Die Kritiker

«Wolfsland - Das Kind vom Finstertor»

von   |  2 Kommentare

Die 8. Folge der Krimi-Reihe mit Götz Schubert und Yvonne Catterfeld bietet vor allem Gewohntes; frei nach dem Motto: "Der Görlitzer und die Hamburgerin"

Stab

Darsteller: Götz Schubert, Yvonne Catterfeld, Louis Christiansen, Felix Goeser, Dagmar Leesch, Katharina Nesytowa
Musik: Andreas Weidinger
Kamera: Timo Moritz
Drehbuch: Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser
Regie: Till Franzen
Vielleicht hätte man diese Krimireihe dann doch gleich „Der Görlitzer und die Hamburgerin“ nennen sollen. Denn so, wie sich die beiden Hauptfiguren in Bezug auf ihre Herkunft angiften, beschleicht einen doch das dringende Gefühl, hier soll die permanente Grundspannung zwischen den beiden Ermittlern hauptsächlich über ihre Ost-West-Geschichte erzählt werden. Denn obwohl seit Kommissarin Viola Delbrücks (Yvonne Catterfeld) – damals eher aus der Not geborenen – Versetzung an die tschechische Grenze schon wieder vier Jahre her sind, bleibt „die Hamburgerin“ immer noch ihre ständige Anrede, wenn Kollege Burkhard „Butsch“ Schulz (Götz Schubert) etwas von ihr will. Norddeutsche Reserviertheit trifft auf ostdeutsche Aufdringlichkeit – das hat sich in der mittlerweile 8. Folge dann doch etwas abgenutzt.

Glücklicherweise bekommen Butsch und Viola bald genug zu tun, um sich nicht ständig an ihren gegensätzlichen Ortsklischees aufgeilen zu müssen: Nachts im Park findet ein Obdachloser einen toten Mann. In dessen Hosentasche sich ein Autoschlüssel befindet. In dessen dazugehörigem Auto sich wiederum ein kleiner Junge versteckt hielt, den Butsch nur dank seines pädagogischen Gefühls mit aufs Revier gezerrt bekommt. Weil das Kind nicht spricht und noch dazu an Vitamin-D-Mangel leidet – viel in der Sonne ist es also nicht gewesen – bekommt es bald den Namen Kaspar zugewiesen – und entwickelt schnell eindeutige Präferenzen, bei welchem Kommissar es sich wohler fühlt. Und ja, das kann nur einer sein: Denn der unkomplizierte, draufgängerische, einfühlsame Ossi kommt natürlich viel besser an als die zugeknöpfte, korrekte, phrasenschwingende, verstockte Hamburgerin.

Es folgt ein Exkurs, um Görlitz nicht nur mit den westdeutschen Klischees eines abgewirtschafteten, desolaten, provinziellen Ödlands darzustellen, sondern auch als Ort mit Potential – das aber nur zwielichtige Yuppies mit größenwahnsinnigen Slogans à la „Görlitz 2020“ ausnutzen wollen, und dabei noch massenweise öffentliche Gelder von der hochverschuldeten Kommune und dem noch viel verschuldeteren Land abgreifen.

Erst spät kommt der Film dazu, sich an emotionaler Tiefe zu versuchen: Der gefundene Junge wurde schon lange von seinen (wirklichen) Eltern vermisst – doch statt enthemmter Wiedersehensfreude begegnet die Mutter der unberechenbaren Situation mit Angst: Was, wenn nach all den Jahren keine Liebe mehr bestehen kann?

Leider flüchtet sich «Wolfsland» bald wieder in Allgemeinplätze und schematische Krimi-Handlungsstränge, anstatt sich mit vollendeter emotionaler Kraft diesem Thema zu stellen und auch die gebotene Trauer und den Schmerz auszuhalten. Denn auch „Das Kind vom Finstertor“ bleibt dem ursprünglichen Konzept treu – das da heißt: „Der Görlitzer und die Hamburgerin“.

Das Erste zeigt «Wolfsland – Das Kind vom Finstertor» am Donnerstag, den 3. Dezember um 20.15 Uhr.

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
09.12.2020 19:57 Uhr 1
Dit liest sich ja nicht so schön.... :relieved:
hilke.ahlers
13.12.2020 21:55 Uhr 2
Wie lauten die letzten Worte von Daniel Hölzer im Film, kaum zu verstehen.

"Das andere miteinander machen wir auch noch"?

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