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Nach dem Ausstieg von Charlie Sheen nach der achten Staffel erkannten das auch die Produzenten. Zwar war Charlie Sheen der Hauptdarsteller der Serie, seine Figur fungierte allerdings aus erzählerischer Sicht mehr wie eine Nebenfigur und war sogar die eheste aus der Main-Besetzung, die man leicht ersetzen konnte. Wie sähe das Leben in der Strandhausvilla ohne Charlie aus? Jake und Alan würden weiterhin Steilvorlagen für eine verzwickte Vater-Sohn-Beziehung geben, der Familiensprössling würde sich immer noch lieber für seinen Gameboy statt für einen Ausflug mit seinem Vater interessieren. Alan ist die Identitätsfigur der Serie, mit der jeder Zuschauer warm wird. Mehr Menschen dürften in einem Beruf feststecken, der von der Familie als langweilig angesehen wird, als wie Charlie Harper ein abgehalftertes, finanziell sorgenfreies Playboy-Leben zu führen.
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Ähnlich wie Alan als Bindeglied zwischen dem übrigen Cast und der Prinzessin fungierte, wurde diese Rolle in «The Big Bang Theory» von Leonard verkörpert. Der Wissenschaftler ist der „Normale“ der Bande, die aus den vier Jungs – und der Prinzessin Penny – bestand. Gerade diese Erfolgssitcom hat vollkommen flache stereotypische Sitcom-Figuren – vermutlich machte die Rollenverteilung das Format so erfolgreich. Sheldon Cooper ist das Genie, ähnlich wie Charlie Harper in «Two and a Half Men» dem Rest des Figurenorchestors finanziell überlegen war, während Howard («The Big Bang Theory») die Vorlagen als Sidekick wie Jake («Two and a half Men») gab. Penny ist das Pendant zu Judith, während die verrückte Rose eine weibliche Version von Raj ist.
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Werfen wir einen Blick auf eine weitere Erfolgssitcom der 2010er Jahre: «How I Met Your Mother». Im Mittelpunkt steht Ted Mosby, ein hoffnungsloser Romantiker, der seinen Kindern die Geschichte erzählt, wie er ihre Mutter kennengelernt hatte. Zu Beginn der Serie trifft er allerdings auf die Nachrichtensprecherin Robin, mit der er ein romantisches Abenteuer begann. Auch hier ist Ted das Bindeglied zwischen der Gruppe (erneut vier Personen) und der Prinzessin. Die Geschichte wiederholt sich: Ted ist die Identifikationsfigur, Barney tritt als Genie auf, Marshall ist der Sidekick und Lily wird im Lauf der Staffeln zunehmend zur Verrücktesten im Bunde.
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Das mag erschreckend simpel klingen. Doch wenn das Schreiben einer Sitcom so einfach wäre, dann müsste es derart gestrickte Serien zuhauf geben. Tatsächlich ist dieses Konstrukt aber nur ein Teil des Erfolgsrezeptes, das ohne kreative Autoren schnell in sich zusammenfällt. Chuck Lorre hatte als Erfolgsautor schon bei vielen Serien den richtigen Riecher. Auch er hat sich einen attraktiven Netflix-Deal gesichert und möchte – wie viele Produzenten, etwa die von «Friends» oder «Frasier» – seine Serien nun in der Nische produzieren. Kleine Sender und Streamingdienste geben den Verantwortlichen viele Freiheiten und nehmen zudem Druck, eine standardmäßige Erfolgsserie zu produzieren.
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Bei diesen Formaten gibt es kaum eine weitreichende Figurenentwicklung. Charlie Harper benötigte über 100 Episoden, um zu erkennen, dass er mit dem ständigen Wechseln seiner Partnerinnen nicht glücklich wird. Der Raj-kann-mit-Frauen-nur-mit-Alkohol-Witz wurde bis zum Unerträglichen ausgequetscht, und die Andeutungen einer Hochzeit bei «How I Met Your Mother» wurden knapp vier Jahre im Vorfeld gestreut. Aus Charlie Harper wird kein Walter White, stattdessen bekamen die Zuschauer jahrelang alten Wein in neuen Schläuchen – den sie jedoch begierig tranken.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
12.07.2020 16:55 Uhr 1
12.07.2020 20:52 Uhr 2
Besonders Modern Family passt so gar nicht in die Aufzählung, denn das hat eben überhaupt nicht die typische Konstellation. Die Serie hat keine fixe Identifikationsfigur, sondern verteilt diese Aspekte über alle Figuren hinweg und variiert dann Identifikation und Sidekick über die Geschichten hinweg immer wieder. Das ist das wesentliche Erfolgsgeheimnis der Show. Das Beziehungsgeflecht ist komplett anders aufgebaut als in den anderen genannten Serien. Claire ist kein Fixpunkt für den Zuschauer. Phil bei weitem nicht der einzige Bekloppte. Und Haley mag man als Prinzessin bezeichnen, aber nun wirklich nicht in dem Sinne, wie der Artikel die Prinzessinnen-Rolle definiert, nämlich als Love Interest außerhalb der Gruppe. Was auch schon bei HIMYM nicht mehr stimmt, weil sie hier (im Gegensatz zu Penny in HIMYM) Teil der Vierer-Gruppe ist.
Ganz so einfach ist es dann eben doch nicht.
13.07.2020 08:55 Uhr 3
09.08.2020 13:18 Uhr 4