Cast & Crew
Vor der Kamera:Christina Hecke als Judith Mohn
Robin Sondermann als Freddy Breyer
Rudolf Kowalski als Markus Zerner
Jeanne Goursaud als Lisa
Joachim Król als Wolfgang Abeck
Judith Neumann als Nadine Abeck
Barbara Prakopenka als Tanja Abeck
Hinter der Kamera:
Produktion: Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH
Drehbuch: Fabian Thaesler
Regie: Thomas Roth
Kamera: Nicolay Gutscher
Produzenten: Jutta Lieckl-Klenke und Dietrich Kluge
Nun mag es befremdlich sein, die raubeinige Grenzenlosigkeit und kraftmeiernde Zuversicht des Wilden Westens im Saarland zu verorten, jenem Bundesland, das uns die Familie Heinz Becker, Annegret Kramp-Karrenbauer und die perverse Kombination aus Ei und Maggi geschenkt hat. Doch wenn man im Wesentlichen davon erzählen will, wie sich „ein junges Mädchen“ nachts im Wald mit zwei Männern vergnügte und diese sexuelle Zügellosigkeit in gewisser Konsequenz (!) mit dem Leben bezahlen musste, passt es irgendwie, dass man diese Geschichte damit beginnt, wie Joachim Król mit einem Jagdgewehr in den Händen querfeldein durch die Prärie marschiert, bis er zu einem hübschen Neubau vordringt, in dem er dann kräftig rumballert.
Król spielt den Vater von besagtem „Mädchen“, das nach jener seltsamen Nacht im Wald die letzten vier Jahre im Wachkoma verbracht hat, ehe es vor zwei Wochen starb. Seine beiden männlichen Begleiter wurden wegen Vergewaltigung und versuchten Totschlags angeklagt, aber „aus Mangel an Beweisen“ freigesprochen. Dieser Formulierung haftet im Volksmund – und damit auch in der öffentlich-rechtlichen Denkweise, die einer „empfundenen Gerechtigkeit“ gerne das Wort redet, – die Vorstellung vom „Freispruch zweiter Klasse“ an. Denn nichts Genaues weiß man ja nicht.
In diesem perfiden Gedankenkomplex ist es also irgendwie logisch, dass sich Króls Figur eines spätsommerlichen Tages zum Haus von einem der Freigesprochen aufmacht und dort alles zusammenschießt. Dass er damit dessen zweifellos unschuldige Ehefrau abmurkst, ist zwar tragisch, bleibt jedoch ein Randaspekt.
- © ZDF/Andrea Enderlein
Judith Mohn (Christina Hecke) in Aktion.
Um zu verhindern, dass dieser Stoff nun ganz in einen Exploitation-Vigilante-Duktus abdriftet, lässt Christina Hecke in ihrer Rolle als Kommissarin Judith Mohn kaum eine Minute vergehen, um mit vor Sorge zerfurchtem Gesicht eine aufdringliche Empathie zu transportieren. Und während sich Króls vorbestrafter Autoschlosser mit Jagdschein schon den zweiten Freigesprochenen gekrallt hat und ihm nun in einer abgefuckten Kaschemme allerhand Geständnisse abpresst, gibt diese Judith Mohn den einfachen Gedanken des Publikums eine Stimme: „‘ne junge Frau, zwei Männer, das klingt doch alles nach Missbrauch“, ist ihr Kernansatz, bevor sie mit minimaler Sachkompetenz, aber umso mehr Bauchgefühl in zwei Sätzen einen ganzen Großprozess zerlegt: „Deshalb werden die freigesprochen? Da stimmt doch was nicht.“
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Das ZDF zeigt «In Wahrheit – Jagdfieber» am Samstag, den 12. September um 20.15 Uhr.
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