Auch in diesem Jahr wieder bei Quotenmeter.de: Der große Jahresrückblick mit den wichtigsten Themen aus der ganzen Welt – und natürlich aus der Welt des Fernsehens. Tatkräftige Unterstützung leistet uns erneut Thomas Kausch, der werktäglich in Sat.1 die Nachrichten des Tages verliest.
Herr Kausch, starten wir mit einem Thema, welches eigentlich noch im Jahr 2004 stattfand, aber die Nachrichtenlage den gesamten Januar beeinflusste. Der Tsunami in Südostasien kostete hunderttausende Menschen das Leben. War das eine der schlimmsten Meldungen, die Sie verlesen mussten?
Das kann man so nicht sagen. Ich habe als Kriegsberichterstatter so viele schlimme Dinge gesehen, zum Beispiel den Völkermord in Ruanda 1995. Ich habe dort all die Toten sehen müssen – jede Katastrophe ist immer die Schlimmste.
Was geht in Reportern vor, wenn sie von einer solchen Katastrophe berichten? In Südostasien waren ja die Küstenregionen auf tausenden von Kilometern total zerstört.
Je größer die Katastrophe ist und je höher die Zahl der Toten ist, desto mehr treten die Einzelschicksale in den Hintergrund. Es wird irgendwann abstrakt – für uns hier im Studio und für die Menschen in Deutschland. Als Reporter vor Ort sieht man die Einzelschicksale vor Ort – dadurch wird das wahre Ausmaß einer solchen Katastrophe noch viel deutlicher.
Das Wort „unglaublich“ fiel auf Grund der immer weiter steigenden Opferzahlen tagtäglich. Ich hatte meinen Weihnachtsurlaub abgebrochen und am dritten oder vierten Tag gab es zum ersten Mal einen Bericht über ein Einzelschicksal. Es ging um eine Mutter, die mit ihren beiden Kindern am Strand war. Die Welle kam und die Frau musste innerhalb von Sekunden entscheiden, welches Kind sie nun loslässt, weil sie beide nicht hätte festhalten können. Sie hat sich dann entschieden, das jüngere Kind festzuhalten und das ältere Kind eben loszulassen. Durch dieses Interview mit der Mutter wurde die Tragödie zum ersten Mal wirklich fassbar. Gott sei Dank haben beide Kinder überlebt.
Was fühlt man dabei als Vater?
Das ist eine so menschliche Sache, dass es keine Rolle spielt, ob man Kinder hat oder nicht.
Vielleicht sollte zu diesem Thema aber noch Eines gesagt werden: So toll es war, dass damals enorme Summen gespendet wurden, so traurig ist es, dass jemand wie Kofi Annan jetzt betteln gehen muss, um für die über 80.000 Erdbebenopfer in Pakistan Geld zu bekommen. Das zeigt schon, dass der Zeitpunkt der Katastrophe in Südostasien, nämlich Weihnachten, wenn die Menschen sowieso viel spenden, mit ausschlaggebend für die hohe Summe war. Das liegt auch an der Region, weil man mit Thailand und anderen Ländern vielleicht eher Verbindungen hat als mit Pakistan. Wenn es also einen X-beliebigen Ort zu einem X-beliebigen Zeitpunkt trifft, und das dann ein Ort ist, zu dem man schlecht Zugang hat, dann sind die Menschen vielleicht doch ein bisschen weniger Wohlwollend.
Robert Hoyzer war ein großes Thema in diesem Jahr. Er hat in der zweiten Fußballbundesliga Fußballspiele verpfiffen und hat durch vorher getätigte Wetten knapp 60.000 Euro verdient. Auch der fast schon legendäre Plasma-Fernseher ist in seinen Besitz übergegangen. Hoyzer wurde im November zu Zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Eine zu harte Strafe?
Schwer zu sagen. Ich bin da ein bisschen hin und her gerissen. Da hat jemand Spiele verpfiffen. Es geht um Fußball, es geht um spielen und es geht um Sport. Es geht aber auch um Geld. Dass es so etwas gibt, hätte man also sowieso im Bereich des Möglichen einordnen können. Es ist sicherlich richtig, dass Herr Hoyzer eine Strafe bekommt. Aber Zweieinhalb Jahre im Gefängnis sitzen? Das ist eigentlich ganz schön hart, wenn ich subjektiv und aus dem Bauch heraus urteile.
Andererseits kann ich es nachvollziehen, wenn die Richterin sagt, dass das kein Kavaliersdelikt gewesen sei. Wenn man eine solche Strafe dann auf Bewährung aussetzen würde, dann würde es schon ein bisschen danach aussehen.
Ein Schaden für die WM – wie er oft befürchtet wurde – den gibt es aber eigentlich nicht.
Nein, weil ja auch „nur“ die zweite Bundesliga und der DFB-Pokal davon betroffen waren.
Ein Topthema der Fernsehbranche waren die Führungswechsel bei RTL. Marc Conrad wurde nach knapp 100 Tagen wieder von Gerhard Zeiler abgelöst. Inzwischen sitzt Ex-VOX-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt auf dem Chefsessel. Können so viele und schnelle Wechsel überhaupt gut tun?
Es tut einem Sender nie gut, schnell viele Wechsel zu haben. Aber Überhaupt mal die Spitze auszuwechseln ist sicherlich nicht schädlich. Ein frischer Wind ist immer gut. Gerhard Zeiler war ja sehr lange Geschäftsführer von RTL.
Ist Anke Schäferkordt die richtige für diesen Job?
Das kann ich schwer beurteilen. Sie hat ihre Arbeit bei VOX super gemacht, deswegen gehe ich davon aus, dass dies bei RTL auch der Fall sein wird. Wir können uns hier also nicht gelassen zurücklehnen.
Im zweiten Teil unseres Jahresrückblicks, der am kommenden Sonntag erscheint, sprechen Manuel Weis und Thomas Kausch unter anderem über den Tod des Papstes und die Bundestagswahl 2005.