Filmfacts: «Endings, Beginnings»
- VÖ: iTunes US
- Laufzeit: 100 Min.
- Genre: Drama
- Kamera: Marianne Bakke
- Musik: Philip Ekström
- Buch: Jardine Libaire, Drake Doremus
- Regie: Drake Doremus
- Darsteller: Shailene Woodley, Jamie Dornan, Sebastian Stan, Kyra Sedgwick. Sherry Cola
- OT: Endings, Beginnings (USA/KOR 2019)
Drake Doremus‘ bereits neunte Regiearbeit erhielt direkt nach ihrer Premiere nicht nur größtenteils negative Kritiken, sondern wanderte danach auch direkt ins Angebot der Streaminganbieter. Etwas, was mit Doremus‘ Regiearbeiten zuvor schon mehrfach passierte. «Equals – Euch gehört die Zukunft», «Breathe In» oder auch «Like Crazy» blieb der große Durchbruch (respektive die reguläre Kinoauswertung) jedes Mal verwehrt. Und das, wo in Doremus‘ Filmen doch durchaus Ambitionen stecken.
Jack oder Frank?
Nachdem sich Daphne (Shailene Woodley) erst von ihrem langjährigen Freund Adrian getrennt und anschließend auch noch von ihrem Job verabschiedet hat, zieht sie ins Gästehaus ihrer Halbschwester Billie (Lindsay Sloane). Hier möchte sie erst einmal zur Ruhe kommen und herausfinden, was sie sich von ihrem Leben erhofft. Doch schneller als gedacht lernt sie auf einer Party zwei faszinierende Männer kennen: Da ist auf der einen Seite Jack (Jamie Dornan), ein ehrgeiziger Autor, der sich Hals über Kopf in Daphne verliebt. Und auf der anderen Seite Jacks bester Kumpel Frank (Sebastian Stan), der es etwas ruhiger angehen lässt und Daphne regelmäßig charmante Nachrichten schreibt, eh auch er ihr seine Gefühle gesteht. Die junge Frau steht zwischen zwei Männern, die beide auf ihre ganz eigene Art und Weise ihr Leben bereichern. Dabei wollte Daphne doch eigentlich erst einmal solo bleiben…
Das trifft definitiv auch auf «Endings, Beginnings» zu. Einen Film, der wie vor vier Jahren schon Christian Ditters deutlich konventioneller inszenierte RomCom «How to be Single» nicht etwa von einer Liebe, sondern von der Zeit zwischen zwei Beziehungen handeln soll. So zumindest etabliert das Skript Drake Doremus und der hier als Autorin debütierenden Jardine Libaire die Prämisse, wenn sie die von einer mehrjährigen Beziehung gezeichnete Daphne vorstellen. Die will dem Ratschlag ihrer Halbschwester Billie folgen und sich nun erst einmal um sich selbst kümmern, eh sie nicht ganz unverschuldet in eine Dreiecksbeziehung mit den beiden Freunden Jack und Frank schliddert. Die damit einhergehenden Probleme und emotionalen Zwiespälte (einmal erzählt Daphne einer Freundin davon, dass sie sich zu beiden Männern hingezogen fühlt, weil sie jeweils ganz unterschiedliche Lebensbedürfnisse von ihr befriedigen – der Konflikt, den die junge Frau mit sich austragen muss, ist daher auch durchaus nachvollziehbar!) werden von dem Drehbuch allerdings nicht zur Genüge herausgearbeitet.
Einzelne Drehbuchzeilen lassen die emotional unschlüssige Frau sogar regelrecht unsympathisch erscheinen, wenn sie auf der einen Seite eine Beziehung mit Jack eingeht und auf der anderen Seite den ihr sämtliche Türen offen lassenden (da durchaus doppeldeutigen) Chat mit Frank nicht beendet. Spätestens, wenn Frank Daphne darauf hinweist, dass sie ja nun Jacks Freundin sei, weigert diese sich, die Bezeichnung anzunehmen; auch wenn sie zuvor bereits einige Wochen Wohnung, Bett und Leben mit dem jungen Mann geteilt hat.
Zielloses Dahinwabern
Fast scheint es so, als würden sie die Macher zwischendrin immer mal wieder ganz plötzlich darüber bewusst werden, dass sie ja eigentlich gar keine Liebesgeschichte – egal ob nun eine zwischen zwei oder drei Menschen – erzählen wollten. Dann rückt Drake Doremus wieder voll und ganz seine weibliche Hauptfigur in den Fokus – auch im wahrsten Sinne des Wortes. Kamerafrau Marianne Bakke («Turn Me On») klebt mit ihrer Handkamera vorwiegend am Hinterkopf der Hauptfigur. Trotzdem scheint der Film kaum etwas über sie erzählen zu können, wenn diese sich nicht gerade in den Dialog mit zwei Männern begibt. Nur ganz vereinzelt kann sich Daphne über sich selbst definieren. Etwa, wenn sie ihrer Mutter (trotz kurzer Screentime sehr stark: Kyra Sedgwick) oder ihrer Schwester aus den vergangenen Jahren erzählt. Oder sie wahlweise im Umgang mit ihrer Nichte oder im Bewerbungsgespräch aufblüht, weil sie hier einmal nicht an ihre Vielleicht-vielleicht-auch-nicht-Beziehung(en) denken muss.
Doch diese Szenen sind rar gesät. Stattdessen wechseln sich in «Endings, Beginnings» Szenen zwischen Daphne und Jack mit Szenen zwischen Daphne und Frank (mal über Handy, mal in Form einer echten Begegnung) ab. Wenngleich es Shailene Woodley hier hervorragend gelingt, ihre von Mann zu Mann unterschiedlichen, emotionalen Regungen zu verkörpern, sodass ihr innerer Zwiespalt trotz dieses „First World Problems“ jederzeit greifbar wird, mäandert der Film im Mittelteil zu lange ziellos vor sich hin.
Davon, dass sich Daphne bloß für einen der beiden Männer entscheiden muss, sagt sich das Skript glücklicherweise früh los. Doch so richtig mitreißend ist «Endings, Beginnings» dadurch auch nicht. Auch durch die eher oberflächliche Charakterzeichnung der beiden Männer lässt einen «Endings, Beginnings» im weiteren Verlauf eher kalt. Der draufgängerische Jack lässt sich vorwiegend auf die Bezeichnung „charmanter Bad Boy“ herunterbrechen, Frank dagegen ist das genaue Gegenteil; ein mitfühlender Softie quasi. Auch dass die beiden Männer seit vielen Jahren eine innige Freundschaft unterhalten, sorgt zu Beginn noch für Würze; Schließlich weiß Daphne nie, ob ihr Gegenüber dem besten Freund von ihren Treffen erzählt. Doch auch das spielt irgendwann einfach keine Rolle mehr. Warum erfährt der Zuschauer nicht. So sehr sich Drake Doremus auch die Mühe macht, seinen Film möglichst frei von Klischees zu inszenieren, so sehr greift er bei der Figurenzeichnung doch auf Stereotypen zurück. Das ist schade, denn mit der letzten Viertelstunde besinnt sich der Regisseur wieder auf die erzählerischen Ursprünge zurück.
Dann ist er plötzlich wieder ganz eng an der eigentlichen Hauptfigur und am Thema Selbstfindung, das ganz und gar nicht von den Belangen irgendwelcher Männer abhängig ist, so ganz ohne Beeinflussung allerdings auch nicht immer funktioniert – sofern man es denn möchte. Ein sehr versöhnliches, die Protagonistin ernst nehmendes Ende, das einen besseren Film verdient gehabt hätte.
Fazit
«Endings, Beginnings» ist ein ambitioniert gedachtes Liebesdrama über eine Frau, die sich erst in zwei Männer verlieben muss, um sich selbst zu finden. Leider trüben Klischees und ein nichtssagender Mittelteil das Gesamtergebnis merklich.
«Endings, Beginnings» ist in den USA als Stream erhältlich.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
19.06.2020 11:31 Uhr 1
Okay, dass Dingens mit dem Krebs Drama war auch stark...aber, dieser Segeturn war meines Erachtens noch stärker!