesicht steht. Andererseits wäre es für den Streamer auch kein großer Schaden, würde ein klassischer Sender ein Format nach geraumer Zeit auch linear zeigen. Im Gegenteil – im besten Fall könnte eine gegenseitige Befruchtung entstehen. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese Form des Erzählens, also mit striktem roten Faden, im linearen Programm inzwischen gemieden wird. Dienste wie eben Netflix haben dem Publikum gezeigt, dass es schlicht bequemer ist, eine Serie immer dann, wenn es gerade passt weiterzuschauen und sich eben nicht mehr zu bestimmten Zeiten mit einem Programm zu verabreden. Die Serien-Vorgänger von «Dynasty» und «Riverdale» jedenfalls bestätigen die ablehnende Haltung des linearen Publikums.
«90210», eine Neuauflage der einstigen 90s-Soap, startete vor rund elf Jahren bei ProSieben – mit zweistelligen Marktanteilen in der Zielgruppe am Samstagnachmittag. Schon im Verlauf der ersten Staffel entwickelten sich sämtliche Werte schlecht, teils fielen die Werte auf unter sechs Prozent. Die Reichweite sank von 0,85 auf teils noch 0,34 Millionen. So schob ProSiebenSat.1 die weiteren Staffeln zum damals noch ganz kleinen Frauensender sixx. Wenn dort 20.000 Leute zusahen, hatte die Serie einen ihrer besseren Tage erwischt. Zwei Prozent Marktanteil waren ein echter Erfolg, oft aber verfehlte man die Marke von einem Prozent.
«Melrose Place», ebenfalls eine Soap-Neuauflage, startete dann 2011 direkt bei sixx – vor 40.000 Zuschauern. Die wöchentliche Serie kam im ersten Jahr nicht über 0,8 Prozent bei den Umworbenen hinaus. Sicher: Für das damals kleine sixx war das ein veritabler Erfolg – dennoch machten diese Werte keinerlei Werbung dafür, dass größere Sendeanstalten hängeringend nach dieser Form von Fernsehen suchten. «Melrose Place» blieb somit bis zu seinem Ende 2013 ein Ladenhüter, der nur fünfstellige Reichweiten aufs Parkett zauberte.
Ob das bei «Riverdale» ähnlich wäre, lässt sich daraus natürlich nicht mit Sicherheit sagen. Gleiches gilt für «Dynasty». Allerdings hat die Serie ihr Publikum gefunden, genau wie auch «Riverdale», das während seiner wöchentlichen Netflix-Veröffentlichungen ebenfalls regelmäßig mit guten Positionen auf sich aufmerksam macht. Auch ohne ProSieben und Co. spricht die Fangemeinde nun also über die kommende vierte Staffel. Wie geht es nach dem Herzschlagfinale der dritten Runde nun weiter?
Cristal versuchte wiederholt, Adam und Liam zu warnen, nicht nach Moldawien zu gehen, aber sie taten es und landeten in einer Notlage, die schwieriger denn je war. Die beiden wurden wegen Liams verpfuschten Verträgen gefangen genommen, und das war noch nicht das Ende der Geschichte. Sam, schaffte es zwar, Blake, Anders, Adam und Liam zu retten, aber der Schaden war bereits angerichtet: Adam hat die Nase voll von Blakes Indiskretionen und will sich rächen, dass er wegen seiner Gier fast sein Leben verloren hätte…
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
04.06.2020 13:09 Uhr 1
04.06.2020 13:42 Uhr 2
Man sollte vielleicht im Artikel genauerer erwähnen, auf welche Märkte man sich bezieht. Auch wenn im Artikel als Beispiel Deutschland genommen wird, so entsteht zum Artikelbeginn der Eindruck, man meine den internationalen Markt.