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«Ausgebremst»: Die #Kunstnothilfe unter den Corona-Serien

von

Eine Fahrlehrerin verliert den Lebensmut. Und leitet zufallsbedingt andere, traurige Seelen gen Glück.

Gutes Fernsehen entsteht durch ein Miteinander von Filmschaffenden vor und hinter der Kamera. In diesen Zeiten wollen wir nicht nur unsere Zuschauer unterhalten, sondern auch als produzierender TV-Sender gemeinsam mit dem großartigen Team von «Ausgebremst» solidarisch für unsere Branche einstehen. Mit unserer Unterstützung des so wichtigen Kunst- und Kulturbetriebs möchten wir einen Beitrag leisten, damit wir alle auch künftig spannende Projekte umsetzen können.
Anke Greifeneder, Vice President Original Productions der TNT-Sender in EMEA,
Corona stellt Film und Fernsehen unter zahlreiche schwer zu meisternde Herausforderungen. Aber mitunter provoziert die derzeitige, knifflige Lage auch kreative Schübe – etwa in Form von zügig produzierten, ungewöhnlichen kleinen Serien, die speziell als Reaktion auf die Pandemie entstanden sind. ZDFneo legte vor. Zunächst mit der eitelsonnenschein/btf-Kooperation «Drinnen – Im Internet sind alle gleich», eine primär am Bildschirm und am Schreibtisch erzählte Serie über eine von Lavinia Wilson verkörperte Frau, die damit hadert, ihr Leben zu verändern, nun, da alles aus dem Ruder gelaufen ist.

Kurz darauf reichte ZDFneo die Anthologieserie «Liebe. Jetzt!» nach – "bestes Quarantäne-Fernsehen" mit solchen Namen wie Jürgen Vogel und Anja Karmanski, das sich mit verschiedenen Formen der Liebe beschäftigt, sowie damit, wie sie im Heute herausgefordert wird. Jetzt ist die TNT-Senderfamilie am Drücker – und die verfolgt sogar ein hehres Ziel damit: Alle Werbeeinnahmen, die 2020 im Umfeld des fünfteiligen Formates erzielt werden, gehen an die Aktion #KunstNothilfe. Die setzt sich das Ziel, von der Corona-Pandemie stark betroffene Kunst- und Kulturschaffende zu unterstützen. Zudem verzichten viele Beteiligte, insbesondere die SchauspielerInnen und AutorInnen, auf ihre Gage, um das ungewöhnliche Projekt zu ermöglichen.

Die Drehbücher stammen von drei großen Namen im hiesigen TV-Geschäft: Annette Hess («Ku’damm 56»), Sebastian Colley («Neo Magazin Royale») und Ralf Husmann («Stromberg»). Hess erläutert die Beweggründe hinter «Ausgebremst»: "AutorInnen können immer schreiben, AutorInnen sind seelische Quarantäne gewohnt. Aber es gibt unzählige Gewerke, deren Kreativität jetzt ruhen muss. Die Drehstopps, Produktionsstopps, Verschiebungen von Serien, Filmen, Musicals, Konzerten führen nicht nur zu einem Kreativitätsstau, der für KünstlerInnen immer schmerzhaft ist, sondern auch zu massiven finanziellen Ausfällen."

Auf dem Regiestuhl schließt sich zudem der Kreis in Sachen Corona-Serien: Verantwortlich ist nämlich «Drinnen»-Regisseur Lutz Heineking, jr., der also auch schon beste Erfahrung darin hat, auf Distanz Regieanweisungen zu geben. Und wie schon bei «Drinnen» wird auch bei «Ausgebremst» Witz mit Emotion ausbalanciert. Die Vorzeichen sind jedoch sehr unterschiedlich: «Drinnen» erzählt von einer Frau in ihren Dreißigern, die sich durch trocken-komische und süffisant-irrsinnige Situationen coronabedingter Kommunikation kämpft, während in ihr ein früheres Trauma brodelt.

In «Ausgebremst» dagegen geht es um Fahrschulchefin Beate (Maria Furtwängler, eine der antreibenden Kräfte hinter dem Projekt), die erst ihren Mann an eine junge Fahrschülerin und dann ihren Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer verloren hat – und letztlich hat sie auch ihren Lebensmut verloren. Nur ihre Schusseligkeit und eine sonderbare Systemstörung halten sie am Leben: Plötzlich gehen bei ihr Video-Anrufe ein, die eigentlich an die Telefonseelsorge gehen sollten. Ersetze lebensnahe Corona-Bedingungen durch einen schrägen Zufall …

Unter anderem unterhält Beate sich mit einer lebensmüden Stuntfrau (Ulrike Forsters), einem herzgebrochenen Verschwörungstheoretiker (Sabin Tambrea) und einer Mutter, die von ihrem videospielsüchtigen Sohn ausgesperrt wurde. Die Gespräche erhalten ein dezent-kauziges Element, indem Beate es sich angewöhnt, ihrem digital zugeschalteten Gegenüber stets mittels Verkehrsregeln und Schildern zu helfen.

Während sich in «Drinnen» ein Geheimnis nach oben kämpft, ist die Strecke in «Ausgebremst» deutlicher abzusehen: Mit Hilfe lässt sich zugleich Selbsthilfe betreiben, so die wenig kaschierte (und irgendwie auch metafiktionale) Lektion dieses Formats. Für fünf Folgen mit je einer Laufzeit im niedrigen zweistelligen Bereich reicht das, auch wenn die Figuren in diesem semi-improvisierten Format hauptsächlich aus einem Dialekt und einem Problem, das an ihnen nagt, bestehen – da sind die Gespräche zwischen Haupt- und Nebenfigur stellenweise sehr zügig ausgelotet. Aber allein schon aufgrund der guten Intention hinter «Ausgebremst» ist bei Neugier das Reinklicken empfohlen.

«Ausgebremst» wird auf den sozialen Kanälen der TNT-Sender veröffentlicht. Am 14. Juni werden ab 19.10 Uhr alle fünf Folgen bei TNT Comedy, TNT Serie und TNT Film gezeigt.

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