Die Kino-Kritiker

«The Outpost – Überleben ist alles» – Ein 12-Stunden-Kampf um Leben und Tod

von   |  2 Kommentare

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman des CNN-Journalisten Jake Tapper. Regie führte «Rufmord»-Macher Rod Lurie.

400 schwer bewaffnete Taliban-Kämpfer stürmten am 3. Oktober 2009 den US-Außenposten Keating im Nordosten von Afghanistan nahe der Stadt Kamdesh. Eine strategisch ungünstige Militärbasis mitten im Feindesland, umgeben von drei steilen Bergen, die deshalb kurz vor der Schließung stand. Quasi im letzten Augenblick mussten sich 54 auf sich allein gestellte US-Soldaten dieser Übermacht stellen. Ihr Kampf ums Überleben dauerte 12 Stunden und zählt zu den blutigsten Auseinandersetzungen im Afghanistan-Konflikt. Basierend auf den Tatsachenroman „The Outpost: An Untold Story of American Valor“ des CNN-Journalisten Jake Tapper verdeutlicht Regisseur Rod Lurie («Rufmord – Jenseits der Moral»), dass die Verteidiger nur deshalb dieser lebensbedrohende Lage ausgesetzt waren, weil auf höheren militärischen Ebenen zu viele Fehlentscheidungen getroffen wurden. Ein anklagender Film, der ohne Pathos und Patriotismus auskommen will, aber dennoch eindrucksvolle Actionbilder liefert.

Soldaten als Friedensstifter
Vier US-Soldaten werden zur Verstärkung ins Camp Keating geschickt. Noch ahnen Clint Romesha (Scott Eastwood), Justin Gallegos (Jacob Scipio), Michael Scusa (Scott Alda Coffey) und Josh Kirk (Jack Kesy) nicht, was ihnen hier blüht. Captain Keating (Orlando Bloom) weist die vier Neuankömmlinge ein und erklärt ihnen, dass die eigentliche Aufgabe der Truppe wäre, durch Entwicklungsprojekte das Vertrauen der Einheimischen zu gewinnen. Die meiste Zeit aber verbringen die Soldaten mit Warten in brütender Hitze. Sie müssen dabei permanent auf der Hut sein, denn immer wieder werden sie von vereinzelten Taliban von oben beschossen.

Als das Gerücht aufkommt, das Camp würde sowieso bald aufgelöst werden, heißt es Durchhalten. Aber auch ihre Gegner haben davon gehört und reagieren mit einer Offensive, mit der die Amerikaner nicht gerechnet haben. Bei den brutalen Gefechten kommen acht US-Soldaten ums Leben und zwei Dutzend werden teilweise schwer verletzt. Ein Überlebenskampf, der gar nicht nötig gewesen wäre.

Tod und Tapferkeit
Bereits vier Monate nach der Schlacht um Kamdesh erfolgte eine Überprüfung der Geschehnisse im Pentagon. Dabei kam heraus, dass die Stationierung der Einsatzkräfte mitten im Feindesland absolut sinnlos war. Davon wurden die Toten auch nicht mehr lebendig, und viele der Überlebenden wurden mit Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet, während gegen vier hochrangige Offiziere Disziplinarverfahren eingeleitet wurden. Knapp zwei Stunden dauert «The Outpost – Überleben ist alles» und genauso wie die Protagonisten nimmt man auch als Zuschauer die Perspektive aus dem Camp ein.

Es bleibt der einzige Schauplatz, wo uns in der ersten Hälfte die Hauptfiguren vorgestellt werden, um so etwas wie eine Nähe zu ihnen aufzubauen. In der zweiten Hälfte dominiert aber das Kriegsszenarium und die Kamera suggeriert uns, mittendrin zu sein, um einen realistischen Eindruck davon zu bekommen, was es heißt, von allen Seiten beschossen zu werden und um sein Leben zu fürchten. Dass ist schon akustisch kaum zu ertragen. Ständig kracht und knallt es um einen herum. Optisch werden uns gängige Bilder von schießenden und leidenden Soldaten vorgesetzt – auch das ist gewöhnungsbedürftig.



Krieg ist hässlich und menschenverachtend
Man sollte also vorher wissen, worauf man sich hier einlässt. In «The Outpost – Überleben ist alles» wird das Militär zwar glücklicherweise nicht heroisiert, aber als Antikriegsfilm wird aber auch nichts Neues gezeigt, was wir alle nicht sowieso schon wissen: Krieg ist hässlich und menschenverachtend. Es fehlt die Verarbeitung auf einer Metaebene, um die Sinnfrage abzuklären und zu einer echten emotionalen Einbindung der Zuschauer zu gelangen. In seiner aufgesetzten Sachlichkeit, um so etwas wie Authentizität vorzugaukeln, bleiben wir trotz aller Versuche der Anbindung aber doch nur Beobachter, die froh sind, das Ganze schnell hinter sich lassen zu können.

Fazit: Der Film will ein realistisches Bild davon abgeben, was es heißt, Soldat zu sein. Statt Stolz und Pathos dominieren Ängste und Zweifel. Aber dann wird doch nur 45 Minuten lang unentwegt gekämpft, um der Action zu dienen.

«The Outpost» kann unter anderem im Sky Store ausgeliehen oder gekauft werden.

Kurz-URL: qmde.de/124613
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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
16.02.2021 23:57 Uhr 1
wie soll denn sonst ein "Kriegs/Army" Film sein??? Soll da etwa NICHT geballert werden???



Dann würde dir garantiert nicht die geniale SEAL Serie mit David Boreanaz gefallen!
Ollefendte
17.02.2021 16:24 Uhr 2
In the Army now - vielleicht eher was für 2003.

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