Die Kritiker

«Guava Island»: Donald Glovers Musikvideofilm

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Kurz genoss er einen Hype, dann verschwand er rasch aus der Konversation: Wir haben uns «Guava Island» noch einmal angeschaut.

Filmfacts «Guava Island»

  • Regie: Hiro Murai
  • Produktion: Donald Glover, Fam Udeorji, Carmen Cuba, Jennifer Roth
  • Drehbuch: Stephen Glover
  • Story: Donald Glover, Stephen Glover, Ibra Ake, Jamal Olori, Fam Udeorji
  • Cast: Donald Glover, Rihanna, Nonso Anozie, Letitia Wright
  • Musik: Michael Uzowuru
  • Kamera: Christian Sprenger
  • Schnitt: Isaac Hagy
  • Laufzeit: 56 Minuten
Bevor Disney+ Beyoncés Kurzfilm «Black is King» veröffentlicht, ist es an der Zeit, auf «Guava Island» zurückzublicken – ein weniger als eine Stunde langes Filmprojekt mit Donald Glover («Community», «Atlanta»), Rihanna und Letitia Wright («Black Panther») in den Hauptrollen. Der Musikfilm spielt auf der fiktiven Insel Guava Island, wo die Folklore davon berichtet, dass überall dort, wo Liebe ist, auch zwangsweise als Gegengewicht Krieg auftauchen wird. Die Insel selbst lebt hauptsächlich vom Import eines berückend schönen Seidenstoffes – doch die Bevölkerung arbeitet sich in den Fabriken und Nähstuben völlig kaputt, statt das sie umgebende Paradies auszukosten. Ein verträumter Musiker (Glover) will das ändern …

«Guava Island» wurde unter Geheimhaltung im August 2018 auf Kuba gedreht und im April 2019 erstmals abseits des Festivalzirkus beworben – wenige Tage vor der Veröffentlichung im Rahmen des Coachella-Festivals. Als Promo-Aktion wurde «Guava Island» kurzzeitig global auf Amazon Prime für alle Interessenten zugängig gemacht – Prime-Abo hin oder her. Seit Ablauf dieser Aktion fristet «Guava Island» ein Dasein als geachtetes, aber eher wenig beachtetes Amazon-Prime-Original.

«Guava Island» kam im Zuge von Beyoncés Videoalbum «Lemonade» und Janelle Monaes Projekt «Dirty Computer» heraus und formte somit eine zufällig entstandene Trilogie aus Film-und-Album-Mixturen schwarzer Musikschaffender Amerikas. Wo Beyoncé sehr persönliche Wege ging und Monae eine politische Dystopie über Homophobie erschuf, ist «Guava Island» der leichtere Teil dieses Pakets, und das trotz eines klaren gesellschaftlichen Kommentars. «Guava Island» handelt einerseits von den romantischen Wünschen seines Protagonisten (im Sinne der großen Liebe), andererseits aber auch vom Kampf der Arbeiterklasse um mehr Rechte, Freiheiten und Lebensgenuss – hier ausgedrückt in Form des Bettelns um ein Musikfest zwecks kurzzeitiger Zerstreuung.

Gefilmt in einer träumerisch-inkonsistenten Mischung aus sonnengegerbten, von Straßenstaub vernebelten Aufnahmen in einem dokumentarischen Stil und freierer, künstlerischer Inszenierung im Stile eines Insel-Musicals, entführt uns «Guava Island» an einen schönen, doch wenig freudvollen Ort. Ein etwas spröder Grundtonfall wird wiederholt durchbrochen, etwa durch eine kreative Übertragung des Childish-Gambino-Hits "This is America" in ein Fabriksetting oder eine sorglose Strandliebesnummer. Ebenso ist die Folklore an diesem Schauplatz und die Modeästhetik des Schauplatzes von verschiedenen Einflüssen zersetzt – kubanisch, westafrikanisch. Gullah. Afro-Latinx. Vieles an «Guava Island» ist real, das Zusammenspiel jedoch ein Traum von einem bekannten, irrealen Ort.

Rihanna spielt zwar etwas steif, jedoch ist ihre Rolle eh begrenzt, während Donald Glover behände und gewitzt von "charakterlicher Tagelöhner" zu "verträumter Musiker" zu "Folkloreheld in spe" zu "Mini-Aufständler mit Herz" switcht. Das Ergebnis ist eine Stunde solider Filmunterhaltung, gestärkt durch gute musikalische Höhepunkte. Für Donald-Glover-Fans zweifelsohne einen (erneuten) Blick wert.

«Guava Island» ist auf Amazon abrufbar.

Kurz-URL: qmde.de/120123
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