Die Kino-Kritiker

«We Can Be Heroes»

von

Wenn kleine Racker die Welt retten.

Wenn man derzeitig im Kino keine Superhelden mehr erleben kann, muss halt der heimische Bildschirm herhalten, und dann darf es bestimmt auch eine Nummer kleiner sein. Warum nicht ganz klein und mal jüngere Racker die Welt retten lassen. Robert Rodriguez wagt es, und das nicht zum ersten Mal. Dabei ist der texanische Regisseur eher durch blutrünstige Schocker wie «From Dusk Till Dawn» (1996) und «Sin City» (2005) berühmt geworden, die so gar nichts für Kinder sind und berechtigterweise hierzulande stets eine Altersfreigabe von 18 Jahren bekommen haben.

Zwischendurch drehte Rodriguez aber immer wieder mal knallbunte Kinderfilme wie «Spy Kids»-Serie, bestehend aus drei Teilen, und «Die Abenteuer von Sharkyboy und Lavagirl». Dieser Actionbrei ging 2005 an der Kinokasse jedoch gnadenlos unter, und da verwundert man sich schon, warum es über 15 Jahre später nun die Fortsetzung «We Can Be Heroes» gibt. Netflix macht‘s möglich und scheint wie Rodriguez wie zuvor schon Martin Scorses mit «The Irishman» oder David Fincher mit «Mank» freie Hand, aber wenig Geld für die Umsetzung gegeben zu haben.

Sprösslinge mit Superkräften
Die Erde von Aliens angegriffen, doch die von Marcus Moreno (Pedro Pascal) angeführte Superheldentruppe der Heroics stellt sich ihnen in den Weg. Doch er und seine Mitstreiter von Tech-No (Christian Slater) bis Miracle Guy (Boyd Holbrook) sind völlig machtlos und geraten auf einem riesigen Raumschiff in Gefangenschaft. Glücklicherweise haben sie Sprösslinge, die ebenfalls mit Superkräften ausgestattet sind. Doch Rewind (Isaiah Russell-Bailey), Guppy (Vivien Blair), Slo-Mo (Dylan Henry Lau), A Capella (Lotus Blossom), Missy Moreno (YaYa Gosselin), Fast Forward (Akira Akbar) und Ojo (Hala Finley) wurden zuvor schon in Sicherheit gebracht.

Die Regierungsbeamtin Miss Granada (Priyanka Chopra) ist gar nicht begeistert, dass die Kids ihren Eltern zu Hilfe eilen wollen. Da hilft nur der Ausbruch aus dem Sicherheitstrakt, um auf das außerirdische Mutterschiff im All zu gelangen. Aber wie sollen sie dort hinkommen? Grandma Moreno (Adriana Barraza) weiß Rat. Als sie es jedoch aufs Raumschiff schaffen, erwartet sie eine böse Überraschung.

Special-Effects ohne 3-D
Bisher hat Robert Rodriguez seine Ausflüge ins Kinderparadies stets in 3-D realisiert, was als Streaming-Angebot im Netz natürlich nicht mehr möglich ist. Vielleicht wären billige Effekte wie ‚Superhelden fallen vom Himmel‘ oder ‚Junge kann seinen Hals meterlang dehnen‘ dann etwas geschmeidiger ausgefallen. Da spürt man sofort, dass diese Produktion äußerst sparsam umgesetzt werden musste. Darüber könnte man jedoch noch gut und gern hinwegsehen, wenn zumindest der Rest stimmen würde.

Aliens, die unsere Welt bedrohen, Superhelden, die sich ihnen entgegenstellen – was für ein abgenutzter Plot! Der Clou soll sein, dass die Kinder der Heroes einspringen sollen – auch das ist schnell abgehakt und führt kaum dazu, Große und kleine Zuschauer noch länger an die Bildschirme zu halten. Bleibt also nur der Niedlichkeitsfaktor der Gören von geschätzten sechs bis zehn Jahren. Sie sollen sich jetzt wie Erwachsene verhalten, lachen, streiten und versöhnen sich miteinander aber stets auf einer kindlichen Ebene. Daraus zieht «We Can Be Heroes» letztlich den größten Unterhaltungswert, denn ganz klar sind die Kleinen zuckersüß, spiegeln mit ihren Eskapaden die Erwachsenwelt und dienen Grundschulschülern als Identifikationsfiguren.



Die Großen bleiben blass
Dass die großen Schauspieler dabei im Hintergrund bleiben müssen, ist natürlich so gewollt. Bis auf einen Kampf in den Wolken bekommen sie kaum etwas zu tun. Sowohl Christian Slater («Der Name der Rose») als auch Pedro Pascal («The Mandalorian») hinterlassen als Superhelden einen ziemlich blassen Eindruck. Einzig die 2000 zur Miss World gekürte Priyanka Chopra darf ein bisschen mehr austrumpfen. Die indische Sängerin und Schauspielerin, die in Bollywood («Barfi») ebenso etabliert ist wie in Hollywood («Baywatch»), ergatterte sich aber auch die dubioseste Rolle in dem bonbonfarbenen Zirkus, ohne jetzt zu viel verraten zu wollen.

Taylor Dooley absolviert als Lava-Girl ihren Pflichtauftritt. Taylor Lautner («Twilight») als Sharkboy fehlt jedoch. Stuntkoordinator J.J. Dashnaw («Sin City») ist als sein Nachfolger eingesprungen, muss aber die ganze Zeit die Klappe halten. Wobei man auch sagen muss, dass man «Die Abenteuer von Sharkyboy und Lavagirl» nicht gesehen haben muss, um «We Can be Heroes» folgen zu können. Gar nicht, denn letztendlich ist das Ganze nicht mehr als ein plumpes und gehaltloses Superheldenmärchen. Bestimmt wäre mehr Tiefgang möglich gewesen. Daran denkt man zumindest, wenn Christopher McDonald («Fanboys») als blonder US-Präsident auftaucht, der nichts Gutes im Schilde führt.

Fazit: «We Can Be Heroes» biedert sich als Actionkomödie für Kinder und Erwachsene an, ist aber so uninspiriert umgesetzt, dass zum Schluss nur Langeweile übrig bleibt.

«We Can Be Heroes» ist bei Netflix zu sehen.

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