Von Magie und Mäusen
Der Held der Geschichte ist ein achtjähriger Junge (Jahzir Bruno), der seine Eltern auf tragische Weise bei einem Autounfall verliert. Völlig traumatisiert kommt er bei seiner liebenswerten Großmutter (Octavia Spencer) unter. Vergebens versucht sie zunächst ihren Enkel aufzumuntern. Das gelingt ihr erst durch eine Maus, die sie ihm in einem Käfig übergibt. Doch die Freude hält nur kurz, als eine Frau auftaucht, die den Jungen mit einer Schlange hypnotisieren will.
Seine Oma ahnt sofort, dass es eine Hexe war. Sie weiß, dass es Hexen auf ärmere Kinder abgesehen haben, weshalb sie mit ihrem Enkel in ein Luxushotel zieht, um dieser Gefahr zu entgehen. Zur gleichen Zeit treffen sich hier mehrere Frauen, die einen Kongress für hilfsbedürftige Kinder abhalten wollen. Hinter ihrer scheinheiligen Wohltätigkeit verfolgen sie jedoch einen ganz anderen Plan. Denn sie sind kinderhassenden Hexen, die unter Anleitung ihrer Anführerin (Anne Hathaway) alle Gören in Mäuse verwandeln wollen, um sie mit einem Schlag töten zu können.
- © Warner Bros.
Weichgespülter Spuk
Keine Frage, wenn hier Anne Hathaway durch die Lüfte schwebt und sich ihr hübscher Mund in ein zähnefletschendes Maul verwandelt, wird großes Special-Effects-Kino geboten. Gewiss ein visuelles Feuerwerk wie man es von einem Regisseur wie Robert Zemeckis erwarten darf - und doch wirkt das alles auch irgendwie weichgespült, ja, wie aus einem brav inszenierten Disney-Märchen. Das geht leider auf Kosten der Kuriositäten, die Roald Dahls Geschichten eigentlich ausmachen eigentlich ausmachen. Roegs Film von 1990 ist da mit grotesken Szenen und schwarzem Humor viel dichter dran. Was nicht verwundert, handelte es sich damals um eine britische Verfilmung, während wir es jetzt mit der Hollywood-Version zu tun haben. Hier ist alles amerikanisiert, das Geschehen wurde ins Alabama der frühen Sechziger verlegt.
Die positivste Veränderung dabei: Junge und Großmutter sind diesmal Afroamerikaner, womit man eine sozialkritische Komponente um die damalige Diskriminierung mit einbringen will. Nur schade, dass daraus dann doch nicht mehr gemacht wird. Letztlich will «Hexen hexen» dann doch nur bestes Family-Entertainment bieten, und aus dieser Perspektive funktioniert das sogar wunderbar. Gags sind ausreichend gestreut, um zwischen den gruseligen Spukmomenten gerade bei kleinen Zuschauern für Erleichterung zu sorgen. Es macht sogar Spaß, einer hier zum Overacting neigende Anne Hathaway («Der Teufel trägt Prada») als Schurkin zu erleben. Ebenso amüsant: Stanley Tucci («Kindeswohl») als überforderter Hotelmanager und Octavia Spencer («Hidden Figures») als verhinderte Voodoo-Priesterin.
Der Zauberer von Hollywood
Seit jeher stand Robert Zemeckis technischen Erneuerungen offen gegenüber. In «Falsches Spiel mit Roger Rabbit» kombinierte er auf verblüffende Weise Trickfilmfiguren mit realen Darsteller, seinen «Forrest Gump»-Mimen Tom Hanks ließ er neben Berühmtheiten wie John F. Kennedy und Elvis Presley auftreten (wofür beide den Oscar bekamen), und er war einer der ersten, der mit «Der Polarexpress» und «Die Legende von Beowulf» die 3-D-Filmwelle angetrieben hat. «Hexen hexen» mag weniger innovativ wirken, nicht mehr als ‚State of the Art‘, und doch ist es ein passender Stoff für den Kinomagier. Denn dem Fantasy-Kino war er stets näher, obwohl er sich auch mit Dramen wie «Flight» oder «The Walk» beweisen konnte, wenn auch mit weniger Erfolg an der Kinokasse.
Fazit: Professionelles Family-Entertainment, das sowohl zum Gruseln als auch zum Lachen einlädt. Mehr ist nicht zu erwarten.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
29.10.2020 11:11 Uhr 1
Naja, jedenfalls ist es ein Remake das keiner braucht und der Spaß für die ganze Familie sicherlich beim Original mehr ausgeprägt ist, als dieses unnötig nachgedrehtes Machwerk. Brauch kein Mensch.
29.10.2020 12:05 Uhr 2